McDonald's Kinderhilfe Stiftung baut für 5,5 Millionen Euro ein Elternhaus in Sankt Augustin

SANKT AUGUSTIN · Riesig, beeindruckend und futuristisch aus Glas und Metall ragt das stilisierte "J" in die Höhe und soll ab 2014 jedes Jahr bis zu 600 Familien schwer kranker Kinder, die in der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin untergebracht sind, ein Zuhause bieten.

"Wir sind kein Hotel, keine Pension, keine Herberge, sondern ein Zuhause auf Zeit", beschreibt der Vorstandsvorsitzende der McDonald's Kinderhilfe Stiftung, Manfred Welzel, die Philosophie, die hinter den inzwischen 18 Elternhäusern nahe der Kinderkliniken deutschlandweit steht.

Drei neue Häuser befinden sich im Bau, und eines davon entsteht in Sankt Augustin. Gebaut wird das Sinnbild moderner Architektur an dem künstlich aufgeschütteten Hügel zwischen Seniorenwohnheim und Rhein-Sieg-Gymnasium von keinem geringeren als dem Mucher Architekten Thomas Willemeit, der zu den international agierenden "GRAFT Architekten" zählt, mit Büros in Berlin, Los Angeles und Peking. Willemeit reiht sich mit seinem Entwurf für Sankt Augustin in die illustre Liste der Architekten ein, die für die Planung der bisherigen Elternhäuser verantwortlich zeichneten: So wie Friedensreich Hundertwasser oder Franc O. Gehry.

Im März 2012 unterschrieb die Stiftung den Pachtvertrag mit der Kinderklinik, die in direkter Nachbarschaft zum Ronald McDonald Haus liegt. Das war der Startschuss für den Architekten, mit seiner Planung zu beginnen. Er wird den acht Meter hohen Hügel in das Gebäude mit einbeziehen. "Es ist eine durchaus futuristische Interpretation eines Zuhauses", beschreibt Welzel den modernen sechsstöckigen Bau des Architekten. Im ersten und zweiten Geschoss befinden sich die Gemeinschaftsräume wie eine große Küche, die Bibliothek, das Fernsehzimmer oder Ruheräume. Vom zweiten Stockwerk aus kann man die Terrasse auf dem Hügel nutzen, und auf den Etagen darüber werden dann die insgesamt 25 Appartements untergebracht.

Die Zufahrt zum Elternhaus soll von der Rathausallee aus erfolgen. Kurz vor der Ampel geht die Straße ab zum Herzzentrum, und sie soll dann auch weiterführen bis hin zum Elternhaus. Ausreichend Stellflächen für die späteren Bewohner sind ebenfalls vorgesehen. Der namhafte Architekt habe sehr schnell zugesagt, obwohl er nach der Honorarordnung für Architekten bezahlt werde und damit auf einen Reputationsbonus gänzlich verzichte, berichtet Welzel.

"Auch wenn er nur den Tarif für ein Einfamilienhaus bekommt, darf er gerne die Kür walten lassen", und genau das sei auch geschehen. Seine Vorgabe war es, ein kommunikatives Haus mit viel Licht zu bauen, das einlädt zum Miteinander. Wie ein stilisiertes "J" lehne sich der Bau aus viel Glas und Aluminium an den Hügel. Dieses "J" stehe für "Ja zum Leben", und im Bauch des "J" - also im unteren Teil - befänden sich die Aufenthaltsräume.

Die großzügigen Glasfronten geben den Blick auf die Siegburger Abtei frei. "Dass wir in einer eher kleineren Stadt ein Haus dieser Größenordnung bauen, entspricht der Wertschätzung gegenüber der Kinderklinik", erläutert Welzel. Über die Jahre habe die Sankt Augustiner Klinik medizinisch so hohe Standards entwickelt, "die spielen mittlerweile in der Champions League". Es gebe sogar noch Erweiterungspotenzial, und auch das sei mit Bedacht eingeplant.

Nach Berlin und München wird in Sankt Augustin das drittgrößte Elternhaus der Stiftung gebaut. Spätestens im dritten Quartal 2013 soll der erste Spatenstich die Bauphase eröffnen. Zuvor muss die Stiftung jedoch dem Kampfmittelräumdienst nochmals das Feld überlassen, denn unter dem Hügel könnten noch Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg liegen. Da jedoch die Bohrstäbe nicht so lang sind, muss der Hügel zu einem Drittel oder sogar zur Hälfte abgeräumt werden, um die Lage untersuchen zu können. Dadurch wird sich der Baubeginn um einige Wochen verzögern, die Ausschreibungen der Arbeiten werden derzeit durchgeführt.

Bei einer Bauzeit von 14 bis 15 Monaten könnte dann Ende 2014 Eröffnung sein. Rund 5,5 Millionen Euro wird die Stiftung in Sankt Augustin investieren. "Da ist aber dann alles drin, von den Gutachten über die Honorare bis hin zum Bau und der kompletten Ausstattung sowie die Verkehrserschließung", so Welzel.

Info: Manfred Welzel wird das Elternhaus der McDonalds Kinderhilfe Stiftung auch auf der Wirtschaftsbühne an diesem Wochenende vorstellen.

Die Stiftung
Bisher haben insgesamt 75.211 Familien kranker Kinder in den Häusern ein Zuhause auf Zeit gefunden. 2012 wurde die Stiftung mit 8,3 Millionen Euro aus den McDonald's Restaurants unterstützt. Die dort aufgestellten Spendenhäuschen brachten im vergangenen Jahr noch einmal 2,8 Millionen Euro. In weltweit 32 Ländern gibt es mehr als 320 Ronald McDonald Häuser und rund 180 Ronald McDonald Oasen.

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