Reinigung wird laut Stadt kompliziert Unbekannte beschmieren historische Grabkreuze in Menden

Sankt Augustin · Neuen barocke Grabkreuze erzählen in Sankt Augustin die Ortsgeschichte von Menden. Diese Erinnerungen haben Unbekannte mit Graffiti beschmiert.

Die barocken Grabkreuze wurden in den vergangenen Wochen von Unbekannten mit Graffiti beschmiert.

Die barocken Grabkreuze wurden in den vergangenen Wochen von Unbekannten mit Graffiti beschmiert.

Foto: Thomas Heinemann

Seit zweieinhalb Jahrhunderten erinnern im alten Ortskern des Sankt Augustiner Stadtteils Menden neun barocke Grabkreuze am Ehrenmal an die Ortsgeschichte und auch an alte Familiennamen. Bislang nagte an den steinernen Zeugnissen der Ortsgeschichte allein der Zahn der Zeit, der die Grauwacke blättern ließ. Im Frühsommer haben nun Unbekannte die Kreuze umfangreich mit Graffiti beschädigt.

Eine Reinigung wird kompliziert, teilt die Stadt nun auf Nachfrage mit: „Die Kreuze sind mit Reliefs und Inschriften versehen, weswegen die Entfernung der Graffiti durch eine spezialisierte Firma oder spezielle Steinrestauratoren erfolgen muss.“ Die Untere Denkmalbehörde und der Bauhof würden in Abstimmung mit dem LVR-Amt für Denkmalpflege Rheinland die geeignete Maßnahme veranlassen, so die Stadt.

Welche Kosten der Schaden verursacht, kann die Stadt derzeit noch nicht abschätzen. Ebenfalls mit Graffiti beschmiert wurden die Grundmauern der benachbarten „Kirchenwüstung“. Die seien allerdings mit „etwas weniger“ Aufwand zu reinigen.

Die Grabkreuze am Ehrenmal und die „Kirchenwüstung“ genannte Aufmauerung der historischen Grundrisse der „Alten Kirche“ in der ruhigen Straße „An der alten Kirche“ sind selbst vielen Sankt Augustinern unbekannt. Und doch erzählen sie von einer über 1000-jährigen Ortsgeschichte. Zwar empfahl der Denkmalpflegeplan im Jahr 2017 ausdrücklich eine Beschilderung mit Hinweis auf die historische Bedeutung, erstellt wurden die Schilder jedoch nie.

Kirche schon im Mittelalter

Auf der kleinen Anhöhe wurden im Jahr 1988 die Grundrisse der Alten Kirche nachgebaut, in denen heute die neun Grabkreuze mit ihren unterschiedlich ausgeformten Balkenenden und Kreuzzwickelausbildungen aus dem 18. Jahrhundert stehen. Bereits zu karolingischen Zeiten – also zwischen dem 751 und dem Jahr 987 – soll es an dieser Stelle eine Holzkirche gegeben haben.

Das bestätigten archäologische Untersuchungen in den Jahren 1986 und 1987. Seit 1064 sind urkundliche Belege überliefert, die auf den Bau einer Steinkirche an gleicher Stelle hinweisen, die schließlich Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet wurde. Trotz mehrfacher Umbau- und Sanierungsarbeiten noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte das Bauwerk seinerzeit offenbar nicht erhalten werden.

1872 kam es zum Teilabbruch mit Rückbau des romanischen Kirchturms. 1892 wurde die heutige Kirche Sankt Augustinus fertig gestellt. 1896 und 1897 wurde die „Alte Kirche“ dann komplett abgerissen. Ein Teil der Ausstattung der heutigen Kirche Sankt Augustinus entstammt dem 15. und 16. Jahrhundert, der Taufstein mit seiner künstlerischen Ausführung vermutlich sogar aus dem 13. Jahrhundert, wie der Denkmalpflegeplan dokumentiert hat. Rund um die „Alte Kirche“ bildete sich über die Jahrhunderte die Siedlung „Niedermenden“. Das dokumentieren historische Berichte und Karten aus dem frühen 19. Jahrhundert. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts verlor die Siedlung ihre Eigenständigkeit: 1935 wurde Niedermenden mit der benachbarten Siedlung Obermenden zum heutigen Menden vereint.

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