Schule der Luftfahrer So läuft die Pilotenausbildung in Sankt Augustin

Sankt Augustin · Am Standort Hangelar werden Hubschrauberpiloten und Techniker für die Polizei in Bund und Ländern geschult. Einen Hubschrauber ruhig in der Luft zu halten, ist für Anfänger eine schwierige Übung.

Polizeikommissarin Sarah Schöne war vor ihrer Ausbildung in der Luftfahrerschule der Bundespolizei-Fliegergruppe in Sankt Augustin schon Cessna geflogen. „Die Systeme sind ganz anders als im Flugzeug, es war am Anfang wirklich ungewohnt“, sagte die 25-Jährige.

Der Fluglehrer greift nur ein, wenn es kritisch wird. Wer das Schweben gelernt hat, übt Abheben und Absetzen. Beim ersten „Solocheck“ müssen sich die Pilotinnen und Piloten dann ganz auf sich alleine verlassen. Da kann schon der Brandgeruch von einem durchgeschmorten Landelicht für feuchte Hände sorgen.

Nach 21 Monaten Ausbildung bringt so etwas die Absolventen nicht mehr aus der Ruhe. Gerade hat der 38. Lehrgang, zu dem auch Sarah Schöne als eine von drei Frauen gehörte, seine Lizenzen bekommen. Die Zahl der Ausbildungsplätze, die für die Bundespolizei und die Polizeien der Länder zur Verfügung stehen, soll von 20 auf 24 erhöht werden.

Die Aufgaben der Hubschrauberbesatzungen sind vielfältig. Der Stützpunkthubschrauber Pirol 140 zum Beispiel kann 24 Stunden am Tag aus Hangelar angefordert werden. Die Polizisten überwachen damit Bahnanlagen und Grenzen, suchen nach vermissten Personen oder flüchtigen Straftätern. Mit Hilfe der Transporthubschrauber kann die Polizei bei Fußballspielen oder Demonstrationen schnell auf die Einsatzlage reagieren. Sie bringen aber nicht nur Polizeibeamte zum Einsatz, sondern auch Staatsgäste sicher an ihr Ziel oder Gefangene zum Generalbundesanwalt. Der Luftfahrtbetrieb in Hangelar gewährleistet außerdem den Einsatz der Rettungshubschrauber Christoph 3 und Christoph 9.

Bei der feierlichen Übergabe der Lizenzen blickten der Lehrgang 38 am Freitag auf die vergangenen Monate zurück. Die angehenden Piloten hatten sich „Aus der Sonne kommen“ als Motto für ihr Jahrgangslogo gewählt, angeregt von einem Fluglehrer und seinem Rat, in Gedanken immer vor der Maschine zu sein. Begonnen hatte die Ausbildung mit einem zweimonatigen Englischlehrgang beim Bundessprachenamt. Dann folgten sieben Wochen Theorie mit Themen wie Meteorologie, Navigation, Luftrecht, Triebwerk- und Hubschraubertechnik und Psychologie.

Anfangs war „einfach mal im Viereck fliegen schon anspruchsvoll genug“, berichteten Absolventen in ihrem Rückblick auf eine „sehr anstrengende und sehr schöne Zeit“. Zuletzt konnten sie beim Training im hochalpinen Gelände zeigen, was sie gelernt haben. „Die Kür ist, nachts mit mehreren Maschinen im Verband zu landen“, sagt der stellvertretende Ausbildungsleiter Michael Marx.

Lehrgangsleiter Patrick Haas ist stolz darauf, dass sich 17 „Fußgänger“ in 634 Tagen zum lizenzierten Flugbesatzungspersonal entwickelt haben. Nur sechs von insgesamt 250 Prüfungen mussten nachgeholt werden – auch das beweise die großen Leistungen des 38. Ausbildungslehrgangs. „Ich würde mich freuen, wenn wir mal einen Einsatz zusammen fliegen könnten“, sagte der Erste Polizeihauptkommissar Haas zum Abschied.

Thomas Helbig, Leiter der Bundespolizei-Fliegergruppe, sprach bei der Lizenzübergabe auch das Thema Fluglärm an. „Wir wissen nur zu gut, wie laut unser Arbeitsgerät ist“, sagte er. Deshalb sei man bemüht, „die Städte und Dörfer, in denen wir zumeist selbst wohnen“, so wenig wie möglich zu belasten. „Es ist aber nicht sinnvoll, eine Stunde geradeaus zu fliegen, und dann erst zu üben“, sagte Helbig. Er machte deutlich: „Wir fliegen nicht zum Spaß. Zusammen mit unseren Kolleginnen und Kollegen erfüllen wir unseren gesetzlichen Auftrag, und den haben wir zum Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger.“ In Sankt Augustin trainiert auch die Spezialeinheit GSG 9 der Bundespolizei für ihre Einsätze.

Polizistin Sarah Schöne schätzt an ihrem Beruf die Abwechslung: „Man erlebt jeden Tag etwas anderes.“ Ihre Pilotinnenlaufbahn geht jetzt bei der Bundespolizei-Fliegerstaffel Fuhlendorf bei Hamburg weiter. Die 25-Jährige soll als erste Frau auf dem großen Transporthubschrauber „Super Puma“ AS 332 ausgebildet werden. Sie ist eine von insgesamt sieben Pilotinnen bei der Bundespolizei. Ihr Ziel für die Zukunft: „Ich möchte gerne zu Frontex-Einsätzen ins Ausland.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort