Waldbaden im Rhein-Sieg-Kreis Frau Herfeldt hilft, den Wald wahrzunehmen

Sankt Augustin · Der 21. März ist internationaler Tag des Waldes. Für Martina Herfeldt aber ist jeder Tag ein guter Tag, um in den Wald zu gehen. Die Rechtsanwältin bietet mittlerweile in Sankt Augustin und Umgebung Kurse im Waldbaden an. Uns erzählt sie, wie es dazu kam.

Beim "Shinrin-Yoku", japanisch für "Baden in der Waldluft"  geht es um Entspannung und Stressabbau. (Symbolfoto)

Beim "Shinrin-Yoku", japanisch für "Baden in der Waldluft" geht es um Entspannung und Stressabbau. (Symbolfoto)

Foto: epd/Uli Deck

Verweilen im Wald ist gut für die Gesundheit. „Das ist kein esoterischer Hokuspokus, sondern biologisch erklärbar und erforscht“, sagt Martina Herfeldt, Kursleiterin für Waldbaden. Ihrem ursprünglichen Beruf entsprechend hält die Rechtsanwältin aus Sankt Augustin gerne ein Plädoyer für das Bad im Wald. Die Forschung habe den Nachweis dafür erbracht, dass Waldaufenthalte zur Steigerung der Immunfunktion führen. „Wir nehmen beim Einatmen die chemischen Bestandteile des Waldes, sogenannte Terpene, auf, was zu einer Stärkung des Immunsystems führt“, so Herfeldt. Zudem reduziere die Waldatmosphäre unmittelbar die Stresshormone im Körper, was sich ebenfalls positiv auf das Immunsystem auswirke.

Dass der Wald auch offiziell eine Erholungsfunktion hat, bestätigt Stephan Schütte, Leiter des Forstamtes Rhein-Sieg-Erft. Auch beim Kampf gegen den Klimawandel gehe es darum, die so genannten Waldfunktionen zu erhalten: „Das sind die Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktion.“ Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW unterstützt deshalb die Umweltbildung und den Tourismus durch Angebote der Jugendwaldheime, der Waldinformationszentren und der Ranger.

Der Ursprung liegt in Japan

Waldbaden hingegen ist ein privates Angebot, auf das Martina Herfeldt während eines Urlaubs gestoßen ist. Die wohltuende Wirkung der Natur war ihr vorher schon bewusst: Als Anwältin habe sie viele Menschen vertreten, die Gewalterfahrungen gemacht haben. „Die konnten häufig nicht gut in geschlossenen Räumen sprechen, deshalb bin ich mit ihnen spazieren gegangen“, so die Kursleiterin. Nachdem sie erstmals mit dem Waldbaden in Kontakt kam, hat sie das Buch des Begründers des „Shinrin Yoku“, so der ursprüngliche Begriff des Waldbadens, Dr. Qing Li gelesen. Es folgte die Ausbildung zur Kursleiterin bei Annette Bernjus, die das Waldbaden in Deutschland verbreitet hat.

„Häufig melden sich auch Teams aus Firmen an, deren Mitarbeiter das Waldbaden kennen lernen wollen oder Gruppen, die durch ein anderes Thema verbunden sind“, erläutert Herfeldt. Ein Waldbad sollte mindestens zwei Stunden dauern. Es finde bei fast jedem Wetter statt und in jedem Wald, dessen Eigentümer es gestatte. „Während wir durch den Wald schlendern, biete ich verschiedene Wahrnehmungsübungen an, die unsere unterschiedlichen Sinne berühren“, so Herfeldt. Nach jeder Übung gebe es Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch.

Den Lebensraum erhalten

Der Zustand der uns im Rhein-Sieg-Kreis umgebenden Wälder macht mich persönlich sehr betroffen“, sagt die Mutter von drei erwachsenen Kindern. Es werde immer schwieriger, in der Region überhaupt noch zusammenhängende Waldstücke zu finden, die ein erholsames Waldbad ermöglichen. Laut Schütte muss man den Zustand des Waldes sehr differenziert betrachten. Doch nach den Trockensommern 2018 bis 2020 seien etwa die Fichtenbestände nahezu komplett abgestorben. „Anhand der Waldschäden sehen die Menschen, dass der Klimawandel hier angekommen ist“, so der Forstamtsleiter.

Um den Wald zu schützen, müsse zum einen ein kompletter Umstieg auf erneuerbare Energien erfolgen. „Zum anderen müssen wir den Wald mit klimaresilienten Arten umbauen: Mit Libanon-Zedern, Atlas-Zedern und Flaumeichen zum Beispiel.“ Und Martina Herfeldt sagt: „Ich würde mir wünschen, dass über unsere Bildungs- und Gesundheitssysteme möglichst viele Menschen erfahren dürfen, wie wichtig der Erhalt unseres Lebensraumes ist.“

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