GA-Serie 40 Jahre Stadt Sankt Augustin Wie sich Sankt Augustin auf 110.000 Einwohner einstellte
Sankt Augustin · Der Generalverkehrsplan von 1973 ging von zu hohen Bevölkerungsprognosen aus, mahnte aber auch schon mehr ÖPNV an. Auch die Planung einer S-Bahn von Beuel über Menden und Troisdorf nach Köln war damals schon Thema
Groß denken, noch größer planen: Nach der Kommunalreform 1969 rechnete die neue Gemeinde Sankt Augustin zeitweise mit mehr als 100.000 Einwohnern und richtete die eigene Entwicklung danach aus. Das lässt sich etwa dem Generalverkehrsplan von 1973 entnehmen, der Bezug auf den Gebietsentwicklungsplan nahm. Demnach sollte Sankt Augustin Kapazität für 80.000 Einwohner bieten. Die seinerzeit rasant wachsende Gemeinde ging sogar von 110.000 Einwohnern aus – allein in Mülldorf, Niederpleis und Sankt Augustin-Ort von 55.000 Menschen.
Das entspricht etwa der heutigen Einwohnerzahl der ganzen Stadt. Die Prognosen wirkten sich auf die Verkehrsinfrastruktur aus. Knotenpunkte und Hauptverkehrsstraßen wurden teilweise sehr großzügig ausgebaut. 1972 war der erste Abschnitt der A 59 fertig, 1974 das erste Stück der A 560. Kurz danach folgte die B 56 n. Die tatsächliche Bevölkerungszahl stagnierte aber schon Ende der 80er Jahre.
Auch wenn die Gemeinde mit den Wachstumsprognosen danebenlag, nannte der Verkehrsplan 1973 einige Probleme und Herausforderungen, die heute noch aktuell sind. So hieß es damals schon, dass die Leistungsfähigkeit der Kreuzung B 56/Arnold-Janssen-Straße „weit überschritten“ sei. Trotz zwischenzeitlichen Ausbaus knubbelt sich der Verkehr dort heute noch. Auch mahnte der Plan eine Ausweitung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) als Alternative zum Auto an, etwa auf der heutigen Stadtbahn 66, die damals zwischen Bonn und Siegburg nur im Takt von 15 bis 30 Minuten fuhr.
Aber auch die Bedeutung eines S-Bahnnetzes hoben die Planer 1973 vor: etwa die Anbindung des Flughafens Köln/Bonn, die erst 2004 kommen sollte. Auch die Planung einer S-Bahn von Beuel über Menden und Troisdorf nach Köln sei „dringend zu befürworten“, hieß es im Generalverkehrsplan. Das deutete schon auf die S 13 hin, deren Bau gerade erst im Gange ist. Geplante Fertigstellung: 2028.