Haftstrafe für Sankt Augustiner Todesraser von Sankt Augustin muss in Haft

Bonn/Sankt Augustin · Das Oberlandesgericht bestätigt dreieinhalb Jahre Haft für 44-Jährigen wegen fahrlässiger Tötung. Ein 74-jähriger Fußgänger starb am Unfallort auf der B 56.

Polo-fahrer tötete im Dezember 2013 an der Ampel Bonner Straße einen älteren Fußgänger.

Polo-fahrer tötete im Dezember 2013 an der Ampel Bonner Straße einen älteren Fußgänger.

Foto: Axel Vogel

Es war einer der aufwendigsten Indizien-Prozesse, die eine Berufungskammer in Bonn geführt hat: Acht Verhandlungstage, 33 Zeugen, darunter auch die Gutachter. Nach zwei Monaten stand für Berufungsrichterin Dr. Anja Johansson jedoch fest: Der 44-jährige Angeklagte war fraglos der Fahrer des kleinen blauen Polos, der am 18. Dezember 2013 wie ein Irrer durch Sankt Augustin gerast und auf der Ampelkreuzung Bonner Straße/Sandstraße einen 74-jährigen Fußgänger getötet hat. Wegen fahrlässiger Tötung, vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs sowie Unfallflucht wurde der sogenannte „Totraser von Sankt Augustin“ am 20. Dezember 2016 erneut zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Damit kam die Berufungskammer zu demselben Ergebnis, wie Amtsgericht Siegburg bereits im April 2015.

Das Urteil ist jetzt rechtskräftig, wie ein Gerichtssprecher gestern bestätigte. Der 1. Strafsenat des Oberlandesgericht (OLG) Köln hat die Revision des Angeklagten gegen das Bonner Urteil verworfen. Damit muss der sogenannte „Totraser von Sankt Augustin“ - dreieinhalb Jahre nach dem tödlichen Unfall - ins Gefängnis.

Bis zum Schluss hatte der Angeklagte beteuert, an diesem Tag nicht am Steuer des Autos gesessen zu haben. Tatsächlich auch gestaltete sich die Aufklärung des Falls als ausgesprochen schwierig: Kein Zeuge hatte den Fahrer des blauen Polos erkennen können; auch wurde das Fahrzeug von mehreren Fahrern genutzt. Der 32-jährige Halter des Polos, der zunächst in den Fokus der Ermittlungen gekommen war, hatte beteuert, dass er dem Angeklagten die Schlüssel gegeben hatte, damit er für ihn die Reifen wechselt und zum Tüv fährt. Am Ende haben den 44-Jährigen einige Glassplitter, die in seinem Pullover gefunden worden waren, als Fahrer des Unfallwagens überführt.

An dem Unfalltag war es 17.35 Uhr, als der blaue Polo eine Fahrzeugschlange vor der roten Ampel links überholte und den Rentner, der gerade bei grüner Fußgängerampel die Straße querte, auf die Motorhaube nahm. Der Mann flog 45 Meter durch die Luft; der Fahrer, obwohl die Windschutzscheide geborsten war, flüchtete und stellte das Auto in einer ruhigen Straße ab. Der 74-Jährige kam nicht mehr zu Bewusstsein. Er starb – trotz aller Versuche, ihn wieder ins Leben zu holen - eine Stunde später. An der Unfallstelle.

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