Vorbereitung auf neues Schuljahr Schule in den Sommerferien

Siegburg · Das Gymnasium Siegburg Alleestraße und die Realschule Niederpleis starten Programme gegen pandemiebedingte Lernrückstände: Die Sommer-Schulen sollen auch das Sozialleben der Schüler wiederbeleben.

 Um Lernrückstände aufzuarbeiten, gibt es an mehreren Schulen Sommerferienprogramme.

Um Lernrückstände aufzuarbeiten, gibt es an mehreren Schulen Sommerferienprogramme.

Foto: dpa-tmn/Kirsten Neumann

Der erste Tag nach den Ferien ist in diesem Jahr eine Woche früher – zumindest am Gymnasium Siegburg Alleestraße. Hier startete am Montag die Summer School, bei der die Schüler mit Extra-Unterricht in Deutsch, Mathe und Englisch fit fürs anstehende Schuljahr gemacht werden sollen – doch nicht nur das: „Das Soziale ist in den letzten Monaten völlig auf der Strecke geblieben“, so die Schulleiterin Sabine Trautwein. Die zusätzliche Zeit mit den Mitschülern soll hier Abhilfe schaffen. Neben dem  schulischen Vormittagsprogramm gibt es daher nachmittags Sportkurse, bei denen die Kinder zwischen Tennis, Golf, Rudern und Musical und Hip-Hop-Dance wählen können.

Die Schulleiterin selbst hatte die Idee, gemeinsam mit dem Förderverein und der Schulpflegschaft plante sie das Vorhaben seit Oktober. „Nach einem ganzen Schuljahr unter Corona-Bedingungen gibt es bei vielen Schülern Defizite“, berichtet Trautwein. „Besonders die jüngeren Schüler haben gelitten.“ Aus diesem Grund ist die Summer School auf die Klassen fünf bis sieben beschränkt. „Die älteren Schüler hatten oft weniger Probleme, bei unseren Abiturienten gab es auch viele 1,0-Schnitte.“ Rund 60 Kinder meldeten sich für die Summer School an, in kleinen Gruppen mit bis zu zehn Schülern unterrichten nun drei ehemalige Lehrerinnen, Referendare, Studentinnen und Lerncoaches – besonders geschulte Schüler des Gymnasiums ab der 9. Klasse – die Gruppen. Vorab wurde bei Schülern und Lehrern angefragt, wo es besonders Nachholbedarf gibt – der Extra-Unterricht ist etwas spielerischer angelegt als reguläre Unterrichtsstunden, so Trautwein. „In einer Woche kann natürlich nicht alles aus einem Schuljahr aufgearbeitet werden, aber es ist ein Anfang.“

Die sportlichen Partner des Projekts sind der Tennis Club Blau Weiß Siegburg, der Golf Club Schloss Auel, der Siegburger Ruderverein und der Siegburger Turnverein. Die Sportvereine stellen auch Trainer und Trainingsplätze. Finanziert werden Summer School und Sportprogramm von Sponsoren: Neben dem Förderverein der Schule sind das die Kreissparkasse Köln, der Lions Club, der Kinderschutzbund und das IT-Unternehmen Vass Service. „Wir haben das Ganze auf eigene Faust geplant.“ Der Bund stellt zwar Fördermittel für ähnliche Programme zur Verfügung – „das hätte uns zu lange gedauert, die Beantragung für die Fördermittel ist teilweise sehr kompliziert“, so Trautwein. „Da dachten wir, wir machen lieber unser eigenes Ding.“

Bei den Eltern kam die Summer School des Gymnasiums Alleestraße gut an. Holger Denkelfort, Elternvorsitzender und Vorsitzender der Schulpflegschaft: „Wir Eltern waren begeistert von der Idee, lange gab es keine richtige Perspektive für die Schüler.“ Mit der Summer School gebe es ein bisschen „Licht am Ende des Tunnels“ für die Kinder, die teilweise aufgrund der Corona-Situation auch nicht in den Urlaub gefahren sind und daher wenig Abwechslung in ihrem Alltag hatten. Dass das nun in Eigenregie der Schule organisiert wurde, findet er gut. „Von der Politik kam zum Thema Schule während der Pandemie meiner Meinung nach nicht genug“, sagt Denkelfort.

Andreas Schmidberger ist Geschäftsführer des Sankt Augustiner IT-Unternehmens Vass Systems und Vater eines Sohnes am Gymnasium Alleestraße. Er entschied sich dazu, die Summer School im Namen des Unternehmens mit einer Spende zu unterstützen. „Ich könnte mir vorstellen, dass man das auch jedes Jahr machen könnte, um Defizite bei Kindern auszugleichen“, so Schmidberger.

Das sieht Sabine Trautwein ähnlich: „Wenn alles gut läuft diese Woche, wäre das auch etwas für die Zeit nach Corona.“ Allerdings müsste man dann über die langfristige Finanzierung nachdenken. Insgesamt habe die Woche etwa 6000 Euro gekostet, wobei die Betreuer und Lehrpersonen, das Übungsmaterial, der Transport zu den Sportstätten, das tägliche Mittagessen und die Trainerstunden bezahlt werden müssen. Von Seiten der Schüler herrscht besondere Vorfreude auf den Nachmittag: Auf die Frage an der Klassenzimmertür einer der Deutsch-Lerngruppen, auf was sich die Schüler in dieser Woche am meisten freuen, kommt einstimmig zurück: „Auf den Sport!“

Die Stadt Siegburg bekam vergangene Woche einen ersten Förderbescheid vom Landschaftsverband Rheinland (LVR-Landesjugendamt) für das Bildungsprogramm „Aufholen nach Corona“, für das Schulen Fördermittel beantragen können, wie der stellvertretende Stadtsprecher Björn Langer mitteilt. In Sankt Augustin haben bisher zwei Schulen Fördermittel beantragt, die das Land NRW im Rahmen des Programms „Extrazeit zum Lernen“ bereitgestellt hat, so die Sankt Augustiner Pressesprecherin Carolin Trost: die Realschule Niederpleis und die Gemeinschaftshauptschule.

An der Realschule Niederpleis startete diese Woche auch eine Sommerschule für die Klassen fünf  und sechs mit ähnlichem Konzept: „Als die Klassenleitungen während der Zeit des Distanzunterrichts immer weiter merkten, dass sie einzelne Kinder nicht mehr erreichten oder dass einzelne Kinder ohne ordentliche Betreuung zu Hause die Struktur im Tag verlieren, kam aus ihren Reihen die Idee, ob wir nicht mehr anbieten könnten“, berichtet Schulleiterin Monika Mattke. Aber auch soziale Erlebnisse sollten nicht zu kurz kommen – aus diesem Grund können die Schüler auch Kurse im Basteln, Kochen und verschiedene Sportangebote wahrnehmen.

Im Mai begann an der Schule die Planung, die auch hier recht aufwendig gewesen sei – auch, weil die Realschule Fördermittel des Landes in Anspruch nimmt. „Da ist schon einiges vorzulegen“, so Mattke. „Es war auch eine Hemmschwelle, dass wir 20 Prozent Eigenanteil zur Finanzierung nachweisen mussten.“ Sie freut sich aber insbesondere über die Hilfe der Stadt als Schulträger, die Unterstützung durch den Förderverein und die Unterstützung durch den TuS Niederpleis. „Es war viel Arbeit, aber das war es wert“, bilanziert sie.

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