Familienbildungszentrum Wie die Lebenshilfe in Sankt Augustin in der Pandemie arbeitet

Sankt Augustin · Auch in der Corona-Pandemie ist das Familienbildungszentrum der Lebenshilfe in Sankt Augustin weiter für Eltern und ihre Kinder da. Doch die Online-Alternativen haben auch ihre Grenzen.

 Familienbildung online: Teamleiterin Monika Giese (v.l.) und Fachbereichsleiterin Caroline Simons machen Bewegungen vor.

Familienbildung online: Teamleiterin Monika Giese (v.l.) und Fachbereichsleiterin Caroline Simons machen Bewegungen vor.

Foto: Meike Böschemeyer

Normalerweise bestimmen lautes Getöse und spielerisches Kindergeschrei den Alltag im Sankt Augustiner Familienbildungszentrum, kurz Fabi. Doch seit einigen Monaten ist es dort ungewöhnlich still. „Besonders Kinder sind die Leidtragenden in der Corona-Krise“, sagt Bildungsreferentin Sabine Machefer. Doch auch, wenn sie sie nicht mehr persönlich in ihren Räumen an der Bonner Straße empfangen können, sind Machefer und ihre Kolleginnen weiterhin für Familien da. „Wir haben die Zeit zum Umdenken genutzt und die Räume für Online-Kurse vorbereitet“, sagt sie. Und manchmal ist sie selbst vor Ort, um sich Materialien für ihre Spielgruppe auszuleihen, die sie nun von ihrem Wohnzimmer aus leitet.

Die Familienbildungsstätte Sankt Augustin ist eine Einrichtung der Lebenshilfe Bildung NRW. Normalerweise unterstützt das Fabi mit seinen zahlreichen Kursen, Seminaren und Beratungsangeboten Familien in allen Situationen. Aber seit Beginn der Corona-Pandemie sind diese Veranstaltungen in Präsenz nicht mehr möglich. Deswegen hat das Team als Alternative ein großes Online-Programm auf die Beine gestellt, um auch in der Krise weiterhin für Erwachsene und Kinder da sein zu können.

Andere Vorbereitung auf Online-Angebote

Seit vielen Jahren leitet Sabine Machefer eine Spielgruppe für kleine Kinder im Alter von etwa 18 Monaten. Sonst spielen die Kinder aktiv im Gruppenraum miteinander. Die Umstellung auf ein Treffen auf digitaler Ebene habe nun eine ganz andere Vorbereitung nötig gemacht. „Man muss sich vorher schon alles bereit legen, damit man nicht rumspringen muss“, erklärt Machefer. Beim Singen müssten die Eltern das Mikrofon ausschalten, weil es sonst eine Mehrstimmigkeit geben würde. „Das ist ein Unterschied zur Präsenz, wo man auch die anderen singen hört”, sagt sie.

Ihre Online-Kurse startet sie immer mit dem gleichen Ablauf, um den Kleinen eine Routine zu geben. „Die Kinder sitzen auf dem Boden und ich spreche sie mit ihrem Namen direkt an, um sie zu motivieren“, gewährt Machefer Einblick in ihre Corona-Spielgruppe. Zu Beginn mache sie gemeinsam mit den Eltern einen Kniereiter. „Aber wenn die Kinder abgelenkt sind und was anderes machen wollen, ist das auch okay“, sagt sie. Dann könnten die Erwachsenen die Zeit für einen Austausch untereinander nutzen. Das Online-Angebot sei auf 45 Minuten gekürzt und auf wenige Teilnehmer begrenzt worden, um Eltern und Kindern ein schönes Programm bieten zu können.

Neben der Eltern-Kind-Spielgruppe hat das Team der Fabi aber auch weitere Kurse online durchgeführt. Egal, ob „Babysitterführerschein”, Abendveranstaltungen speziell für Erwachsene mit wechselnden Themen oder das Café „Besondere Zeiten”: Die Eltern hätten das Online-Angebot dankend angenommen und das Fabi habe viel positives Feedback erhalten, sagt Teamleiterin Monika Giese. Bei manchen Angeboten, wie zum Beispiel dem Café, sei es auch möglich, mittendrin einzusteigen, da dies kein fortlaufender Kursus sei. Das Abendprogramm für Erwachsene biete online den Vorteil, dass man keinen Babysitter zu engagieren bräuchte.

Giese freut sich über die große Annahme der neuen Angebote: „Mit unseren digitalen Kursen wollten wir auch in schwierigen Zeiten den Eltern und Kindern eine Bereicherung geben.” Laut der aktuellen Bestimmungen dürfe das Fabi in der nächsten Woche in kleinen Gruppen mit maximal fünf Kindern und fünf Erwachsenen auch wieder in Präsenz starten. Die Erwachsenen müssten allerdings einen tagesaktuellen negativen Corona-Schnelltest vorweisen. Allerdings will das Team auch nach der Pandemie an Online-Kursen festhalten: „Wir möchten auch in Zukunft diese Art der Gruppen weiter planen“, sagt Fabi-Teamleiterin Monika Giese. „Nächste Woche dürfen wir in Kleingruppen Kurse wie Pekip oder auch musikalische Spielgruppen für die ganz Kleinen im Alter von ein bis zwei Jahren anbieten. Aber vorerst werden wir zweigleisig fahren: Online- und parallel dazu auch Präsenz-Angebote”, sagt sie weiter. Machefer fügt hinzu, dass die Einrichtung über die neuen Kanäle auch Familien mit ins Boot geholt habe, die sie sonst nicht erreicht hätte. Zudem sei es für viele ein Vorteil, dass die Familien sich den Anfahrtsweg sparten und auch verschnupfte Kinder nicht ausgeschlossen werden müssten.

Das Digitale hat aber auch seine Grenzen, räumen beide ein. Formate wie etwa ein Waldangebot oder Brainwalking ließen sich online nicht umsetzen. Auch eine Veranstaltung zum Thema Familienzirkus sei deswegen gescheitert: „Dazu hatten wir im Familienzentrum interaktive Stationen aufgebaut, bei denen die Kinder gemeinsam mit ihrer Begleitung Zirkusluft schnuppern konnten. Übungen zum Balancieren oder Jonglieren gibt den Begleitpersonen die Möglichkeit, ihre Zeit mit dem Kind ganz bewusst zu nutzen. Die Zirkus-Veranstaltung ist aber eine Aktion, die vom Mitmachen lebt. Deswegen mussten wir die vorerst aussetzen”, erklärt Bildungsreferentin Machefer.

Das gesamte Team freue sich darauf, dass bald endlich wieder Leben in das Familienbildungszentrum mit lautem Kinderspiel zurückkehren kann. Gleichwohl wolle die Einrichtung auch nach der Pandemie weiterhin digital für Familien da sein.

Einen Überblick über das aktuelle Kursangebot gibt es auf https://bildung.lebenshilfe-nrw.de/de/fabi-rhein-sieg/seminare-fabi.php

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