Institution in Augustin-Ort Traditionshaus Augustiner Hof schließt seine Türen
Sankt Augustin · Seit vielen Jahrzehnten ist der Augustiner Hof eine Institution in Sankt Augustin. Nun hat Hans-Albert Hinterkeuser das Traditionshaus an neue Eigentümer übergeben. Wie es mit dem Hotel- und Restaurantbetrieb weitergeht, ist noch offen.
Geschlossen war der Augustiner Hof im Herzen von Sankt Augustin-Ort bereits seit dem Corona-Lockdown Mitte März. Und doch hat vor wenigen Tagen die Nachricht, der Hotel- und Restaurantbetrieb sei zum 1. Juli verkauft worden, im Ort für Bestürzung gesorgt und auch Sorge um die Zukunft des Standorts ausgelöst.
Stammkunden und Nachbarn tauschen sich in den sozialen Medien aus oder nehmen den Hörer in die Hand, um beim bisherigen Eigentümer und Gastronomen Hans-Albert Hinterkeuser nachzufragen. Der zeigte sich am Donnerstag über die Anteilnahme an der Schließung spürbar bewegt: „Ich war ein wenig überrascht, wie viele Leute angerufen haben.“
1948 hatte Hinterkeusers Schwiegervater den Betrieb gebaut und zunächst für zwei Jahre verpachtet, dann selbst betrieben. Im Jahr 1962, als die Gesundheit nicht mehr mitspielte, sprang Schwiegersohn Hans-Albert Hinterkeuser ein – „und das als Verwaltungsmensch“, erinnert sich Hinterkeuser, der 1952 ins damals beschauliche und kaum bebaute Sankt Augustin-Ort gezogen war: „Ich war vorher 15 Jahre lang in der Verwaltung der Reisestelle des Deutschen Bundestags in Bonn tätig.“
In den Folgejahren wurde der Augustiner Hof auf- und ausgebaut, erhielt neben den zuletzt 35 Hotelzimmern mit 50 Betten auch Bar, Weinstube und Kegelbahn sowie eine große, gestandene Postenküche, in der vier Köche an den Töpfen wirbelten.
Herzstück war der große Saal für bis zu 100 Personen, resümiert der Gastronom heute: „Zu uns kamen Leute, deren Familien hier ihre Familienfeiern zur Taufe, Kommunion, Firmung oder Hochzeit hatten, manchmal sogar ihre Silberhochzeit, manchmal aber auch ihre Trauerfeier.“ Gerade für Trauerfeiern der angrenzenden Gemeinde war der Hof über viele Jahre das erste Haus am Platz.
Einen ähnlichen Hotel- und Restaurantbetrieb mit einem vergleichbar großen Saal gebe es im Stadtgebiet nicht mehr, sagt Hinterkeuser: „Die Zeiten sind für unsere Branche schwer geworden – nicht nur durch Corona. Es ist ein schwieriges Geschäft, wenn man mittags und abends und das an 365 Tagen im Jahr geöffnet hat.“
Entsprechend zurückhaltend hätten die eigenen Kinder auf die Frage nach einer Geschäftsübernahme reagiert. Weil es dem Unternehmer eine Herzenssache ist, den Standort für ein gastronomisches Angebot zu erhalten, habe er einen Verkauf an die Immobilienwirtschaft abgelehnt: „Wir hatten mehrere Interessenten, die das Haus abreißen und Wohngebäude errichten wollten. Der jetzige Eigentümer will das nicht tun. Er will investieren und den Standort weiterentwickeln.“
Genaueres stünde indes noch nicht fest, betont Hinterkeuser: „Fest steht aber: Ich bin meinen Kunden und ganz besonders meinen Mitarbeitern, die mich bis zum letzten Tag unterstützt und auf Händen getragen haben, für ihre Treue unglaublich dankbar.“