Historisches Sportler-Denkmal in Sankt Augustin Das vergessene Turnerkreuz von Niederpleis

Sankt Augustin · Am Niederpleiser Wald steht eine fast vergessene Stele: Es sind die Reste eines Denkmals, das der Sportverein TuS Niederpleis in den Dreißigerjahren errichtet hat.

 Verborgen im Niederpleiser Wald in Sankt Augustin steht das historische Sportlerdenkmal: Die vier „F“ an den Seiten symbolisieren das traditionelle Turnermotto: „Frisch, fromm, fröhlich, frei“.

Verborgen im Niederpleiser Wald in Sankt Augustin steht das historische Sportlerdenkmal: Die vier „F“ an den Seiten symbolisieren das traditionelle Turnermotto: „Frisch, fromm, fröhlich, frei“.

Foto: GA/Dirk Hentschel

Versteckt zwischen den Bäumen steht sie da, die mannshohe Backstein-Stele am Rande des ehemaligen Sportplatzes in Niederpleis. Genau da, wo die Stadt Sankt Augustin eine Unterkunft für Menschen in Not betreibt. Rechts und links sind Stahlelemente angebracht, die beim flüchtigen Hinsehen an Flügel erinnern. Oben fehlen ein paar Ziegelsteine.

„Wir gehen hier seit Jahren spazieren, aber das ist mir noch nie aufgefallen“, sagt ein älterer Mann, der gerade vorbeikommt. Seine Frau vermutet: „Vielleicht gehörte das früher zum Sportplatz.“

Tatsächlich ist die Backstein-Stele der Rest eines Denkmals, das der Sportverein TuS 1901 Niederpleis wohl im Jahre 1935 zu Ehren seiner im Ersten Weltkrieg gefallenen Mitglieder errichtete. Den Sportplatz, den sie damals „Waldstadion“ nannten, hatten die Vereinsmitglieder 1932 in Eigenleistung modernisiert. Hier fanden sogar Deutsche Meisterschaften im Feldhandball statt. Manchmal standen mehrere Tausend Sportbegeisterte auf den Zuschauerrängen. Zu besonderen Anlässen legten Anwohner Kränze am Denkmal nieder. Das geht aus der „Geschichte des Sports in Sankt Augustin“ des Sporthistorikers Karl Lennartz hervor.

Gut erkennbar die Anordnung des Buchstaben „F“: Zusammen bilden vier „F“ das einprägsame Turnerkreuz.

Gut erkennbar die Anordnung des Buchstaben „F“: Zusammen bilden vier „F“ das einprägsame Turnerkreuz.

Foto: GA/Dirk Hentschel

Stadt prüft Denkmalwert

Im Denkmalpflegeplan der Stadt Sankt Augustin wird das historische Bauwerk zwar nicht als „denkmalverdächtig“, doch als „erhaltenswert“ geführt, wie die Pressestelle mitteilt. Regelmäßige Pflege erfuhr es dennoch nicht. Stadtsprecher Benedikt Bungarten: „Derzeit wird in Abstimmung mit dem LVR-Amt für Denkmalpflege der Denkmalwert der Stele genauer eruiert.“ Die Eigentumsverhältnisse wurden geprüft, das Kreuz gehöre der Stadt Sankt Augustin.

Unklar ist bislang sein Wert, denn das Ehrenmal war einst deutlich imposanter. In metallenen Lettern trug es gut sichtbar die Aufschrift „Unseren Toten“. Das christliche Kreuz auf der Vorderseite war damals noch gut zu erkennen. Und oben, wo es heute besonders heftig bröckelt, thronte eine Büste von „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn. Der hatte im 19. Jahrhundert in Deutschland die Turnbewegung begründet.

Das erklärt, was die flügelähnlichen Stahlelemente tatsächlich darstellen: Sie bilden ein sogenanntes Turnerkreuz, gestaltet aus dem Großbuchstaben „F“ in vierfacher Ausführung. Die vier „F“ stehen für „Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei“, seit den Tagen von Jahn das Motto der Turnbewegung.

Erfinder des Logos aus den vier „F“ war der Kupferstecher Johann Heinrich Felsing aus Darmstadt. Zweimal ist das F richtig herum angeordnet, zweimal steht es auf dem Kopf und bildet so das Turnerkreuz. Noch heute verwendet der Deutsche Turnerbund diese Bildmarke als offizielles Logo.

Frage nach einem neuen Standort

Die Vereinsmitglieder des TuS Niederpleis sind stolz auf die 122-jährige Vereinsgeschichte. Auch sie haben schon eine Restauration des historische Denkmals angedacht. Herbert Homge, der TuS-Vorsitzende, hat jedoch noch keinen fertigen Plan in der Schublade: „Vielleicht könnte man es renovieren und anderswo aufstellen“, überlegt der Ehrenamtler. „Die Stadt soll sagen, wo wir das aufstellen könnten. Ich nehme das Thema mit in die Vorstandssitzung.“

Vielleicht gibt es also noch ein Happy End für das vergessene Denkmal. Der Spaziergänger vom Waldrand aber ist nicht gerade optimistisch. „Hier wird doch sowieso nichts instand gesetzt“, sagt er zum Abschied.

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