Claudia Kemfert Wirtschafts- und Energieexpertin stellt Buch in der Hochschule vor

SANKT AUGUSTIN · Es tobt ein Kampf um Strom. Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ringen um die Gestaltung der Zukunft des Energielandes Deutschland. Die Energiewende ist bei diesem Kampf zum Spielball geworden.

Claudia Kemfert kommt nach Sankt Augustin und spricht in der Hochschule über die Energiewende.

Foto: Murmann Verlag

Wer die Informationshoheit hat, gewinnt - das zumindest beschreibt Energieexpertin Claudia Kemfert in ihrem gleichnamigen Buch "Kampf um Strom - Mythen, Macht und Monopole". Im Rahmen der Lesereihe "Zu Gast auf dem Sofa" stellt die Autorin am Montag, 10. Februar, ab 19.30 Uhr in der Bibliothek der Hochschule Bonn Rhein-Sieg ihr Werk vor.

Die Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit leitet seit 2004 die Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. In Zuge ihrer Arbeit und Forschung sieht sie sich immer wieder mit den Thesen der Gegner der Energiewende konfrontiert. In ihrem Buch greift sie die bekanntesten Parolen auf und versucht sie zu entkräften: Es drohen Blackouts, der Strompreis explodiert, Deutschland isoliert sich im internationalen Vergleich, die Energiewende ist bis 2022 nicht zu schaffen - die meisten Befürchtungen würden mit falschen Zahlen und Studien von der Lobby der Energiekonzerne untermauert, die seit Jahren den Strommarkt dominierten und die durch die Politik in der Vergangenheit gestärkt worden seien.

Durchaus selbstkritisch formuliert die Autorin ihre eigene Rolle im Zahlen-Zirkus. Auch die Lobby der erneuerbaren Energien rechne mit Annahmen, die für ihre Zielgruppe günstig sei. Prognosen ließen immer Rückschlüsse auf den zu, der sie stellt. Daher formuliert sie offen ihre Position: Die Energiewende ist langfristig unumgehbar, für das Klima und die Unabhängigkeit von Energieimporten. Der Staat zahle langfristig für die Folgekosten der Atomkraft und der fossilen Energiegewinnung. Investitionen in erneuerbare Energien würden sich dagegen auszahlen.

Einseitige Kritik am EEG (Erneuerbare Energie Gesetz), lässt die Autorin nur bedingt gelten. Die Regelungen zur Abnahmegarantie des grünen Stroms hätten die Entwicklung positiv beeinflusst. Dennoch müsse der Verbraucher die Differenz zwischen tatsächlichem Börsenpreis des Ökostroms und dem Abnahmepreis zahlen, da die Umlage auf den Strompreis gerechnet würde.

Fossile Brennstoffe sähen daher auf den ersten Blick günstiger aus, seien dies aber vor allem im Hinblick auf Folgekosten keineswegs, urteilt die Expertin. Frei sei der Strommarkt schon lange nicht mehr. Die Politik habe in diesem Fall eine besondere Verantwortung. sic

Karten für die Lesung, die die Bibliothek gemeinsam mit der Bücherstube Sankt Augustin und Unterstützung des General-Anzeigers anbietet, gibt es für acht, ermäßigt vier Euro in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen, in der Bücherstube am Markt und an der Abendkasse.