Gebäckmanufaktur Lassche Weihnachtlicher Hochbetrieb in der Keksfabrik von Sankt Augustin

Sankt Augustin · Das Weihnachtsgeschäft der Gebäckmanufaktur Lassche in Niederpleis beginnt bereits im August. Die Nachfrage nach Plätzchen ist zu Weihnachten konstant. Und doch steht der Betrieb dieses Jahr erneut vor großen Herausforderungen.

 Cliff Lassche zeigt ein Blech voller Plätzchen, die bereit sind, verpackt zu werden.

Cliff Lassche zeigt ein Blech voller Plätzchen, die bereit sind, verpackt zu werden.

Foto: Thomas Heinemann

Feine Nusstaler, zarte Vanillekipfel, knackige Mandelplätzchen und zartschmelzendes Spritzgebäck soweit das Auge reicht. Dazu der Duft von Butter und gerösteten Nüssen in der Luft: in der Gebäckmanufaktur Lassche haben die Knetmaschinen und die Hände der 25 festen Mitarbeiter und zehn Saisonkräfte in den letzen Monaten im Akkord gearbeitet. Die Vorweihnachtszeit ist für Cliff Lassche, der gemeinsam mit seiner Schwester Esther Wacker in nunmehr vierter Generation die Gebäckmanufaktur leitet, die wichtigste Zeit des Jahres. Seit August glüht der über 15 Meter lange Ofen.

Auf der einen Seite fahren die Edelstahlbackwagen mit bis zu zwei Dutzend Blechen ungebackener Plätzchen hinein, auf der anderen Seite kommen sie nach gut 20 Minuten voller kleiner Köstlichkeiten wieder heraus. „Eigentlich backen wir wie früher zuhause. Butter, Mehl, Zucker, Salz, dazu ein paar Nüsse oder Gewürze – fertig“, erklärt Cliff Lassche bei einer Führung für den General-Anzeiger. „Wir arbeiten hier mit den ganz klassischen Zutaten, ohne irgendwelche Tricks oder künstliche Zusatzstoffe“, so der Sankt Augustiner. „Das macht die hohe Qualität und auch den Geschmack unserer Plätzchen aus.“ Selbst das Mehl sei ein Standard-Mehl, wie man es vom heimischen Plätzchenbacken kenne. „Bei uns ist eben nur alles etwas größer, anfangen von den Mehlsäcken über die Knetmaschine bis zum Ofen.“

Einzelhandel wird immer wichtiger

Im Familienbetrieb wird schon seit 75 Jahren professionell Gebäck hergestellt: Bis zu fünf Tonnen Plätzchen werden täglich gebacken, verpackt und versendet. Jedes Plätzchen bleibe ein Stückweit ein Einzelstück, erklärt Lassche. „Wir kneten nicht von Hand, dafür sind die Mengen einfach zu groß. Und doch sind ganz viele Arbeitsschritte klassische Handarbeit.“ Selbst beim Backen werde darauf geachtet, dass jedes Blech weder zu hell noch zu dunkel aus dem Ofen komme. Das sei zwar aufwendig, für den Qualitätsanspruch jedoch notwendig, betont der Juniorchef.

Nur wenige Stunden Ruhe bleiben den Keksen nach der Reise durch den Ofen vergönnt, ehe sie verpackt werden. Manche werden als Kaffeegebäck für Hotels, Gastronomie und Messen hygienisch einzeln eingetütet, andere in kleinen Pappschalen eingeschweißt oder in Beutel und Kartons gefüllt. Einen großen Teil der Kundschaft der Niederpleiser Feingebäcke machen Fachgeschäfte für Süßwaren und Delikatessen aus. Weil deren Zahl immer weiter abnehme, biete das Unternehmen sein Gebäck seit einigen Jahren auch im klassischen Einzelhandel an, erklärt Cliff Lassche. Er deutet auf die moderne Verpackungsstraße und die Pappaufsteller, in denen die portionierten Mischungen transportiert und präsentiert werden. „Der Einzelhandel wird für uns immer wichtiger. Plätzchen hat jeder Markt im Sortiment. Wenn die Einzelhändler unsere Plätzchen erst einmal probieren, wird man sich über alles andere in der Regel schnell einig.“

Niemals an den Zutaten sparen

In der Weihnachtszeit seien auch der eigene Werksverkauf sowie der rund um die Uhr zugängliche Plätzchenautomat vor dem Werkstor gute Frequenz- und Absatzbringer. „Das brauchen wir auch“, sagt Cliff Lassche, „denn es sind für uns absolut verrückte und schwere Zeiten.“ Und damit meint Lassche nicht nur den weggebrochenen Umsatz durch das Geschäft mit Hotellerie und Gastronomie, bei denen seine Plätzchen als Tischgebäck gereicht werden, sowie mit Plätzchenhändlern, die sonst auf Weihnachtsmärkten stehen würden. „Wir haben aktuell eine Butterknappheit. Die Preise haben sich seit dem Sommer, als wir mit Großkunden die Preise für das Weihnachtsgeschäft verhandelt haben, im Prinzip verdoppelt.“ Gleichzeitig hätten sich die Gaspreise für den Ofen vervielfacht. Der Strom für die Maschinen sei teurer geworden, auch der Diesel für die Fahrer. Hinzu kämen Lieferengpässe auf dem Weltmarkt; hochwertige Haselnüsse seien knapp geworden. Und: „Wir kriegen im Moment fast kein Verpackungsmaterial und keine Etiketten.“

Gebacken wird trotzdem, so der Juniorchef. Die Gebäckmanufaktur habe derzeit noch gute Lagerbestände, es werde improvisiert und nach neuen Vertriebskanälen gesucht. „Aber eines werden wir auf keinen Fall tun: an der Qualität unserer Zutaten sparen. Das ist für uns ein absolutes Tabu.“ Als neben Toilettenpapier in den Supermärkten auch Hefe und Mehl knapp wurden, habe man die professionelle Bäckerhefe portioniert und verkauft, ebenso das vorrätige Mehl und auch eigene Brotbackmischungen veräußert. „Das alles kostet Zeit und auch Geld. Dabei würden wir am liebsten das tun, was wir am besten können: Plätzchen backen“, erklärt Cliff Lassche, während sich im Werksverkauf die Kunden die Klinke in die Hand geben. Die treue Kundschaft spende ihm Kraft. Zu Weihnachten wünsche er sich vor allen Dingen eines: „Endlich wieder normale Butterpreise.“

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