Präventionsprojekt in Sankt Augustin TV Hangelar engagiert sich gegen sexualisierte Gewalt

Sankt Augustin · Der TV Hangelar ist als erster Verein im Rhein-Sieg-Kreis in das „Qualitätsbündnis Sport NRW“ aufgenommen worden. Um das Siegel zu erhalten, mussten zahlreiche Kriterien erfüllt werden.

 Die Mitgliedsurkunde überreichte Kreissportbund-Präsident Wolfgang Müller (rechts) an Otto Deibler, Vorsitzender des TV Hangelar.

Die Mitgliedsurkunde überreichte Kreissportbund-Präsident Wolfgang Müller (rechts) an Otto Deibler, Vorsitzender des TV Hangelar.

Foto: Marcel Dörsing

Als erster Verein im Rhein-Sieg-Kreis ist der Turnverein (TV) Hangelar in das „Qualitätsbündnis Sport NRW“ zum Schutz vor sexualisierter Gewalt aufgenommen worden. Am Mittwoch überreichte Wolfgang Müller, Präsident des Kreissportbundes, Otto Deibler, erster Vorsitzender des TV Hangelar, die entsprechende Urkunde. „Wir wollen damit auch nach außen zeigen, dass wir das Problem der sexualisierten Gewalt im Verein thematisieren und einen klaren Fahrplan haben, um die richtigen Schritte einzuleiten, sollte es einmal zu einem Vorfall kommen“, sagte Deibler.

Um das Qualitätssiegel zu erhalten, musste der TV Hangelar zahlreiche Kriterien erfüllen. Dazu zählt etwa die Erarbeitung eines Interventionsplans, die Aufnahme des Kinder- und Jugendschutzes in die Vereinssatzung und die Kommunikation eines Präventionskonzepts innerhalb des Vereins. Alle Mitarbeiter haben zudem ein erweitertes Führungszeugnis vorgelegt. Mit Vorstandsmitglied Tamara Behnke, gleichzeitig Hauptinitiatorin der Qualifizierung, hat der Verein eine Beauftragte zum Schutz vor sexualisierter Gewalt benannt. Dazu hat Behnke eigens Fortbildungen beim Landessportbund besucht. „Ich freue mich, das mit dem TV Hangelar der erste Verein im Kreis diese Urkunde bekommt und hoffe, dass bald weitere Vereine hinzukommen“, sagte Müller.

Rund vier Jahre dauerte der gesamte Prozess, bis der Verein alle notwendigen Kriterien erfüllt hatte. Am Anfang stand zunächst ein Projekt mit der Polizei zu dem Thema, das das Problem in den Fokus der Vereinsmitglieder rückte. „Wir konnten schon eine gewisse Unsicherheit bei Übungsleitern darüber feststellen, ob etwa Körperkontakt, zum Beispiel beim Turnen, ein Problem ist“, so Deibler. Dank zahlreicher Gespräche habe sich diese Unsicherheit aufgelöst. „Wir haben rund 600 Kinder im Verein, schon daher darf das Thema nicht einfach verschwiegen werden“, sagte Deibler. „Es ist wichtig, dass Eltern wissen, dass ihre Kinder beruhigt zum Sport gehen können.“ Dass es mehrere Jahre dauert, bis ein Verein in das Qualitätsbündnis aufgenommen wird, sei keine Ausnahme, erklärte Dagmar Ziege, die für den Landessportbund Fortbildungen zur Prävention sexualisierter Gewalt leitet. Es brauche Zeit, um alle Kriterien innerhalb eines Vereins zu implementieren. „Immer mehr Vereine kommen auf uns zu“, sagte Ziege. Die Nachfrage sei auch in Folge der „Me-too-Bewegung“ spürbar größer geworden. Rund 19 000 Vereine sind im Landesportbund organisiert, im Kreis sind es knapp 600.

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