Prozess in Bonn beginnt Streit auf Studentenparty in Sankt Augustin endet blutig

BONN/SANKT AUGUSTIN · Zum Prozessauftakt hat der 22-jährige Angeklagte gestanden, im September 2017 einen 26-Jährigen mit einem Kellnermesser attackiert zu haben. Nur eine Notoperation rettete damals das Opfer.

 Der Strafprozess gegen einen 22-Jährigen, der in Sankt Augustin einen Partygast im Streit schwer verletzt haben soll, hat in Bonn begonnen.

Der Strafprozess gegen einen 22-Jährigen, der in Sankt Augustin einen Partygast im Streit schwer verletzt haben soll, hat in Bonn begonnen.

Foto: dpa

Was bei einer Geburtstagsfeier in einem Studentenwohnheim in Sankt Augustin als Spaß angefangen hatte, soll wenig später einen blutigen Verlauf mit fast tödlichem Ende für einen damals 26-Jährigen genommen haben. Nach aufwendigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft war im September 2017 schließlich ein 22-jähriger Student wegen versuchten Totschlags, gefährlicher Körperverletzung sowie einer Trunkenheitsfahrt angeklagt worden. Am Montag begann der Prozess vor dem Bonner Schwurgericht.

Der Angeklagte soll laut Staatsanwaltschaft nach einem Streit auf den 26-Jährigen losgegangen sein und ihn schwer verletzt haben. Während sich der junge Mann bei seiner Festnahme noch auf einen Filmriss berief, konnte er sich nun vor dem Bonner Schwurgericht doch wieder an Einzelheiten des Abends erinnern. Über seinen Rechtsanwalt ließ er zunächst verlesen, dass die Vorwürfe gegen ihn der Wahrheit entsprächen und er die Attacke zutiefst bedauere.

Immer wieder senkte der 22-Jährige den Kopf während sein Anwalt die Erklärung abgab, schloss für kurze Zeit auch die Augen. Danach beantwortete er Fragen der Kammer. Seine Antworten wirkten dabei fast schon zögerlich und zaghaft, als könne er selbst nicht verstehen, was er an jenem 19. März vergangenen Jahres eigentlich getan hat. Zu der Auseinandersetzung soll es in der Nacht zwischen zwei und vier Uhr gekommen sein.

Es war viel Alkohol im Spiel

Auf der Feier, wo der Angeklagte nach eigenen Angaben viel Bier und Schnaps getrunken habe, sei er als Partyfotograf unterwegs gewesen. Auf dem Dach des Wohnheims habe er den 26-Jährigen und eine junge Frau in einer eindeutigen Situation fotografiert. „Das war eigentlich nur scherzhaft gedacht“, sagte der 22-Jährige nun der Kammer. Dass einer seiner Freunde zuvor ebenfalls mit der Frau zugange gewesen sein soll, habe damit aber nichts zu tun gehabt. „Das war keine Racheaktion, ich wollte niemandem eins auswischen oder so.“

Auf dem Heimweg sei er wegen der Fotos von dem 26-Jährigen zur Rede gestellt und wüst beschimpft worden. Darauf habe er Rot gesehen: Zuerst, so erklärte er der Kammer, habe er seinen Kontrahenten nur weggestoßen und geschlagen. Dann aber soll es zu der gefährlichen Attacke gekommen sein: Mit einem Kellnermesser zum Öffnen von Weinflaschen, das er zufällig in der Tasche gehabt habe, habe er schließlich zugestochen.

Die Frage des Vorsitzenden Richters Josef Janßen, warum er das getan habe, konnte der 22-Jährige indes nicht beantworten: „Darauf kann ich mir bis heute keine Antwort geben.“ Nach der Tat soll er ein Foto vom blutverschmierten Opfer gemacht, dessen Handy mitgenommen und später mit einem Hammer zertrümmert haben – auch dies konnte der Angeklagte nicht erklären.

Weil ihm Zuhause dann langsam dämmerte, was er getan haben könnte, sei er schließlich alkoholisiert zurück zum Tatort gefahren, aber beim Anblick eines Polizeiwagens sofort geflüchtet. Dabei rammte er einen Zigarettenautomaten. Der 26-Jährige, der bei der Attacke in Hals und Wange gestochen wurde und einen komplizierten Beinbruch erlitt, konnte nur Dank einer Notoperation in der Bonner Uniklinik gerettet werden.

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