Missionarin aus Sankt Augustin "Solomia" Jessica Bürger hat sich in Ghana gut eingelebt

SANKT AUGUSTIN/NAMOO · Sie ist herzlich aufgenommen worden und schon fest integriert. Das allerwichtigste aber: Sie fühlt sich wohl in Afrika. Die Sankt Augustinerin Jessica Bürger ist "Missionarin auf Zeit" und für die Steyler und die Stiftung Regentropfen ein Jahr in Ghana. Wie sie die ersten knapp drei Monate erlebt hat, schildert sie uns in ihrem Bericht, der uns diese Woche erreichte.

 Lernen in Afrika: Jessica Bürger aus Sankt Augustin ist für die Steyler Missionare auf Zeit in Ghana und hilft dort bei einem Schulprojekt.

Lernen in Afrika: Jessica Bürger aus Sankt Augustin ist für die Steyler Missionare auf Zeit in Ghana und hilft dort bei einem Schulprojekt.

Foto: Steyler Missionare

"Seit dem 2. Oktober bin ich als Missionarin auf Zeit in dem Projekt des Steyler Paters Moses Asaah Awinongya tätig. Hier in Namoo, im Norden Ghanas, unterstütze ich das Team bei der Betreuung der Schützlinge, die von der "Stiftung Regentropfen - Bildung zum Leben" Hilfe bei ihrer Schulausbildung erfahren.

Seit meiner Ankunft hier in Namoo sind bereits zwei Monate vergangen. Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit doch vergeht. Als ich Anfang Oktober in Accra ankam, wurde ich sofort herzlich von der Familie von Pater Moses empfangen. Meine erste Woche verbrachte ich bei ihnen in Ashaiman (Greater Accra Region), wo ich einen ersten Eindruck vom Essen, Wäsche waschen und natürlich der Kultur und dem Leben in Ghana gewinnen konnte. Dann ging es mit dem Auto durch Ghana zu meinem Einsatzort Namoo (Upper East Region).

Unterwegs stieß Caroline Kurugu, die Managerin der Stiftung vor Ort, zu mir. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge und haben uns auf Anhieb gut verstanden. Sie hat mir bereits vieles gezeigt und erklärt und ist mir in der Zwischenzeit eine sehr gute Freundin geworden. Ich möchte sie um nichts in der Welt mehr missen. Auch Diana, die Mitarbeiterin, die mit mir die Kinder betreut und mit der ich zusammenwohne, ist mir sehr ans Herz gewachsen. Darüber hinaus habe ich auch noch weitere Freunde gewonnen und sofort Anschluss gefunden.

Überall wo ich hinkomme, werde ich "Solomia" gerufen. Das ist Gurune, die Sprache der Fra-Fra hier im Norden und bedeutet so viel wie "die Weiße". Daran habe ich mich fast schon gewöhnt, genau wie daran, von den meisten angestarrt zu werden. Mein Gurune beschränkt sich bisher auf ein paar Konversationsbrocken wie "Guten Tag" oder eben "Guten Morgen", "Wie geht es dir?" und "Mir geht es gut". Noch fällt es mir etwas schwer, die Sprache zu lernen und Ghanaer, die ich nicht regelmäßig sehe, von einander zu unterscheiden. Ich bemühe mich jedoch daran zu arbeiten. Jeder hat Verständnis, und dafür bin ich sehr dankbar. Ich schätze die Höflichkeit und Gastfreundlichkeit der Ghanaer sehr. Deswegen fühle ich mich hier wahrscheinlich auch so wohl.

Aber nun zum wichtigsten Teil: meiner Arbeit mit den Kindern. In diesen ersten acht Wochen habe ich zunächst mal alle Kinder und Jugendlichen, die von der Stiftung unterstützt werden, kennengelernt. Für jeden habe ich mir Zeit genommen, die Geschichte und Besonderheiten zu erfahren. Ich weiß jetzt, welche Person hinter welchem Namen steht, auf welche Schule und in welche Klasse unsere Schützlinge gehen, wie die jeweilige familiäre und finanzielle Situation ist, was die einzelnen Lieblingsgerichte und -spiele sind und welche Berufswünsche sie haben. Am häufigsten genannt: Lehrer. Wir haben bereits unzählige Bilder gemacht, so zum Beispiel Porträts, Fotos mit den Kindern und Diana und mir, aber natürlich halten sie auch den gemeinsamen Englischunterricht fest.

Ich habe ziemlich schnell festgestellt, dass die Kleinen mich kaum, beziehungsweise gar nicht, verstehen, und darum geben Diana und ich jetzt jeden Sonntag ein paar Stunden Englisch-Nachhilfe. Darüber hinaus sieht das Team in Ghana aber auch, wenn ein Kind etwas braucht. In diesem Fall - und wenn sich jemand mit einer Anfrage an uns wendet - stellt "Regentropfen Education Foundation" in Ghana einen Antrag an die Stiftung Regentropfen in Deutschland. In der Regel handelt es sich hierbei um Schulgebühren, Schuluniform, Hefte, Bücher und Schreibutensilien. In Ausnahmefällen stellt die Stiftung auch schon mal ein Fahrrad oder Tische und Stühle bereit.

Nachdem wir unsere Schützlinge in den Schulen besucht haben, stehen nun für Diana und mich die Hausbesuche an. Einige Unterkünfte unserer Kinder habe ich dennoch schon gesehen: Die Verhältnisse sind leider verheerend. Viele der Kinder haben ihre Eltern verloren und leben bei Verwandten oder Großeltern. Diese haben in der Regel keinen Job und bauen nur während der Regenzeit Hirse und Erdnüsse für den Eigenbedarf an. Wenn dann von November bis April die Trockenzeit herrscht, kämpfen viele schlicht um ihr Überleben.

Um den Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen zu können, helfen wir ihnen, eine gute Schulbildung zu erfahren. Nur so können sie den Kreislauf durchbrechen und auf ein besseres Leben hoffen. Dies eröffnet ihnen nämlich die Türen später einen Beruf ausüben und gut für die Familie sorgen zu können." Jessica Bürger

Info

Weitere Informationen über die Stiftung und Jessica Bürger gibt es unter www.jessicainnamoo.wordpress.com und www.stiftung-regentropfen.com. In einem nächsten Bericht wird Jessica Bürger über das Ausbildungszentrum und die Kultur in Ghana erzählen.

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