Rathäuser öffnen langsam wieder Verwaltungen im Rhein-Sieg-Kreis kämpfen mit Überstunden

Rhein-Sieg-Kreis · Seit dem Beginn des Corona-Ausnahmezustands arbeiten die Beschäftigten der Städte und Gemeinden im Krisenmodus und häufen dabei Überstunden an. Die Kommunen müssen nach Wegen suchen, damit umzugehen.

 Die Rathäuser öffnen langsam wieder für Besucher. Das Bild entstand im Kreishaus in Siegburg.

Die Rathäuser öffnen langsam wieder für Besucher. Das Bild entstand im Kreishaus in Siegburg.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

Als Mitte März in den meisten Branchen Stillstand herrschte, wurde in Krankenhäusern und Rathäusern rund um die Uhr gearbeitet. Oft ohne freie Wochenenden, oft bis spät in die Nacht hinein. Die Mitarbeiter der Corona-Krisenstäbe und der Gesundheitsämter haben Überstunden in nie gekanntem Maß gemacht. „In der heißen Phase von Mitte März bis Ende April habe ich rund 80 Stunden Mehrarbeit angesammelt, dies dürfte für die übrigen Mitglieder der Lenkungsgruppe ebenfalls in ähnlicher Weise zutreffen“, sagt Dominique Müller-Grote, Pressesprecher der Stadt Hennef.

Dienstleistungen nicht einschränken

Die Kommunen müssen nun nach Lösungen suchen, wie sie damit umgehen. Der Bürger soll möglichst nicht das Nachsehen haben, Einschränkungen in den Dienstleistungen sollen möglichst vermieden werden, heißt es unisono aus den Rathäusern der 19 Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis.

Doch das wird schwer. Denn laut Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes dürfen nur 20 Überstunden mit ins neue Jahr genommen werden. Denn da liege die Kappungsgrenze, so Detlef Heuke von der Gewerkschaft Verdi.

Den vollständigen Überblick hat noch niemand

Konkrete Zahlen sind offenbar noch nicht in Gänze erfasst. „Die coronabedingten Aufwendungen inklusive Überstunden werden derzeit noch zusammengestellt“, sagt Bornheims Pressesprecher Christoph Lüttgen. Ein Zeitausgleich sei nur möglich, „wenn dienstliche Belange dem nicht entgegenstehen. Kann Zeitausgleich nicht genommen werden, erfolgt eine Vergütung der geleisteten Überstunden. Eine Einschränkung des Bürgerservices besteht somit in diesem Zusammenhang nicht.“

Ähnlich antwortet Peter Sonnet von der Stadt Troisdorf: „In den Fällen, in denen eine geringe Anzahl an Überstunden angefallen ist, werden diese finanziell abgegolten oder in der Zukunft abgebaut. Der Stadt Troisdorf ist es sehr wichtig, den Bürgerservice auch in dieser schwierigen Zeit aufrecht zu erhalten.“

Arbeit musste zurückgestellt werden

Claudia Oberdörfer, Sprecherin der Stadt Sankt Augustin, räumt ein, dass „trotz aller Bemühungen der Bürgerservice derzeit nur die Kernaufgaben einer Meldebehörde bearbeiten“ könne. Dies seien im Hinblick auf die anstehenden Kommunalwahlen vor allem Änderungen des Wohnsitzes und das Ausstellen von Ausweisen.

„Tatsache ist, dass im Zuge der Corona-Pandemie die sonst zu erledigende Arbeit aus Dringlichkeitsgründen zurückgestellt werden musste und auch nach einer Normalisierung der Lage nachgearbeitet werden muss“, sagt Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz, der auch Sprecher der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Rhein-Sieg-Kreis ist. Sein Fachgebietsleiter Volker Grap hat berechnet, dass – bezogen auf das Fachgebiet für Ordnungsangelegenheiten – sich die Anzahl der tatsächlich geleisteten Überstunden auf etwa 60 Stunden beläuft.

Sankt Augustin besonders betroffen

 Hinzu kämen allerdings die Mehrarbeitsstunden der beiden Stäbe für außergewöhnliche Ereignisse (SaE) und der anderen betroffenen Fachgebiete, „die nicht separat, sondern auf den Gleitzeitkonten aller Mitarbeiter verrechnet wurden“. Die SaE in Rheinbach arbeiteten zwar grundsätzlich während der normalen Dienstzeit. Es gab aber auch Sitzungen am Wochenende und an Feiertagen.

 In Sankt Augustin kamen wegen der außergewöhnlich hohen Zahl an Coronaausbrüchen in einem Altenheim und in der Zentralen Flüchtlingsunterkunft besonders viele Einsätze zusammen. Und: In allen Kommunen musste der Ordnungsaußendienst durch Personal aus anderen Organisationseinheiten verstärkt werden.

Grap: „Hierzu wurde ein Schichtdienst-System von vier Außendienstschichten gebildet, die von Montag bis Sonntag, aufgeteilt in Früh- und Spätschichten, die Einhaltung der Corona-Auflagen überwacht haben.“ In Meckenheim waren das zusätzlich 46 Mitarbeiter, so Pressesprecherin Marion Lübbehüsen. Personal musste auch für Rückfragen zu den Corona-Auflagen und der Verfolgung der Kontaktpersonen zur Verfügung stehen – auch am Wochenende.

Dominique Müller-Grote aus Hennef ist sicher, dass der Ausgleich von Mehrarbeit keine grundlegenden Auswirkungen auf den Bürgerservice haben werde, „zumal man unser Rathaus wie alle anderen aktuell nur mit Terminvereinbarung besuchen kann“.

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