Energiesparen in Sankt Augustin Stadt will die Nutzer erziehen
Sankt Augustin · Gutachter untersuchte die 58 kommunalen Gebäude und erstellte eine Mängelliste.
Eine Heizung in den 58 städtischen Gebäuden ist durchschnittlich 20 Jahre alt. Das ist eines der Ergebnisse, die Gebäude-Energieberater Simon Reuter vom Büro für Natur- und Umweltschutz am Dienstagabend im Planungsausschuss vorstellte. Bei seiner Untersuchung schaute Reuter sich auch die Beleuchtungen und die Lüftungen an. Die durchschnittliche Lüftungsanlage stammt demnach aus dem Jahr 1985. „Bei der Untersuchung sind alle städtischen Gebäude auf ihre energetischen Einsparpotenziale überprüft worden“, sagte der Technische Beigeordnete Rainer Gleß. Dazu zählen etwa Kitas, Schulen und Feuerwehrhäuser. Insgesamt liegt die gesamt installierte Leistung bei soviel Kilowattstunden, wie sie im Vergleich 850 Einfamilienhäuser verbrauchen.
Groß angelegte Sanierungen leitet die Stadt aber nicht sofort ein, die Ergebnisse fließen zunächst in das Klimaschutzkonzept ein. Laut Gleß ist es im Frühjahr fertig. Reuter sagte: „Es gibt keinen Maßnahmenplan, er erfolgt im Klimaschutzkonzept. Das macht jetzt keinen Sinn, weil sich in diesem halben Jahr einiges verändert, etwa die Energiepreise.“
Die Stadt will zukünftig die Nutzer, also etwa Erzieher oder Lehrer, stärker in die Pflicht nehmen, um Energie zu sparen. „Das erfordert eine Kommunikation mit Augenmaß, aber sie muss stattfinden“, sagte Gleß. Die mögliche Kohlendioxid-Einsparung pro Jahr durch eine Änderung des Nutzerverhaltens liege bei 379 Tonnen, sagte Reuter. In 32 Gebäuden hat er ein falsches Nutzerverhalten registriert – so unter anderem gekippte Fenster bei voll aufgedrehter Heizung. In einem anderen Fall beobachtete er, dass die Jalousien bei Tageslicht heruntergelassen waren und deshalb das Licht brannte. Oder er sah, dass 80 Prozent der Pumpen und Armaturen ungedämmt sind, ebenso 75 Meter Rohrleitung. Der Wärmeverlust: rund 22 000 Kilowattstunden pro Jahr. Reuter zeigte auch auf, was es kostet und was es bringt, diese Mängel zu beheben. Mit Materialkosten von 1000 Euro könne man etwa 18 000 Kilowattstunden jährlich und somit 1300 Euro einsparen. „Schneller kann man ja nicht sparen“, meinte Claudia Feld-Wielpütz (CDU). Das sei ein Beispiel für „geringinvestitive Maßnahmen“, sagte Gleß. Die Stadt will sie relativ schnell umsetzen, teilweise noch dieses Jahr. Dadurch sollen 175 Tonnen weniger Kohlenstoffdioxid entstehen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Stadt ihre Liegenschaften betrachten lässt. Vor sechs Jahren hat die Firma Energiecontrol ein Gutachten geliefert. Demnach könnte bis 2029 nicht nur der Kohlendioxidausstoß um bis zu 64 Prozent reduziert werden, sondern im Idealfall jährlich 1,5 Millionen Euro an Energiekosten gespart werden. Nach den damaligen Angaben mussten 115 000 Euro Heizkosten im Jahr für das Rathaus aufgebracht werden.
Gleß sagte, dass die Stadt auf einem guten Weg sei, was ein ganzheitliches Konzept betreffe. Das bezweifelte Grünen-Fraktionschef Martin Metz: „Ich glaube nicht, dass wir auf dem Weg zur Klimastadt sind.“ Man sei konzeptionell gut aufgestellt, aber die Umsetzung sei unter den gegebenen Umständen schwierig – etwa der finanziellen sowie personellen Ressourcen. „Es ist ein langer Prozess, Konzepte in Verwaltungshandeln zu übersetzen“, sagte Metz.Das weitere Vorgehen skizzierte Reuter: Kurzfristige Maßnahmen umsetzen, für größere die Wirtschaftlichkeit berechnen, das Nutzerverhalten ändern und die Gebäude regelmäßig kontrollieren.