Auf den Spuren Sankt Augustins Xaver Henroset legte 1893 den Grundstein für den Ort
SANKT AUGUSTIN · Ihren Namen erhielt die Stadt Sankt Augustin bekanntlich vom Steyler Kloster, das in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert. Die eigentliche Siedlung begründet haben will aber ein anderer, wie man auf dem Mülldorfer Friedhof lesen kann: "Henroset - Gründer des Ortes St. Augustin 1893", zeigt die Grabinschrift von Xaver Henroset.
Stadtarchivar Michael Korn gibt sich diplomatisch: "Er hat zumindest das erste Haus im Ort auf der Ecke der heutigen Bonner Straße zur Hennefer Straße gebaut." Die Kreuzung war schon davor wichtiger Knotenpunkt.
Doch den Startschuss für eine Siedlung gab jener Mann, der am 5. August 1894 ein erstes von vielen Malen eine Konzession für eine Gastwirtschaft beantragte.
Dort, inmitten auf weiter Flur und an der strategisch wichtigen Kreuzung, hatte Xaver Henroset ein Jahr zuvor ein Wohnhaus mit Nebengebäuden errichten lassen. Den Traum von der eigenen Gaststätte ließ der Kreisausschuss sogleich platzen: Eine so abgelegene Wirtschaft könnte sich jeder Kontrolle entziehen. Das gelte auch für die Fuhrknechte der Möbel- und Pulverwagen, die sich dort mehr um den Schnaps als um die Pferde kümmern könnten.
Auch ein Anwalt und zahlreiche Unterschriften von Fürsprechern aus der Region bis in den Westerwald halfen nichts, Henroset blieb die Konzession in mehreren Anläufen verwehrt. Erst als ein Mitbewerber 1904 ein Kaffeehaus eröffnen wollte, gab es für Henroset und den Mitbewerber Konzessionsscheine für den Kaffeehausbetrieb.
Da war Henroset bereits 43 Jahre alt, mit Anna Maria Alff verheiratet, hatte fünf Kinder und ein großes Haus, das bald schon zu einer stattlichen Gastwirtschaft mit großer Gartengastronomie erweitert werden sollte. Denn sowohl Tagestouristen aus Bonn als auch Soldaten, die in der Heide exerzierten, nutzten das Ausflugslokal oft und gerne, wie Stadtarchivar Michael Korn anhand von Quellen belegen kann.
Die dazu notwendige volle Gaststättenkonzession hatte Henroset nach zwölfjährigem Ringen 1905 erhalten, um den Besucherströmen nicht nur Kaffee und Tee anbieten zu können. Noch im selben Jahr wurde das Haus um einen Anbau und einen Tanzsaal erweitert. Kaffeehausmitbewerber und Nachbar Emil Gotthardt warf im Sommer 1908 das Handtuch.
Als im Jahr 1911 die "Elektrische Bahn" ihren Haltepunkt eröffnete, war der Weg frei, die "Neue Heide" zum Ausflugs- und Vereinslokal wachsen zu lassen. Und damit wuchs auch die Nachbarschaft. Bereits 1913 zählte man zehn Häuser neben den Henrosets. So kamen nicht nur viele Besucher, sondern auch Nachahmer, die ihr Glück als Schankwirte in der kleinen Siedlung wagen wollten. Zwar wurde daraus nichts, doch auch um die "Neue Heide" war es schon bald nicht mehr gut gestellt.
So stellte der Wirteverein im Jahr 1930 fest, dass Henroset trotz "großem und schönem Lokal", das allen Ansprüchen gerecht werde, noch Ackerbau betreiben musste, um die Familie zu ernähren.
Das endgültige Aus der "Neuen Heide" kam knapp zwei Jahrzehnte nach Xaver Henrosets Tod im Jahre 1948: Im Zuge einer Straßenverbreiterung wurde das Gebäude zwischen 1964 und 1968 abgerissen.