Frühere Medienzentrale in Sankt Augustin Zum Einzug der Flüchtlinge steht alles bereit

Sankt Augustin · Der Abendbrei für Kleinkinder steht schon bereit, die Palette Toilettenpapier ebenfalls: In der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes ist alles fertig für den Einzug der ersten Flüchtlinge. Der Umbau hat 1,55 Millionen Euro gekostet.

Einrichtungsleiter Alpaslan Omurtak zeigt die gespendeten Plüschtiere, mit denen die Flüchtlingskinder später spielen.

Einrichtungsleiter Alpaslan Omurtak zeigt die gespendeten Plüschtiere, mit denen die Flüchtlingskinder später spielen.

Foto: Thomas Heinemann

Nach den Weihnachtsfeiertagen soll es soweit sein, am Mittwoch hatte die Stadt noch keine exakte Information, wann die ersten Asylbewerber ankommen. Zunächst stehen 154 Plätze in Teilen des sanierten Erdgeschosses der früheren Medienzentrale der Bundeswehr zur Verfügung. Das bleibt bis Ende Mai so, dann sind die verbliebenen Teile des Erdgeschosses sowie das erste und zweite Obergeschoss ebenfalls saniert und bezugsfertig.

"Es ist angedacht, dass hier 640 bis 660 Flüchtlinge untergebracht werden", sagte Bernd Magiera von der zuständigen Bezirksregierung Köln bei einem Rundgang durch das Gebäude. Auch 15 bis 20 direkt betroffene Anwohner machten sich am Dienstagabend rund eine Stunde lang ein Bild vor Ort. "Die Atmosphäre war entspannt. Die Menschen haben sich einfach dafür interessiert, wie die Einrichtung aussieht und wollten sich das einmal angucken", sagte Stadtsprecherin Eva Stocksiefen.

Brandwache war keine Alternative zur Überbrückung

Wie berichtet, hatten Probleme mit der Brandmeldeanlage für eine erhebliche Verzögerung gesorgt. Ursprünglich sollten die ersten Asylbewerber bereits Anfang September einziehen. Laut Magiera hatte die Bezirksregierung gehofft, im Erdgeschoss mit Brandwachen zu arbeiten, um die veraltete Brandmeldeanlage zu kompensieren. Doch das sei aus Sicherheitsgründen nicht möglich gewesen. Auf die Frage, ob beim ersten Rundgang im Sommer vielleicht nicht genau genug hingeschaut wurde, sagte er: "Nein, wir haben nichts übersehen, aber man kann auch nicht alles bis ins Detail klären." Damals gab es auch zwei Bürgerinformationen mit jeweils mehr als 400 Besuchern. "Das war nicht zu früh, es ist ja kein Schaden dadurch entstanden", sagte Magiera.

Die Kosten für die Arbeiten der vergangenen Monate plus der noch geplanten bis Mai beziffert Krause auf 1,55 Millionen Euro. Unter anderem zogen die Arbeiter Zwischenwände ein, nun gibt es Räume für sechs bis acht Personen, in den größten wohnen später bis zu 24 Menschen. Zudem stellten die Arbeiter Sanitär-Container vor dem Gebäude auf und erneuerten den Brandschutz. "Das war eine ganz alte Anlage, die erneuert werden musste. Einige Leitungen sind neu gemacht worden, und es wurden zusätzlich Rauchmelder gesetzt", sagte Herbert Maur, Wehrleiter der Feuerwehr Sankt Augustin.

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) stellt dem Land das Gebäude laut Magiera kostenlos zur Verfügung, dafür muss es die Neben- und Betriebskosten zahlen. "Die Höhe kann ich derzeit aber nicht seriös abschätzen", sagte Krause.

Ursprünglich hieß es auch, dass in Spitzenzeiten bis zu 800 Flüchtlinge auf dem Areal an der Alten Heerstraße unterkommen, davon ist aktuell keine Rede mehr. "Der Betreiber European Homecare hat gesagt, dass die Leute genug Raum brauchen. Deshalb gibt es nun eine verminderte Belegung", sagte Stadtsprecherin Stocksiefen. Sie bestätigte erneut, dass die Flüchtlinge der Stadt auf ihr Kontingent angerechnet werden.

Die Flüchtlinge bleiben laut Magiera maximal sechs bis acht Wochen, danach werden sie verteilt, und zwar auf das ganze Bundesgebiet. Magiera betonte, dass keine Flüchtlinge aus kommunalen Unterkünften - wie etwa Turnhallen - in eine Landeseinrichtung umziehen. Sie kommen aus Erstaufnahmestellen und sind medizinisch untersucht. Im nächsten Jahr will die Bezirksregierung auch Einrichtungen schaffen, in denen ganz bestimmte Gruppen einziehen, etwa Schwangere oder Alleinerziehende. Für Sankt Augustin ist das aber nicht geplant, sagte Magiera.

Seit zwei Wochen bereitet European Homecare mit rund 30 Mitarbeitern die Einrichtung vor. Im laufenden Betrieb gibt es drei Schichten, ein Sicherheitsdienst ist rund um die Uhr vor Ort. Die Polizei war laut Wachleiter Thomas Mackenbach von Beginn an bei den Planungen im Boot, sie greift auf Erfahrungswerte aus anderen Zentralen Unterbringungseinrichtungen im ganzen Land zurück. Die Anlage ist umzäunt, Unbefugte kommen laut Einrichtungsleiter Alpaslan Omurtak nicht hinein. Magiera sagte aber: "Wir zäunen damit nicht ein, sondern aus."

Durch die lange Verzögerung konnte die Bezirksregierung laut Magiera aber auch auf Wünsche der Anwohner eingehen. So stellte sie einen Sicht- und Schallschutzzaun zum angrenzenden Neubaugebiet auf.

Der Betreiber freut sich laut Einrichtungsleiter Alpaslan Omurtak über Spenden jeder Art, die auch direkt vor Ort abgegeben werden können. Allerdings bittet er die Spender, dass nicht ständig Menschen mit Sachen vor der Tür stehen, sondern dass die Abgabe möglichst organisiert und gesammelt abläuft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort