Sieg-Renaturierung Verein fürchtet Verlust der gepachteten Flächen

SANKT AUGUSTIN/TROISDORF · Der Meindorfer Protest hat gewirkt. Auf der Troisdorfer Seite der Sieg sieht das anders aus. Die Renaturierung des Flusses im Mündungsbereich zwischen der Autobahn 59 und der Mündung in den Rhein bleibt umstritten. Nun hat sich auch in Eschmar Widerstand gegen das 6,2 Millionen Euro teure Großprojekt formiert.

 Auf der Sommerweide an der Sieg: Petra Sebesta (von links), Sarah Fritzen und Philipp Sebesta von den "Pferdefreunden Siegauen" wollen die Heimat für ihre Pferde nicht verlieren.

Auf der Sommerweide an der Sieg: Petra Sebesta (von links), Sarah Fritzen und Philipp Sebesta von den "Pferdefreunden Siegauen" wollen die Heimat für ihre Pferde nicht verlieren.

Foto: Michael Lehnberg

Die "Pferdefreunde Siegauen" fürchten den Verlust ihrer gepachteten Weideflächen, wenn sich die Sieg frei ausbreiten kann. Denn das ist das Ziel des Projektes, das federführend in den Händen der Bezirksregierung Köln liegt. Sie ist sowohl Genehmigungs- als auch ausführende Behörde.

Die befestigten Uferabschnitte müssen von Steinen befreit werden, damit sich das Gewässer wieder frei entfalten kann, in festgelegten bis zu 600 Meter breiten Entwicklungskorridoren. Damit könnten sich im Laufe der Jahre Nebenarme, Sand- und Kiesbänke als wichtige Lebensräume ausbilden. "Dass dann einige Pfade wegfallen, können wir noch verschmerzen.

Aber wenn unsere Weiden nicht mehr da sind, wissen wir nicht mehr wohin mit den Pferden. Wir wollen unsere Nutzungsrechte behalten", sagt Vereinsvorsitzender Thomas Sebesta. Seine Frau Petra ergänzt: "Es besteht die Gefahr, dass rund 100 Pferde ihre Heimat verlieren."

Sebesta und mit ihm auch zwei betroffene Landwirte fordern deshalb, den Korridor um die Hälfte zu reduzieren. "Die Bauern werden einen großen Teil der landwirtschaftlichen Fläche verlieren und sind in ihrer Existenz bedroht." In Meindorf hat die Bezirksregierung reagiert. Dort wird kein Entwicklungskorridor ausgewiesen.

Auch der Sankt Augustiner Stadtrat hatte beschlossen, Meindorf so zu belassen, wie es ist. Sebesta fordert nun auch von der Troisdorfer Politik Unterstützung ein. "Sie soll jetzt Position beziehen. Das Zwei- bis Dreifache der Flussbreite als Korridor ist akzeptabel. Mehr allerdings nicht."

Und genau da liegt das Problem. Die Zugeständnisse in Meindorf dürften laut Bezirksregierung nicht zu Lasten des Troisdorfer Gebietes gehen. "Spielraum, den Korridor zu verkleinern, haben wir nicht mehr", sagt Beate Klein, Hauptdezernentin Wasserwirtschaft bei der Bezirksregierung Köln. Man wolle einen breiten Konsens herstellen.

Es werde sich lange Zeit ja auch gar nichts tun. Man sei aber mit den Landwirten in guten Gesprächen, um nach Lösungen für Ersatzflächen zu suchen. "Das ist zwar richtig, aber wir sind noch auseinander", sagt Margret Fritzen, die mit ihrem Mann eine Landwirtschaft in Eschmar betreibt und große Flächen an der Sieg pflegt und bewirtschaftet.

"Jetzt schon laufen die Äcker und Weiden bei Hochwasser voll, weil die siegfernen Flächen tiefer liegen." Man wolle weiter gesprächsbereit bleiben, wir schließen aber auch eine Klage nicht aus. "Wir haben ja nichts Handfestes bisher", so Fritzen. Die Bezirksregierung erfüllt allerdings mit der Renaturierung der Siegufer eine gesetzliche Aufgabe.

Sie ist laut EU-Wasserrahmenrichtlinie dazu verpflichtet, die Sieg zu renaturieren. Allerdings will die Bezirksregierung noch das sogenannte EU-Förderprogramm "Life+" draufsatteln, was nur mit einem größeren Korridor geht. Dafür gibt es nicht wenig Geld, mit dem unter anderem Auenwälder entlang der Sieg entwickelt werden sollen.

Ein entsprechender Antrag ist bereits bei der EU gestellt, verbunden mit der Hoffnung, 3,1 Millionen Euro an Fördergeldern zu bekommen. "Wenn der Antrag genehmigt wird, haben wir eine einmalige Chance, um in der Region mit sehr viel Geld Gutes für den Umweltschutz zu bewirken", so Joachim Schwab, Leiter der Abteilung für Umwelt und Arbeitsschutz bei der Bezirksregierung.

Die Entwicklung der Landschaft sei ein Prozess, der sich in mehreren Generationen vollziehen wird. Dort entstehe ein hochwertiger und vielfältiger Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen. Der Hochwasserschutz werde unverändert auf dem jetzt hohen Niveau bleiben. Alle Ortslagen seinen heute und während der Renaturierung sehr gut vor Hochwasser geschützt, so Schwab.

In den nächsten Wochen wird das Planfeststellungsverfahren eingeleitet. Dann können die Bürger sowie die Träger öffentlicher Belange ihre Anregungen und Kritik einbringen. Das werden auch Sebesta und seine mittlerweile 47 Pferdefreunde tun und weiter kämpfen - mit Sicherheit.

Info: Am Mittwoch, 10. Juli , findet im Sportheim Zur Siegaue in Müllekoven eine Bürgerversammlung statt. Beginn ist um 19 Uhr.

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