Therapiehund im Altenheim Vierbeiniger Freund für Sankt Augustiner Senioren

Sankt Augustin · Hundetrainerin Isabelle Jacobs bietet mit ihrer Labradorhündin Ella den Bewohnern des Wohnheims Sankt Monika wöchentliche Therapiestunden an. Aufmerksamkeit und Sensibilität sind weitere wichtige Charaktereigenschaften eines Therapiehundes.

 Ella mit Trainerin Isabelle Jacobs (links): Die Labradorhündin schmust.

Ella mit Trainerin Isabelle Jacobs (links): Die Labradorhündin schmust.

Foto: Stephanie Roller

Mit einem lauten „Wuff“ begrüßt Therapiehündin Ella die Bewohner des CBT Wohnheims Sankt Monika. Acht ältere Damen und Herren blicken gespannt auf Hundetrainerin Isabelle Jacobs und die schokoladenbraune Labradorhündin. „Einige sind noch müde von unserer gestrigen Wallfahrt in den Altenberger Dom“, entschuldigt Geschäftsleiterin Vera Druckrey die heute etwas kleiner ausfallende Teilnehmerzahl.

In der aktuellen Therapiestunde soll das Apportieren geübt werden. Aufmerksam fixiert Ella ihre Trainerin. „Hatschi“ – Isabelle Jacobs niest und schmeißt ein Päckchen Taschentücher vor sich auf den Boden. Fix rennt Ella zu dem Päckchen und bringt es zurück. Gespannt folgt die Runde dem Geschehen.

Hilfe im Alltag der Senioren

„Prima Ella! Jetzt seid ihr an der Reihe. Wer möchte es versuchen?“ Zaghaft meldet sich eine ältere Dame. Nur ein leises Niesen bringt die Frau hervor, doch Ella versteht das Kommando ganz genau und legt ihr kurze Zeit später die Taschentücher in die Hand. „Danke Ella, fein gemacht“, die Dame strahlt.

Aber Ella kann nicht nur kleine Gegenstände apportieren. Isabelle Jacobs schiebt einen Rollator in den Stuhlkreis. „Schieb“, sagt sie. Schon läuft die Hündin hinter den Rollator, legt ihren Kopf auf die Ablagefläche der Gehhilfe und schiebt diese zurück zu ihrer Trainerin. Die Bewohner klatschen begeistert in die Hände. Währenddessen verlässt eine Dame die Runde. „Hunde sind nichts für mich“, murmelt sie. An den Therapiestunden mit Ella kann jeder Bewohner freiwillig teilnehmen. Isabelle Jacobs kommt zwei Mal in der Woche, immer dienstags und freitags für die Therapiestunden in das Wohnheim.

Im Notfall schlägt der Therapiehund Alarm

Als nächstes soll Ella den Teilnehmern einen Handschuh ausziehen. „Ella zieh.“ Mit sanften Kaubewegungen zieht Ella den Handschuh von der Hand eines Seniors im Rollstuhl. „Das kitzelt“, lacht er. „Ein sanftes und ausgeglichenes Wesen ist eine wichtige Voraussetzung für einen Therapiehund“, erklärt Jacobs, die in Sankt Augustin einen Hundeschule leitet. Sie hat Ella bei einer befreundeten Züchterin für das Wohnhaus ausgesucht und in ihren ersten drei Lebensmonaten auf ihre Aufgabe als Therapiehündin vorbereitet. Seit zwei Jahren wohnt Ella nun fest im Wohnhaus und hat die dortigen Bewohner fest im Griff. „Ella ist unsere kleine Prinzessin“, sagt Vera Druckrey.

Aufmerksamkeit und Sensibilität sind weitere wichtige Charaktereigenschaften eines Therapiehundes. Das wird auch in der Therapiestunde geübt: Jacobs schreitet durch die Runde. Plötzlich fällt sie zu Boden und bleibt reglos liegen. Ella ist sofort zur Stelle und schlägt mit lautem Gebell Alarm. Erst nachdem ihre Trainerin wohlbehalten wieder aufsteht gibt Ella Ruhe. In Gefahrensituationen, wenn ein Bewohner auf dem Gang fällt, soll Ella so lange bellen bis Hilfe zur Stelle ist.

Freude und Spaß durch den Therapiehund

Nach der Gruppenstunde besuchen Ella und Isabelle Jacobs Bewohner des Hauses, die aufgrund ihrer eingeschränkten Beweglichkeit nicht zu der Therapiestunde kommen können. Mit einem Körbchen im Maul, das gefüllt mit Blumen und Schokolade ist, marschiert Ella voran. Geradeaus und dann links zu einer älteren Dame, die an ihrem Tisch sitzt und Kreuzworträtsel löst. Aus dem hölzernen Radio ertönt Schlagermusik. An der Wand hängen Fotos ihrer eigenen verstorbenen Hunde. Umso mehr freut sie sich über Ella. Aus ihrem Versteck holt die Seniorin das Döschen mit den Leckerlies. Schnell hat die Hündin die Leckerbissen verspeist. „Meine Tochter muss mir jede Woche neue Leckerlis für Ella mitbringen“, lacht die alte Dame.

Weiter geht es zu einer Seniorin, die gerade aus dem Krankenhaus zurück ist. „Hallo, mein kleiner Schatz“, begrüßt diese ihre vierbeinige Besucherin. Vorsichtig beschnuppert Ella das Bein der Bewohnerin und riecht die Wunde am Unterschenkel. „Ella hat gelernt, zu erschnuppern, wenn ein Bewohner Verletzungen hat und geht dann noch achtsamer mit der Person um“, sagt Jacobs.

Dass Ella 24 Stunden in der Einrichtung lebt, ist ein in Deutschland seltenes Konzept. Meistens kommen die Hunde nur für die Therapiestunden in die Einrichtungen. Vera Druckrey und ihr Team sind jedoch sehr froh über ihrer vierbeinige Mitbewohnerin: „Wir sind alle ein Stück zufriedener geworden, seit Ella hier lebt. Jeden Cent, den wir für sie ausgeben, kriegen wir wieder zurück“, sagt Druckrey. Wenn es sich die Bewohner wünschen, ist Ella auch bei der Sterbebegleitung dabei. Die Hündin gibt den Bewohnern Wärme und Geborgenheit auf ihrem letzten Lebensweg. „Ein Tier kann den Menschen einen Teil ihres Leids nehmen“, sagt Vera Druckrey.

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