"Leben mit Krebs" Verein unterstützt seit zehn Jahren Betroffene

SANKT AUGUSTIN · Ingrid Schürheck spricht aus Erfahrung. "Nach einer Krebsdiagnose ändert sich für Betroffene und deren Angehörige das Leben schlagartig", sagt Schürheck, die erste Vorsitzende des Vereins "Leben mit Krebs". Da sei es wichtig, "aufgefangen zu werden, wenn alles auf einen einstürzt".

 Mittels Malkursen bietet der Verein den vom Krebs betroffenen Menschen etwas Abwechslung im Alltag mit der Krankheit.

Mittels Malkursen bietet der Verein den vom Krebs betroffenen Menschen etwas Abwechslung im Alltag mit der Krankheit.

Foto: ARNDT

Nicht nur der Körper werde durch den Krebs angegriffen, sondern auch die Seele. Die Menschen reagierten nach ihrer Beobachtung individuell verschieden auf die Hiobsbotschaft. Mit Wut und Angst, Verzweiflung, Hilflosigkeit oder mit dem Gefühl innerlicher Starre. Und hier setzt die Arbeit des Vereins an. "Mit der Krankheit nicht allein" lautet eines seiner Ziele. Ein weiteres ist, den Menschen beizustehen, damit sie in allen Phasen der Erkrankung und Behandlung so viel Lebensqualität wie möglich bewahren können.

Dringend notwendig ist das psychoonkologische Gespräch, in dem Erkrankte beraten, über Symptome sowie die Beeinträchtigungen durch die Therapie aufgeklärt werden und lernen, damit umzugehen. Außerdem stehen die Auswirkungen auf die soziale, familiäre und berufliche Situation im Fokus. "Wichtig ist, dass solche Gespräche innerhalb kurzer Zeit ermöglicht werden, besonders nach der Klinikentlassung", betont Schürheck und stellt immer wieder fest: "Wissen macht die Betroffenen mutiger."

Denn wer Aufklärung und Hilfe erfährt, kommt mit seiner Situation besser zurecht. Ärzte hätten meist gar nicht die Zeit und Möglichkeiten für eine umfassende psychoonkologische Versorgung der Patienten. Weil die Verweildauer in einer Klinik dafür auch zu kurz ist, war dieser Umstand ein Grund für die Vorsitzende, den Verein zu gründen. Der ist stolz, diese Versorgung bieten und innerhalb weniger Tage helfen zu können.

Regelmäßig werden kostenlose Beratungsstunden von Fachleuten durchgeführt, außerdem Vorträge gehalten und Seminare veranstaltet. Mitglieder des Vereins leiten Gesprächskreise für Neu- und Wiedererkrankte. Hilfe finden auch Menschen, die zwar geheilt sind, sich aber nicht gesund fühlen. "Als Spätfolgen einer Chemotherapie treten bis zu zehn Jahre danach häufig Antriebslosigkeit, lähmende Erschöpfung oder sogar schwere Depressionen auf", berichtet Dagmar Gerhards, die die Interessen des Vereins über die Medien kommuniziert.

Mitmachen kann übrigens jeder, eine Mitgliedschaft ist kein Muss. Regelmäßig steht ein rund zehnköpfiges Team von Ehrenamtlern Betroffenen und ihren Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite. Um die Gruppenleiter und Ansprechpartner kümmert sich der Verein ebenfalls. Supervision und Praxisbegleitung helfen ihnen dabei, das Schicksal anderer selbst auch zu verarbeiten, denn "die Tätigkeit geht auf Dauer an niemandem spurlos vorüber", weiß Schürheck aus jahrelanger Erfahrung zu berichten.

Vom Krebs betroffene Männer und Frauen haben die Möglichkeit, neben individuellen Beratungen auch unter einer Vielzahl von gesundheitsfördernden, therapeutischen und solchen Angeboten zu wählen, die Spaß am Leben vermitteln und von Entspannungstechniken und Yoga über Ernährungsberatung und Kosmetikseminare bis hin zu Malkursen, Sport- und Bewegungsaktivitäten reichen.

Seit der Gründung 2003 hat es sich der Verein zur Aufgabe gemacht, Beratungsstellen im Rhein-Sieg-Kreis ideell und finanziell zu fördern. Zudem will er alle Aktivitäten unterstützen, die der Vermeidung, Erkennung und Bekämpfung von Krebserkrankungen dienen. Schnell waren Fachärzte, Apotheker, Politiker, Betroffene und interessierte Bürger von der Sache überzeugt und unterstützen den Verein bis heute.

Die Mitglieder werden nicht müde, für ihre Sache zu werben und Spenden zu sammeln. Seit Jahren kann sich "Leben mit Krebs" auf die Unterstützung des Kabarettisten Konrad Beikircher verlassen, den Ingrid Schürheck vor zehn Jahren für ihre Idee und seitdem für einige Benefizveranstaltungen zugunsten des Vereins gewinnen konnte. Am meisten freut sie sich darüber, dass die von ihr ins Leben gerufene Institution mittlerweile als Partner von Ärzten anerkannt ist. "Als Laien, die sich einmischen", wie sie zufrieden feststellt.

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