Özgür Cebe im Haus Menden Zum Glück heißt Özgür nicht Fritz

SANKT AUGUSTIN · Er wolle sich nicht integrieren, stellte Kabarettist und Comedian Özgür Cebe am Donnerstagabend zu Beginn seines Auftritts im Haus Menden klar. Wie auch, er sei ja Deutscher: in Bielefeld geboren und in Bonn aufgewachsen.

Dann startete er mit seinem Programm "Freigeist oder geistfrei - das ist hier die Frage" einen beißend witzigen Feldzug gegen Vorurteile, mit denen Deutsche und Ausländer sich gegenseitig das Leben schwer machen.

Alle bekamen wegen ihres Tunnelblicks gleichermaßen verbal was um die Ohren. Er habe die Schnauze voll von Rassismus, echauffierte sich der Deutsche türkisch-kurdischer Abstammung mit Augenzwinkern, aber durchaus ernst gemeint. Beispielsweise davon, dass er wegen seines Aussehens als einziger Fahrgast in der Bahn nach dem Ausweis gefragt werde.

Bei der Überreichung der Einbürgerungsurkunde habe er sich gefreut, jetzt Deutscher zu sein, der Beamte ihn aber belehrt, dass er bei dem Aussehen und dem Namen wohl nie seine Herkunft verleugnen könne. "Da ist was dran, Herr Kowalski", so sein Kommentar damals.

Er habe auch die Schnauze voll von rassistischen Witzen erklärte Cebe, um gleich einen rauszuhauen: "Ein Russe, ein Pole und ein Türke sitzen im Auto. Wer fährt? Die Polizei", löste er das Rätsel und hatte selber Spaß. Hieße Özgür Fritz, wäre das inakzeptabel. Özgür darf das. Er berichtete von der Zeit, als er mit seinen Eltern in Bonn-Tannenbusch lebte. Dort gab es nur eine einzige ausländische Familie. Die trug den Namen Schulz, versicherte er.

Cebe beklagte sich über Landsleute, die bei Sanktionen für Vergehen immer mit der Floskel "Nur weil ich Ausländer bin" reagierten. Sein Vater hätte die von ihm irgendwann auch nicht mehr hören wollen. Und Cebe erzählte von der Schwierigkeit als Waldorf-Schüler die ö-und ü-Striche seines Namens zu tanzen.

Der Comedian tobte sich genüsslich an jedem Klischee aus. Mit Selbstironie und Humor entwaffnete er alle Scharfmacher und bekam dafür viel Applaus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort