Westerwald-Taunus-Tunnel SPD Sankt Augustin gegen Megatunnel für Güterverkehr

RHEIN-SIEG-KREIS · Dass in Zukunft mehr internationaler Güterverkehr auf dem Weg zwischen Rotterdam und Genua durch das Gebiet des Rhein-Sieg-Kreises rollt, gilt als wahrscheinlich. Bloß wo? Das Rheintal ist jetzt schon am Limit, und die möglichen Alternativen sind in der Region umstritten.

Eisenbahnbrücke an der Sieg: Zurzeit wird Sankt Augustin nur in Menden vom Güterverkehr tangiert.

Eisenbahnbrücke an der Sieg: Zurzeit wird Sankt Augustin nur in Menden vom Güterverkehr tangiert.

Foto: Holger Arndt

Gegen den durchgehenden zweigleisigen Ausbau der Siegtalstrecke (Troisdorf-Siegen) hat sich jüngst die CDU in Hennef und Eitorf ausgesprochen - und als Alternative den Bau des 110 Kilometer langen Westerwald-Taunus-Tunnels favorisiert. Bloß nicht, kontert die SPD Sankt Augustin: Der Einstieg des Megatunnels läge in der Hangelarer Heide.

Die beiden Bahnprojekte werden aktuell vor der Aufstellung des neuen Bundesverkehrswegeplans geprüft. Die Idee eines Westerwald-Taunus-Tunnels erfreut sich länderübergreifend Beliebtheit, weil damit der Bevölkerung Bahnlärm erspart bleiben würde. Jedoch nicht überall: Laut SPD Sankt Augustin würde die Trasse zunächst oberirdisch in Menden abzweigen und nach Hangelar führen, wo die Züge dann für eine Distanz von 110 Kilometern unterirdisch verschwinden würden.

"Das Projekt hätte vor allem eine erhebliche Lärmbelastung in Sankt Augustin und Troisdorf zur Folge", warnt SPD-Fraktionschef Marc Knülle. Auch würde die Trasse durch die Hangelarer Heide und damit durch "sehr sensibles ökologisches Gebiet" verlaufen. Angesichts der geschätzten Bausumme von elf Milliarden Euro bewertete Knülle das Projekt als "Wolkenkuckucksheim".

So teuer wäre der Ausbau der Siegtalstrecke nicht. Die CDU sprach jüngst unter Berufung auf das Bundesverkehrsministerium von 370 Millionen Euro. Knackpunkt - und ein Grund für die Vorbehalte - ist der Bahnlärm im Siegtal, der durch einen Anstieg des Güterverkehrs zunehmen würde.

Doch der soll gar nicht so drastisch sein, erklärte der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Hartmann und bezog sich dabei auf ein Schreiben von Enak Ferlemann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium: Die Siegstrecke besitze bei vollständigem Ausbau ein maximales Potenzial von 86 Güterzügen am Tag (Summe beider Fahrtrichtungen). "Eine Steigerung dieser Zugzahl ist aufgrund der Marktnachfrage und der Kapazität der angrenzenden Eisenbahnstrecken unrealistisch", zitiert Hartmann den Staatssekretär. Gegenwärtig werde die Strecke von 25 Güterzügen täglich genutzt. "Es könnten heute theoretisch deutlich mehr Züge die Siegstrecke nutzen, allerdings sind andere Routen für den Güterverkehr attraktiver", sagte Hartmann.

Wenn sich bei der aktuellen Prüfung auf Bundesebene herausstellen sollte, dass die Strecke für den Güterverkehr nicht bedeutend genug ist, dann wird sie wohl überhaupt nicht ausgebaut. Wie Hartmann bei Ferlemann weiter erfuhr, ist der Ausbau allein für den Personnennahverkehr Sache des Landes. Und dieses hat schon 2005 dem Streckenausbau zugunsten des Nahverkehrs eine Absage erteilt.

Sollte der Bund jedoch den Ausbau vorantreiben, dann sollen laut Hartmann nicht nur jene Abschnitte Lärmschutz bekommen, die ein zweites Gleis erhalten. Seine Forderung: Die ganze Strecke soll als Neubauprojekt klassifiziert werden. "Nur so ist der maximale Lärmschutzstandard für die Anwohner zu erreichen", erklärte der Bundestagsabgeordnete.

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