Traditionslokal am Flugplatz Hangelar „Tant’ Tinchens“ Neustart ist gelungen

Sankt Augustin · Nach längerem Leerstand ging die Hangelarer Flugplatzgastronomie „Tant’ Tinchen“ quasi wieder in den Familienbesitz. Mit Marlies Szczesik übernahm die Nichte von Tant’ Tinchen das Lokal in Sankt Augustin.

 Ingelore Bellinghausen, Marlies Szczesik und Rita Mailänder (von links) sind ein eingespieltes Team in der Küche.

Ingelore Bellinghausen, Marlies Szczesik und Rita Mailänder (von links) sind ein eingespieltes Team in der Küche.

Foto: Paul Kieras

Bei der Wiedereröffnung des Hangelarer Flughafenlokals „Tant’ Tinchen“ Ende April versprach die neue Eigentümerin, Marlies Szczesik, das legendäre Lokal mit besonderen Aktionen wiederzubeleben. Sie wollte an die Zeit anknüpfen, in der die Gastronomie am Hangelarer Flugplatz ihrer Tante Tinchen gehörte. Und die Zeit mit wechselnden Eigentümern und langen Leerständen beenden. Ein halbes Jahr später sieht sie sich auf einem guten Weg, spricht sogar von einem Höhenflug.

Dafür hat Szczeski in den vergangenen Monaten einiges getan. Aktuell organisiert sie etwa an den vier Adventwochenenden einen kleinen Weihnachtsmarkt rund um das „Tant’ Tinchen“. Da bietet sie ihren Gästen neben ihrem normalen Angebot auch Adventskränze, in Grand Manier eingelegte Früchte oder Eierlikör – alles selbst hergestellt oder angesetzt. Um ihre Gäste in vorweihnachtliche Stimmung zu bringen, serviert die 73-Jährige auch roten und weißen Punsch aus eigener Herstellung sowie Glühwein und Weihnachts-Bockbier.

Das Energiebündel setzt überhaupt lieber auf eigene Kreationen statt auf fertige Produkte. Wie etwa ihren Kartoffelsalat, der inzwischen „deutschlandweit bekannt“, wie sie mit einem schelmischen Augenzwinkern verrät. Auf einer Geburtstagsparty, die ein Flieger bei ihr feierte, waren die Gäste aus der ganzen Republik so begeistert, „dass sie am nächsten Morgen vom Hotel hierhin kamen und sich eine Schüssel mit nach Hause genommen haben“, berichtet sie. Nicht nur die Geburtstagsgesellschaft sei begeistert gewesen, sondern alle Gäste schätzten ihre Variante. „In den ersten zehn Tagen nach Eröffnung habe ich 25 Kilogramm Kartoffelsalat verkauft“, sagt sie. Das Besondere an ihrem Rezept: „Den mache ich wie schon meine Mutter und meine Oma“. Mehr verrät sie nicht.

Als Magnet haben sich nach Szczesiks Worten auch ihre Suppen und Eintöpfe erwiesen, die sie an den Wochenenden kocht. Ebenso die hausgemachten Frikadellen. Rund sechs Kilogramm Fleisch bringen sie und ihre beiden Helferinnen Rita Mailänder (72) und Ingelore Bellinghausen (79) pro Woche in Form. Die drei Damen leisteten in der Küche tolle Arbeit, sagt Szczesik, im Service wären sie aber wohl nicht zu gebrauchen: „Wenn wir einen Kaffee zum Tisch bringen, kommen wir nur noch mit dem Kaffeesatz in der Tasse an.“ Im Service arbeiten daher jüngere Leute, unter anderem ihre zukünftige Schwiegertochter Melanie Nothbaum.

Nostalgie auch auf der Getränkekarte

Sohn Heiko Szczesik schwingt als Koch zusammen mit seiner Mutter das Zepter in der Küche. Dort werden auch Buffets zubereitet, die für diverse Feiern im Lokal bestimmt sind. Zu ihren Stammgästen gehören verschiedene Vereine, Biker der Bundespolizei, Flieger und Personal aus dem Tower sowie zwei Stammtische und Laufkundschaft. „Weil es familiär und urig bei uns zugeht“, erklärt sich Szczesiks den guten Zulauf. Vor allem im Sommer auf der Terrasse. „Da vergehen keine 20 Minuten, dann sind wildfremde Menschen im Gespräch“, hat sie beobachtet.

„Der Laden brummt“, hält die 73-Jährige fest. Das liege sicher auch an den moderaten Preisen, die sich jeder leisten könne, und an der Umgebung. „Wo hat man noch so einen Ausblick ins Grüne“, schwärmt sie. Marlies Szczesik ist gerne mittendrin. So etwa bei einem „Plattenabend“ vor einiger Zeit, wo ein DJ Schallplatten aus den 1960er und 1970er Jahren aufgelegt hat. Getanzt hat sie bis in die Nacht. „Erst knackte es in der Hüfte, dann im Knie, aber Hauptsache Rock 'n' Roll“, erzählt sie und lacht. Der Abend soll nun regelmäßig stattfinden. Viel Nostalgie gibt es auch auf der Getränkekarte, davon zeugen die fast vergessene „Schlammbowle“, ein Mix aus Sekt, Rotwein und Eis, oder der „Aufgesetzte“.

Hat die quirlige Frau eigentlich noch Zeit für ein Privatleben? Hat sie. Dann geht sie turnen. Aber vor allem für ihre fünf Enkel, alles Jungs, nimmt sie sich Zeit. „Einmal im Monat ist Enkeltag“ und der sei gesetzt, betont sie. Einen Termin, wann für sie im Tant‘ Tinchen Schluss ist, kann sie auch schon nennen: 2026 feiert das Traditionslokal seinen 100. Geburtstag. Dann übergibt Marlies Szczesik die Verantwortung an Sohn Heiko und Schwiegertochter Melanie.

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