Sankt Augustin Zweite Bürgerwerkstatt im Zeichen von Mobilität und Barrierefreiheit

SANKT AUGUSTIN · Die Stadt Sankt Augustin arbeitet derzeit an einem Aktionsplan Inklusion. Damit sollen erste wichtige Schritte für mehr Barrierefreiheit in der Stadt eingeleitet werden.

 Gut 30 interessierte Bürger diskutierten bei der zweiten Bürgerwerkstatt im Sankt Augustiner Rathaus.

Gut 30 interessierte Bürger diskutierten bei der zweiten Bürgerwerkstatt im Sankt Augustiner Rathaus.

Foto: GA (Repro)

Dabei setzt die Stadtverwaltung auf ein bewährtes Schema, um die Bürger mit ins Boot zu holen - das Werkstattverfahren. Zur ersten Bürgerwerkstatt hatten sich 25 interessierte Sankt Augustiner eingefunden, um zum Thema "Arbeit und Beschäftigung" auszuloten, wo es in Sankt Augustin hakt.

Jetzt hat die zweite Bürgerwerkstatt stattgefunden, zu der rund 30 interessierte Bürger gekommen waren. Das Thema: "Mobilität und Barrierefreiheit". Kritik und Ideen wurden in zwei Gruppen zusammengetragen. Die Ergebnisse finden nun Eingang in den Aktionsplan.

Klar ist, die Situation in Sankt Augustin ist verbesserungswürdig, wie in vielen anderen Städten auch. Viele Ampeln sind nicht mit akustischen Signalen für sehbehinderte Menschen ausgestattet. Öffentliche Gebäude, Geschäfte, Restaurants und Arztpraxen sind oft nicht barrierefrei zugänglich.

Selbst wenn sie für Rollstuhlfahrer erreichbar sind, oft ist dann der Besuch des WC nicht möglich. Dieses befindet sich häufig im Keller, oder die Türen und Bewegungsflächen sind für einen Rollstuhl nicht groß genug. Gehwege und Straßenübergänge sind nicht immer barrierefrei gebaut und stellen für gehbehinderte Menschen manchmal unüberwindliche Hürden dar. Über solche und ähnliche Alltagsprobleme berichteten Betroffene, Angehörige sowie Vertreter von Behinderteneinrichtungen.

Positiv wurde der Fahrplan barrierefreie Stadt aufgenommen, den Christiane Hütténes vom Baudezernat der Stadt Sankt Augustin vorstellte. "Es ist ein Weg der kleinen aber stetigen Schritte, die die Stadt zum Ziel der barrierefreien Stadt führen sollen", so Hütténes. Der Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses in Niederpleis wurde in enger Abstimmung mit der Stadt realisiert. Besonderes Augenmerk richteten die Planer mit Hilfe eines Monitorings auf die barrierefreie Nutzung des Gebäudes.

Dieses Pilotprojekt soll mit den gewonnenen Erkenntnissen weiterentwickelt und auf andere Neu- oder Umbauprojekte angewendet werden. Auch der Ansprechpartner für Fragen des barrierefreien Bauens und die Broschüre "Wohnen ohne Barrieren für jedes Alter" sind Bausteine des Fahrplans.

Es nicht immer einfach, die verschiedenen Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen. Das ist eine wichtige Erkenntnis der Bürgerwerkstatt. So benötigen Blinde, die sich mit einem Langstock orientieren, an einer Bushaltestelle oder einer Straßenquerung eine deutliche Kante. Der Rollstuhlfahrer indes eine ebene Fläche. Gelegentlich führt die Ausstattung von Ampeln mit akustischen Signalen zu Störungen der Anwohner. Auch hier sind enge Abstimmungen aller Beteiligten erforderlich und kreative Lösungen zu finden.

Doch es gab auch Positives zu berichten. So betonte Bettina Nebel, stellvertretende Schulleiterin der Frieda-Kahlo-Schule mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung, dass die Stadtbücherei barrierefrei zugänglich sei und ihre Schüler das gute Angebot regelmäßig nutzten. Sie hatte aber auch ganz konkrete Wünsche im Gepäck. "Eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Arnold-Janssen-Straße in Höhe der Förderschulen und der Kinderklinik", sagte sie.

Matthias Hennig, Verkehrsplaner der Stadt Sankt Augustin, hatte ein gute Nachricht im Gepäck. So werden alle neuen oder umgebauten Bushaltestellen barrierefrei ausgestaltet. "Bei allen Straßenbaumaßnahmen werden seit geraumer Zeit taktile Hilfen, Absenkungen an Querungen und bei Ampeln akustische Signale eingeplant, um eine barrierefreie Querung der Straße zu ermöglichen", sagte Hennig. Der Umbau der Haltestelle Markt oder der Neubau der Kreisverkehre in Niederpleis seien aktuelle Beispiele dafür. Die Teilnehmer und Betroffenen forderten indes, mehr in die Planungen einbezogen zu werden.

Die nächste Bürgerwerkstatt zum Thema Gesundheit und Pflege findet am Donnerstag, 8. Mai, wieder im Rathaus statt. Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www.sankt-augustin.de/inklusion.

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