GmbH wird am Dienstag vorgestellt Sankt Augustin bekommt eigene Stadtwerke

Sankt Augustin · Die Stadtwerke Sankt Augustin sind nun gegründet. Alle Beteiligten betonen, dass sich für die Kunden der RheinEnergie, die sich an den Stadtwerken beteiligen, nichts ändern werde.

 Feiern den Start der Stadtwerke: (v.l.) Martin Metz, Klaus Schumacher, Harry Gersabeck, Marcus Lübken, Ernst-Joachim Büsse, Achim Südmeier und Marc Knülle.

Feiern den Start der Stadtwerke: (v.l.) Martin Metz, Klaus Schumacher, Harry Gersabeck, Marcus Lübken, Ernst-Joachim Büsse, Achim Südmeier und Marc Knülle.

Foto: HOLGER ARNDT

Die ersten 12.000 Schreiben sind raus, in den nächsten Tagen werden die übrigen 5000 Haushalte der RheinEnergie informiert: Sie sind jetzt die ersten Kunden der neu gegründeten Stadtwerke Sankt Augustin. Bürgermeister Klaus Schumacher, der gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender ist, Achim Südmeier, Vertriebsvorstand der RheinEnergie AG, Harry Gersabeck, Geschäftsführer Stadtwerke Sankt Augustin, Marcus Lübken, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke Sankt Augustin, sowie Marc Knülle (SPD) und Martin Metz (Grüne) stellten die neue GmbH am Dienstag vor.

Die Stadtwerke Sankt Augustin gehen aus der Energieversorgungsgesellschaft (EVG) Sankt Augustin hervor, die bisher von den Stadtwerken Bonn (SWB) und der Wasserversorgungsgesellschaft (WVG) Sankt Augustin betrieben wurde. Die Bonner haben jedoch kürzlich ihre 45 Prozent der Anteile verkauft - und zwar an die Kölner RheinEnergie, die ihrerseits 17.000 Kunden in die Ehe einbringt. Somit gehören die Stadtwerke Sankt Augustin also zu 45 Prozent dem Kölner Energieversorger und zu 55 Prozent der stadteigenen Wasserversorgungsgesellschaft.

"Wir haben einen langen und steinigen Weg zurückgelegt", sagte Schumacher. "Aber jetzt können wir unsere Energieversorgung selbstbestimmt regeln." Der lange Weg begann 2006, als SPD und Grüne sich sperrten, der RWE-Tochter Rhenag die Konzession zum Betrieb des Gasnetzes zu vergeben. Tatsächlich fand ihre Idee, das Versorgungsnetz kommunal zu betreiben, eine breite Mehrheit, sodass 2008 die Energieversorgungsgesellschaft Sankt Augustin mit dem Partner Stadtwerke Bonn gegründet wurde. Da sich aber die Rhenag weigerte, das Gasnetz abzutreten, kam es zu rechtlichen Auseinandersetzungen.

Diskussionen gab es während der langen Vorlaufzeit ab 2006 unter anderem auch darüber, wie hoch der Anteil der Stadt an den neuen Stadtwerken sein soll. Die CDU sei immer der Meinung gewesen, dass die Stadtwerke zu mindestens 50 Prozent im Besitz der Stadt Sankt Augustin zu sein hätten, sagt Georg Schell, CDU-Fraktionsvorsitzender und Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtwerke. Im Rat gab es letztlich breite Rückendeckung für die Gründung der Stadtwerke, die zu 45 Prozent dem Kölner Energieversorger und zu 55 Prozent der stadteigenen Wasserversorgungsgesellschaft gehören.

Der erste Durchbruch erfolgte 2016, als die EVG sowohl das Gas- als auch das Stromnetz von den RWE erwerben konnte. "Das ist eine Win-win-Situation", sagte RheinEnergie-Vorstand Achim Südmeier. "Denn von der Zusammenarbeit profitieren beide Unternehmen und vor allem die Sankt Augustiner Bürger, weil sie nicht nur alles aus einer Hand, sondern vor Ort kompetente Beratung bekommen können." Am Samstag, 5. Oktober, werde das neue Kundenzentrum an der Mendener Straße 23 eröffnet. "Zudem fließen die Gewinne aus dem Netzbetrieb und dem Energievertrieb quasi nicht mehr auf Aktionärskonten von Energiegroßkonzernen, sondern in eine städtische Gesellschaft und kommen damit größtenteils der Stadt Sankt Augustin zugute", ergänzte Metz.

Auch die CDU-Fraktion begrüßt die Neugründung und teilt dazu mit: „Mit dem jetzigen strategischen Partner, der RheinEnergie AG aus Köln, wurde ein starkes Unternehmen aus dem Energiesektor gewonnen, mit dem die neuen Stadtwerke im heutigen harten Wettbewerb dieser Branche konkurrenzfähig sein werden und auch auf lange Sicht bestehen können.“ Für Schell ist wichtig, „dass die Sankt Augustiner Bürger jetzt Strom und Gas einerseits von 'ihrem' örtlichen Versorger beziehen können, wodurch ihnen andererseits Steuern und Gewinne aus diesem Geschäft zu einem großen Teil über den städtischen Haushalt wieder zugute kommen.“

"Das ist eine lokale Energiewende", meinte Geschäftsführer Gersabeck. "Andere reden nur davon, nah am Kunden zu sein. Wir sind es wirklich. Wir wollen der erste Ansprechpartner rund um das Thema Energie sein." Für Knülle bieten die Stadtwerke den Bürgern eine Dienstleistung, die nicht von anonymen Konzernen komme und darüber hinaus direkt vor Ort abgerufen werden könne.

"Wir komplettieren die Versorgungssicherheit unserer Bürger", sagte der langjährige Geschäftsführer der EVG und neue Vorsitzende der Geschäftsführung der Stadtwerke, Marcus Lübken.

Alle Beteiligten betonen, dass sich für die Kunden der RheinEnergie nichts ändern werde. Die Stadtwerke bieten spezielle Produkte und Pakete an - jetzt in der ersten Phase beispielsweise besondere Studententarife. "Wir werden sicherlich Duo-Pakete, also Strom und Gas, zu günstigeren Konditionen anbieten", sagte Gersabeck.

Für Unmut sorgte nach der Pressekonferenz (PK) vom Freitag, dass nicht alle Fraktionsvorsitzenden dazu geladen waren. So sei der Eindruck entstanden, dass SPD und Grüne die Gründung der Stadtwerke angestoßen und auf den Weg gebracht hätten, kritisierten CDU und FDP.

Stefanie Jung, Fraktionsvorsitzende der Liberalen, sagte dazu: „Wir als FDP haben im Jahre 2006 den Grundstein für eigene Stadtwerke gelegt, indem wir eine Prüfung zu Alternativen der reinen Konzessionsvergabe an einen Anbieter angeregt haben.“ Der langwierige Prozess zur Gründung eigener Stadtwerke sei von allen Fraktionen im Rat weitestgehend einvernehmlich begleitet und mit Ratsbeschlüssen auf den Weg gebracht worden. Es sei befremdlich, dass die FDP keine Einladung zur PK bekommen habe.

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