Tafel für Tiere im Rhein-Sieg-Kreis Futterspenden für Tiere in Sankt Augustin

Rhein-Sieg-Kreis · Es gibt sie nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere: Tafeln, die Bedürftigen die nächsten Mahlzeiten sichern. Der Verein Futterspende Bonn Rhein-Sieg gibt an neun Orten Futter für die Tiere armer Menschen aus. Wir haben die Ausgabe in Sankt Augustin besucht.

 Ilka Scherer (mit Maske), Angelika Grund (hinten im grünen Shirt) geben gespendetes Kaninchenfutter für einen Chinchilla aus.

Ilka Scherer (mit Maske), Angelika Grund (hinten im grünen Shirt) geben gespendetes Kaninchenfutter für einen Chinchilla aus.

Foto: Marius Ochs

Ein etwas übergewichtiger Dobermann steht auf dem Parkplatz in der Ankerstraße in Sankt Augustin und wedelt freudig mit dem Schwanz: Sein Herrchen hat gerade Futter für den restlichen Monat bekommen. Angelika Grund vom Verein „Futterspende Bonn Rhein-Sieg“ streichelt den Hund noch einmal ausführlich, bevor er wieder in der Hundebox eines Autos Platz nimmt. Das Herrchen und seine Nachbarin, die auch Futter für ihre Hündin geholt hat, fahren davon.

„Vor zwölf Jahren hat eine gute Seele in Bonn angefangen, Futterspenden zu verteilen und jetzt haben wir 50 Mitglieder – und wir könnten noch viel mehr tun.“ Sie selbst ist seit 2016 dabei, damals wurde gerade der entsprechende Verein gegründet. Ihre beiden Hunde aus dem Tierschutz nennt sie liebevoll „Monsterchen“. Die Arbeit im Verein macht sie leidenschaftlich gerne. „Die Tiere und Menschen wachsen mir auch total ans Herz. Der soziale Kontakt gehört hier zum Hilfsangebot dazu.“

Gestiegene Lebenshaltungskosten

So bekommt sie auch mit, wie sich die Lebenssituation der Menschen entwickelt. Insbesondere die gestiegenen Lebenshaltungskosten sind für ärmere Menschen ein großes Problem. „Normalerweise geben wir das Futter nicht für den ganzen Monat mit, weil uns die Eigenverantwortung auch wichtig ist“, sagt Grund. „Aber jetzt fragen immer mehr Leute, ob sie ein bisschen mehr Futter haben können – das Geld reicht einfach nicht mehr.“ Angelika Grund beschäftigt aber nicht nur das Schicksal ihrer vierbeinigen Besucher, sie erfährt auch viel von den Schicksalen der Tierhalter.

Einmal habe sie eine Bedürftige angerufen und gefragt, ob sie ihr Essen vorbeibringen könne. Sie habe seit fünf Tagen nichts gegessen, weil das Geld wegen Problemen mit dem Amt noch nicht da sei. „Das Tier hat gegessen, der Mensch aber nicht“, fasst sie zusammen. „Natürlich kümmern wir uns hier auch um die Menschen“, sagt die Helferin. „Die Tiere sind oft ein sozialer Halt – etwas, um das man sich kümmern kann. Die Tiere tun den Menschen gut und wir helfen dabei, dass das nicht zur finanziellen Last wird.“

Bedürftigkeit wird kontrolliert

Wer Futter für sein Tier haben will, muss bei der Futterausgabe des Vereins nachweisen, dass sie bedürftig sind. „Das ist leider unsere Voraussetzung: Die Leute müssen beweisen, dass sie Arbeitslosengeld 2, Grundsicherung oder Sozialhilfe erhalten“, sagt Grund. Auch ein Tafelausweis oder ein Einkommensnachweis von weniger als 1000 Euro bei Einzelpersonen oder 1500 Euro bei Paaren sei möglich. „Außerdem brauchen wir eine Bestätigung, dass die Person tatsächlich ein Tier hat – einen Impfpass beispielsweise.“ Es sei schon vorgekommen, dass Menschen sich eine Futterspende abgeholt und diese danach im Internet verkauft hätten. „Deshalb mussten wir diese Kontrollen einführen“, sagt die Helferin.

Es gibt viele Menschen, die die Hilfe der Tier-Tafel in Anspruch nehmen. Durch Corona sei der Bedarf stark gestiegen, sagt Angelika Grund. Derzeit verteilt der Verein monatlich 2,1 Tonnen Futter, das sind 300 Kilogramm mehr als im vergangen Jahr. Viel Futter werde dem Verein gespendet. Der Verein muss aber auch zunehmend Futter zukaufen, da die Tiere häufig Unverträglichkeiten haben. 197 Hunde und 263 Katzen ernährt der Verein so in der Region. Jeden Monat sind die Mitglieder an neun verschiedenen Ausgabeorten zu finden: in Königswinter, Troisdorf, Sankt Augustin, Hennef, Uckerath, Eitorf, Windeck, Neunkirchen-Seelscheid und Bonn. Die genauen Daten finden bedürftige Tierhalter auf www.futterspende-brs.de. „Wir haben auch Anfragen aus Alfter und Bornheim, aber das können wir leider nicht leisten. Dazu bräuchten wir mehr Helferinnen und Lagerfläche“, sagt Grund.

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