Bücherstube Sankt Augustin Tanja Kinkel stellt ihr neues Buch vor

SANKT AUGUSTIN · Es geht um Liebe, Macht und Ruhm vor historischem Hintergrund. In ihrem neuesten Roman "Verführung", der im 18. Jahrhundert in Italien spielt, erzählt die Autorin die Geschichte einer Frau, die den größten Verführer aller Zeiten, Giacomo Casanova, mit ihren eigenen Verführungskünsten schwer beeindruckte: Angiola Calori (1732-1790).

 Tanja Kinkel geht mit ihren Zuhörern auf literarische Zeitreise ins Venedig des Jahres 1744.

Tanja Kinkel geht mit ihren Zuhörern auf literarische Zeitreise ins Venedig des Jahres 1744.

Foto: Paul Kieras

Am Mittwochabend las Tanja Kinkel, eine der erfolgreichsten Autorinnen historischer Romane, in der Bücherstube Sankt Augustin und entführte die Zuhörer in das Venedig von 1744.

Die junge Sopranistin Angiola, die unbedingt auf Opernbühnen auftreten will, verbirgt sich hinter der Identität des Kastratensängers Bellino, denn im Rokoko herrschte an vielen Orten ein Auftrittsverbot für Sängerinnen, weibliche Rollen wurden daher von Kastraten übernommen. Angiola feierte als Bellino Erfolge und betörte Männer und Frauen gleichermaßen, eroberte die Herzen Venedigs und beeindruckte vor allem Giacomo Casanova.

Kinkel erzählt die wahre Geschichte der Begegnung zweier berühmter Persönlichkeiten, von denen aber nur Casanova in die Geschichte eingegangen, Angiola Calori dagegen fast in Vergessenheit geraten ist. Beide sind voneinander fasziniert, allerdings ist keiner bereit, seine Freiheit für den anderen aufzugeben.

Calori soll übrigens eine von ganz wenigen Frauen gewesen sein, denen Casanova einen Heiratsantrag machte. Kinkel beschreibt den Aufstieg Casanovas zum größten Verführer der Geschichte, obwohl er nicht aus reichem Haus stammte und keinen Adelstitel trug, sowie das Leben einer starken Frau, die als Bellino eine steile Karriere startete und zur gefeierten "La Calori" wurde. Tanja Kinkel, geboren 1969 in Bamberg, erhielt bereits mit 18 Jahren ihren ersten Literaturpreis, veröffentlichte kurz darauf ihren zweiten Roman und galt von da an bei Kritikern und Presse als Wunderkind.

Sie studierte Germanistik, Theater- und Kommunikationswissenschaft in München, Rom und Los Angeles und ließ sich zur Drehbuchautorin ausbilden. Ihre Romane sind in mehr als zwölf Sprachen übersetzt worden.

Mit "Verführung" liefert Tanja Kinkel ein lebendiges Sittenbild jener Zeit ab, beschreibt die Dekadenz des Adels und kirchlicher Kreise im Gegensatz zu den Nöten der kleinen Leute. Sie verbindet geschickt historische Fakten mit fiktiver Erzählung und fesselt den Leser mit geschliffener Sprache.

Tanja Kinkel, Verführung, Knaur Verlag, 468 Seiten, 9,99 Euro.

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