Distanzunterricht im Rhein-Sieg-Kreis Schüler treffen sich im virtuellen Klassenraum

RHEIN-SIEG-KREIS · Im März hat das Medienzentrum des Rhein-Sieg-Kreises die Plattform Jitsi für die gut 200 Schulen im Kreis eingeführt. Jetzt hat es die Kapazität des Service erweitert. In der Spitze finden nun bis zu 130 Videokonferenzen zeitgleich statt.

 Homeschooling: Zwei Schülerinnen sitzen am Esstisch im Wohnzimmer ihrer Familie und bearbeiten Aufgaben für die Schule.

Homeschooling: Zwei Schülerinnen sitzen am Esstisch im Wohnzimmer ihrer Familie und bearbeiten Aufgaben für die Schule.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Zwischen dem ersten Lockdown im März und der aktuellen Schulschließung liegen für Marion Suttmann-König Welten. „Damals waren wir beim Thema Digitalisierung am Nullpunkt“, sagt die Leiterin der Bodenbergschule in Windeck-Schladern mit Blick auf die beiden Computer, die zu diesem Zeitpunkt in jeder Klasse standen. Jetzt treffen sich ihre Schüler jeden Tag mit ihren Lehrern in Videokonferenzen, um neuen Unterrichtsstoff zu besprechen, sich auszutauschen, und vor allem, um sich zu sehen. Auf dem Weg dahin hat das Medienzentrum des Rhein-Sieg-Kreises die Grundschulleiterin begleitet. Ein Angebot, das es allen gut 200 Schulen im Kreis macht.

„Früher hat das Medienzentrum Schulen Filmrollen zur Verfügung gestellt, jetzt ist es ein lehrplan-konformes Videokonferenzsystem“, sagt Thomas Wagner, Schul- und Kulturdezernent des Kreis. Die Open-Source-Software heißt Jitsi, und die hat das Medienzentrum im März implementiert. Wie sie inzwischen genutzt wird und was das Medienzentum darüber hinaus unternimmt, um die Schulen beim Distanzunterricht zu unterstützen, stellten die Verantwortlichen am Mittwoch in einer Videokonferenz vor. „Jitsi wird gut genutzt“, sagt Rainer Land, Leiter des Kreiskulturamtes. Deswegen habe man überlegt, wie es sinnvoll ergänzt werden könnte, als sich die Schulschließung abzeichnete.

Livechat für Supportanfragen

„Wir haben die Weihnachtsferien genutzt, um Lehrer weiter für den digitalen Unterricht zu schulen“, sagt dessen pädagogischer Leiter Wolfgang Dax-Romswinkel. „Außerdem haben wir einen Livechat für Supportanfragen auf unserer Internetseite installiert“, sagt er. Dort hätten sich nach dem Beginn des Distanzunterrichts viele Eltern mit ihren Fragen gemeldet. Besonders in Erinnerung ist ihm ein Junge, der seiner kleinen Schwester helfen musste. „Das verdeutlicht, wie wichtig diese Unterstützung ist“, so Dax-Romswinkel. Sein mediales Onlineangebot hat das Medienzentrum um 1400 zusätzliche Pakete zu unterschiedlichen Lehrstoffen erweitert. „Und wir haben Jitsi aufgerüstet, sodass nun die fünffache Serverkapazität zur Verfügung steht“, sagt er.

Die Statistik zeigt, dass der Schritt richtig war. „Wir haben vormittags in der Spitze zeitgleich 130 Videokonferenzen mit insgesamt 1000 Schülern“, so Dax-Romswinkel. Wie viele Schulen Jitsi nutzen, kann der Leiter des Medienkompetenzzentrums nicht sagen. „Die Daten werden nicht gespeichert.“ Eben das hat Marion Suttmann-König überzeugt. „Jitsi ist datenschutzkonform, vernetzt Medienangebote und bietet kleine Lernräume“, hebt sie die Vorteile hervor. Die sieht auch Cornelia Löbach. „Wir können jetzt mit allen Kindern kommunizieren und sie dabei sehen“, sagt die Leiterin der Grundschule Ruppichteroth. Wie wichtig das ist, habe ihr das Strahlen eines Schülers gezeigt, der sich dank eines Leihgeräts erstmals in die Videogruppe einwählen konnte.

„Alle geben alles, um das Lernen sicherzustellen“, sagt Schulamtsdirektorin Maria Engelhard. Das fange damit an, bei der Konferenzplanung auch Geschwisterkinder zu berücksichtigen, und gehe bis zu Tippkarten für Eltern, die zeigen, wie sie die Tage strukturieren können.

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