Benzinpreise im Rhein-Sieg-Kreis Bis zu 16 Euro Preisunterschied für eine Tankfüllung

Rhein-Sieg-Kreis · Die Benzinpreise steigen derzeit rasant. Auch im Rhein-Sieg-Kreis schauen die Autofahrer gebannt auf die Anzeigetafeln der Tankstellen – oder auf die einschlägigen Apps. Wir haben uns nach den günstigsten Preisen umgeschaut und umgehört, wo die Kunden ihren Ärger lassen.

 Auch an der Aral-Tankstelle in Sankt Augustin zeigen die Tafeln hohe Spritpreise.

Auch an der Aral-Tankstelle in Sankt Augustin zeigen die Tafeln hohe Spritpreise.

Foto: Hans-Werner Klinkhammels

Einen Preisunterschied von 15,60 Euro für eine Tankfüllung mit 40 Litern Super macht die Website Ich-tanke.de zwischen der günstigsten und der teuersten Tankstelle im Rhein-Sieg-Kreis aus. Allerdings liegt zwischen der günstigsten Tankstelle in Seelscheid und der teuersten in Siegburg an der A3 ein Abstand von 38 Kilometern und mindestens eine halben Stunde Fahrt. Die Benzinpreise steigen derzeit rasant – auch im Rhein-Sieg-Kreis. Und auch im Kreis sind die Autofahrer sauer.

Schließlich bezahlen sie die Rechnung für den Sprit. Und beschweren sich derzeit bei den Kassiererinnen und Kassierern an den Tankstellen vor Ort. „Aber wir können ja auch nichts für die Preise, wir machen sie nicht“, so die Mitarbeiter der Tankstelle an der Autobahnausfahrt Troisdorf-Spich. „Die Kunden haben Angst, dass die Preise noch weiter steigen“, heißt es hier außerdem. Aber die Autofahrer seien sichtbar nicht über die Mitarbeiter verärgert, berichten sie, sondern über die, die sie für die hohen Kosten verantwortlich machen.

Unterschiedliche Preisspitzen in den Orten

Das sind oft Rohstoffpreise, die Konjunktur und der Dollarkurs. Also nichts, worauf Tankstellenbetreiber oder Kunden Einfluss nehmen könnten. Möglichst günstig den Tank zu füllen, versuchen die Kunden dennoch. Im Tagesverlauf ändert sich der Spritpreis an den Tanksäulen vielfach und häufig. Laut einer ADAC-Studie gibt es mehrere Preisspitzen im Tagesverlauf, gleichermaßen aber auch mehrere Tagestiefpreise. Diese Kurven sind dem Konkurrenzverhalten der einzelnen Tankstellen untereinander geschuldet. Hier kann der Kunde seinen Einfluss geltend machen, indem er nur dann tankt, wenn sich der Preis unter dem Tagesdurchschnitt bewegt.

Für den Rhein-Sieg-Kreis weisen einschlägige Websites Preisspitzen für die Nacht und den Morgen aus, am günstigsten ist abends. Aber auch das kann von Ort zu Ort variieren: 21 Uhr lautet der Online-Tipp für Bad Honnef, für Sankt Augustin gibt dieselbe Seite einen Zeitraum von 17 bis 21 Uhr aus, zwischen 21 und 22 Uhr soll es in Niederkassel am günstigsten sein – das ist jedenfalls der Stand am Dienstagnachmittag.

In Deutschland ist der Preis beispielsweise für Super-Benzin seit dem 1. Mai dieses Jahres um rund 20 Cent gestiegen, Diesel sogar um gute 26 Cent pro Liter. Im Rhein-Sieg-Kreis variieren die Preise um rund zehn Cent. Gibt es in Neunkirchen-Seelscheid den Sprit noch für 1,66 Euro, zahlt man in Niederkassel-Lülsdorf bereits bis zu 1,75 Euro. Noch teurer wird das Tanken an den Autobahnraststätten Siegburg-Ost und Siegburg-West: Hier werden bereits 2,04 Euro pro Liter Super angezeigt.

Kunden machen die Politik verantwortlich

„Diese hohen Preise finden die Kunden natürlich nicht schön“, so berichtet Renate Keppler, Tankstellenpächterin in Königswinter. „Sie sind nicht begeistert. Oft kommt auch die ironische Bemerkung, die Pächter machten sich die Taschen voll.“ Man beschuldige aber nie die Betreiber, sondern stets die Politik. Auch Keppler merkt, dass nachmittags mehr getankt wird als morgens. „Weil dann die Preise günstiger sind.“ Das stimmt. In der Tagesentwicklung steigen die Spritpreise derzeit morgens auf bis zu dreieinhalb Cents über dem Durchschnitt, hingegen liegen sie am späten Nachmittag bis zu dreieinhalb Cents unter dem Tagesdurchschnitt.

Der Preisanstieg trifft die Kunden umso härter, weil die Benzinpreise in den vergangenen Jahren günstig waren und mit dem ersten Lockdown der Corona-Pandemie noch einmal sanken. Bis weit in die 1970er Jahre waren die Benzinpreise verlässlich stabil. Zwischen 50 und 60 Pfennige waren damals pro Liter fällig. Dann kamen Ölkrise, Fahrverbote an Sonntagen und steigende Benzinpreise. Ende 1979 geschah dann das bis dahin schier Undenkbare: Ein Liter Benzin kostete mehr als eine Mark. Teilweise mussten die Tanksäulen mit neuen Techniken versehen werden, weil die Tafeln nur zweistellige Beträge anzeigen konnten.

Die 1980er Jahre waren von Schwankungen geprägt, am Ende begann ein steter Preisanstieg – bis zum Ende der 1990er Jahre kletterten die Preise bis hin zu 1,51 Mark. Mit dem Wechsel zum Euro begann die Berg- und Talfahrt erneut. Von 1,03 Euro bis hin zu 1,43 Euro (2008) über 1,09 Euro (2009) bis zu 1,73 Euro (2012). Nach einigen Jahren mit günstigen Spritpreisen ist nun wieder ein Preisanstieg zu verzeichnen, der den Autofahrern einiges abverlangt.

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