Revue in Sankt Augustin Zeitreise mit Schnittchen und Gesang

SANKT AUGUSTIN · Die evangelische Kirche Niederpleis und Mülldorf präsentierte das Beste aus 50 Jahren. Zu Musik- und Gemeindegeschichte gab es das passende Essen.

Wer heute Gäste hat, hat unzählige Möglichkeiten, sie zu bewirten: Fertigpizza oder Menü, Fingerfood oder Wokgericht. Vor gut 50 Jahren kamen bewährte Klassiker auf den Tisch. Wer sich am Samstagabend im Dietrich-Bonhoeffer-Haus der evangelischen Kirchengemeinde Sankt Augustin Niederpleis und Mülldorf das Buffet anschaute, kam aus dem Staunen nicht mehr heraus: Käseigel, gefüllte Eier, Pumpernickel mit Heringssalat, Würstchen im Schlafrock – vor allem die jüngeren Besucher kannten viele der angebotenen Speisen so gar nicht.

„Das Buffet ist typisch aus den 1960er und 70er Jahren“, sagte Frank Steeger. „Und es war gar nicht so einfach, einen Caterer zu finden, der uns so ein Buffet kreieren wollte.“ Gemeinsam mit seinem Kollegen Volker Steger hatte er die Gemeinderevue organisiert. Etwa ein halbes Jahr haben die umfangreichen Vorbereitungen gedauert.

Hintergrund ist das 50-jährige Bestehen, das die Gemeinde im vergangenen Jahr gefeiert hat. „Wir möchten in unserer Revue das widerspiegeln, was in den letzten 50 Jahren relevant war“, erklärte Steeger das Programm. So wurden die Themen auf die entsprechenden Jahrzehnte verteilt. „Wir skizzieren nur kurz, was politisch und gesellschaftlich passiert ist und auch was gemeinderelevant war.“ Neben musikalischen Programmpunkten wurden kleine Talkrunden abgehalten. So konnten zum Beispiel Frauen aus der Gemeinde über die Frauenbewegung in den 70er Jahren erzählen. „Hier war übrigens unsere Gemeinde Vorreiter“, erinnerte sich Frank Steeger. „Wir waren eine der ersten, in der eine Frau ein Pfarramt übernommen hat.“

Die Besucher der Revue waren nicht bloß Zuschauer, sondern wurden auch zum Mitmachen aufgefordert. Zum Beispiel beim großen 70er-Jahre-Bowlen-Wettbewerb. Teams aus dem Publikum mussten eine Bowle nach einem Originalrezept zubereiten. Hierzu hatte Frank Steeger Rezeptvorschläge aus einer alten Zeitschrift ausgegraben. Die Ergebnisse wurden schließlich verkostet und prämiert.

Auch bei der Dekoration hatten sich die Verantwortlichen große Mühe gegeben. Sie wirkte wie Omas Wohnzimmer: eine alte Stehlampe, ein riesiges Uraltradio und ein antik anmutender Teppich. Musikalisch wurde das Programm von Simon Novsky am Klavier begleitet. Für Stimmung sorgte das Barbershop-Quartett „Klangküsse“, bestehend aus Rabea Steffen, Viola Neuwald-Fernández, Dagmar Giersberg und Roger Hare. Sie sind mehrfache Deutsche Meister im Barbershop-Gesang und ernteten mit ihren Stimmen und witzigen Texten Lacher und großen Applaus. So wurde zum Beispiel der Song „My Girl“ von Temptations kurzerhand in „Maggi“ umgedichtet. Die Gewürzmischung, ohne die in den 60er Jahren keine Hausfrau auskam.

Natürlich hatten auch die anderen Jahrzehnte themen- und musiktechnisch einiges zu bieten, angefangen bei der Friedensbewegung bis hin zur Jugendarbeit in der Gemeinde. Doch damit war der Abend noch lange nicht vorbei. „Im Anschluss spielen alle Künstler noch ein kleines Konzert“, sagte Frank Steeger. „Und danach gibt es für die jüngeren Besucher noch die Möglichkeit, den Abend in der hauseigenen Disco ausklingen zu lassen.“ Es war eine Show mit viel Musik, Geschichte und Charme.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort