Entscheidung in zweiter Januarhälfte Steyler Missionare prüfen die Zukunft ihrer Hochschule in Sankt Augustin

Sankt Augustin · Provinzkapitel empfehlt Schließung der Philosophisch-Theologischen Akademie.

Der Haupteingang zum Kloster der Steyler Missionare. Seit 1925 wird hier an einer Hochschule unterrichtet.

Der Haupteingang zum Kloster der Steyler Missionare. Seit 1925 wird hier an einer Hochschule unterrichtet.

Foto: Holger Arndt

Die Zukunft der Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) der Steyler Missionare in Sankt Augustin steht vor einer ungewissen Zukunft: Das Provinzkapitel der Missionare hat im November empfohlen, die seit 1925 existierende Hochschule mit Blick auf die zukünftigen finanziellen und personellen Mittel der Provinz nicht weiterzuführen. Das teilte Pater Ralf Huning, Provinzial der Steyler Missionare in Deutschland und PTH-Vizegroßkanzler, am Montag auf Nachfrage mit.

"Hintergrund dieser Empfehlung ist die Notwendigkeit, verlässliche Zukunftsperspektiven für die Hochschule, den Standort Sankt Augustin und die ganze Provinz zu erhalten", schreibt Huning. Der Lehrbetrieb werde vorerst uneingeschränkt weitergeführt. Die Provinzleitung der Steyler prüfe derzeit, ob die Empfehlung des Provinzkapitels umgesetzt werden sollte.

Das Kapitel setzt sich aus 30 Steylern zusammen, die alle Standorte in Deutschland repräsentieren. Die Hochschule befindet sich in privater Trägerschaft der Steyler: Es gibt sechs Mitarbeiter und mehr als 30 Lehrende, die aber nicht alle Steyler sind.

Pressereferentin Ina Ullrich betonte gegenüber dem General-Anzeiger, dass noch keine endgültige Entscheidung gefallen sei. In der zweiten Januarhälfte treffe die Generalleitung der Ordensgemeinschaft in Rom diese. Würde tatsächlich der Lehrbetrieb eingestellt, so Huning, geschehe dies in einem mehrjährigen Prozess. So wollen die Steyler gewährleisten, dass die immatrikulierten Studenten ihr Studium abschließen können.

Laut PTH-Angaben stiegen die Studierendenzahlen zuletzt sogar an: So waren es 2012/2013 insgesamt 135, momentan sind es 156. Darunter sind unter anderem Studierende aus Uganda, Honduras, China und Brasilien. Alle Studierenden seien wie alle anderen Betroffenen sofort nach dem Votum des Kapitels informiert worden, so Huning.

An der PTH in Sankt Augustin gibt es drei Studiengänge: katholische Theologie, theologische Zusatzqualifikation und den interreligiösen Master. Die meisten Absolventen arbeiten laut Ullrich später nicht als Priester. Im Missionspriesterseminar auf dem Gelände bereiten die Steyler aktuell aber auch 15 bis 20 - zumeist ausländische Anwärter - auf das Priesteramt vor.

Einzelne Ex-Studenten reagierten mit Unverständnis. So sagte David Hassenforder, an der PTH von 2001 bis 2008 eingeschrieben: "Ich bin ziemlich geschockt. Das ist weder rational noch emotional nachvollziehbar. Das ist zu kurzfristig gedacht."

Hassenforder ist Kaplan einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin-Spandau, er will nun Stellung zu der möglichen Schließung nehmen. Dazu hatte Huning aufgefordert. Die Reaktionen gehen nach Rom, sollen in den Entscheidungsprozess einfließen. "Ich kann mir vorstellen, dass das Aus der Hochschule auch Konsequenzen für das Missionspriesterseminar hat. Dann kann es schnell zu Ende sein mit dem Standort. Und ich sehe die Stadt Sankt Augustin in der Pflicht. Sie hat ihren Namen von dem Kloster, es gehört zu ihrer Identität."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort