Studentenzimmer im Benderhof Umbau des historischen Gebäudes an der Bonner Straße in Mülldorf
SANKT AUGUSTIN · Der sich drehende Baukran über dem Benderhof an der Ecke Bonner Straße/Niederpleiser Straße in Mülldorf zeigt es: Endlich tut sich etwas auf dem historischen Areal. Und zwar eine ganze Menge, sagt der Investor, der das Grundstück im Dezember erworben hat. Seinen Namen verraten möchte der Lohmarer nicht, er meide das Rampenlicht. Seine Aufmerksamkeit und die der Mülldorfer sei der historischen Hofanlage gewidmet. Bis zum Herbst soll das bis 2008 bewohnte Wohngebäude kernsaniert werden: "Im eigentlichen Wohnhaus sollen Studentenappartments und Wohnungen entstehen."
Die Bauarbeiten laufen auf Hochtouren. Doch schon als er kurz nach dem Kauf des Hofes das wuchernde Unkraut gerupft habe, gab es Reaktionen, erinnert sich der Bauherr: "Vorbeifahrende Autofahrer haben gewunken und den 'Daumen hoch' gezeigt. Offenbar freuen sich viele, dass sich hier etwas tut." Das bestätigt Ortsvorsteher Heinz-Peter Schumacher: "Damit können wir in Mülldorf gut leben", sagt er. Und: "Es war immer Wunsch der Familie Bender, dass das Gebäude in irgendeiner Form erhalten bleibt." Das hätten diverser andere Investoren, die das Gelände ins Auge gefasst hatten, nicht vorgesehen.
Nach den Plänen, die jetzt umgesetzt werden, soll die offene, zum Neubaugebiet gelegene Seite des Vierseitenhofes geschlossen werden. In diesem neuen Trakt werden im Erdgeschoss acht Garagen und im Obergeschoss zwei Appartments gebaut.
Das kleine Gebäude zur Linken der Hofzufahrt sei jedoch derart baufällig, dass es zurückgebaut werden müsse. Später soll hier im zweiten Bauabschnitt ein kleines Gebäude mit Büros für Dienstleister den Vierseitenhof stimmig abschließen. "Vorrangig ist der Bau der insgesamt acht Studentenappartments. Der soll bis zum Beginn des Wintersemesters im Oktober abgeschlossen sein." Das sei ein ehrgeiziges Ziel, räumt der Investor mit beruflichem Hintergrund in der Baubranche ein. Eine erste Überraschung gab es bereits: "Dass die Dachstühle erneuert werden müssten, stand fest. Aber dass auch sämtliche Zwischendecken baufällig sind, war mir so nicht bewusst."
Der Investor nimmt es gelassen und mit Bewunderung für die verwendeten Baumaterialien. "Für das Raumklima ist das Bauen mit Lehm ausgezeichnet, deswegen werden wir dieses Material auch beim Umbau einsetzen." Warum so viel umgebaut werden muss, wird bei einem Rundgang durch die Baustelle deutlich: "Vorsicht, Sie müssen den Kopf einziehen.
Die Menschen waren früher kleiner, die Deckenhöhen und Durchgänge sind zu niedrig. Auch die Fenster müssen im gesamten Gebäude angehoben werden, da die Brüstungshöhen für heutige Standards viel zu niedrig und zu gefährlich wären." Sein Gesamterscheinungsbild solle der Hof trotz Umbauten und Wärmedämmung aber auf keinen Fall verlieren, betont der Investor. Er ist sich der Bedeutung des Hofes bewusst, will den Namen "Benderhof" später am Gebäude anbringen.
Die Geschichte des Benderhofs
Wie alt der Benderhof ist, weiß heute niemand mehr so genau. Die Familie Bender schätzt das Alter von Dach und Mauern auf 250 Jahre. Eine Wetterfahne zeigt das Jahr 1835, aber vieles deutet darauf hin, dass das Gebäude sogar noch älter ist. Wie aus historischen Konzessionsakten der Gast- und Schankwirtschaft im Amt Menden zu ersehen ist, hat es früher im Benderhof eine Gastwirtschaft mit Küche, Backstube, Kegelbahn, Fremdenzimmern und einem Tanzsaal im ersten Obergeschoss gegeben.
Gegenüber, dort wo heute die Kreissparkasse Köln eine Geschäftsstelle hat, stand später eine weitere Wirtschaft der Familie Bender mit deutlich größerem Tanzsaal. Zwischen 1876 und 1883 muss, so ergeben es die Aufzeichnungen, muss die Wirtschaft in das gegenüberliegende Gebäude umgezogen sein.