Click & Meet bleibt vorerst in der Region bestehen Schulen im Rhein-Sieg-Kreis sollen auf Distanzunterricht gehen

Rhein-Sieg-Kreis · Der Rhein-Sieg-Kreis hat das Land gebeten, seine Schulen schließen zu dürfen. Gleichzeitig beschloss der Krisenstab, keine weiteren Beschränkungen etwa im Einzelhandel umzusetzen. Unterdessen muss sich Sankt Augustin um mehrere Coronaausbrüche kümmern.

 Das Einkaufen mit negativem Testergebnis und Termin bleiben im Rhein-Sieg-Kreis weiterhin möglich.

Das Einkaufen mit negativem Testergebnis und Termin bleiben im Rhein-Sieg-Kreis weiterhin möglich.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Die Schulen im Rhein-Sieg-Kreis sollen schließen und nur noch Distanzunterreicht durchführen. Davon ausgenommen sollen wie in Bonn die Abschlussklassen und Qualifikationsphasen der gymnasialen Oberstufe. „Da der Rhein-Sieg-Kreis in vielerlei Hinsicht sehr eng mit der Stadt Bonn verflochten ist, lassen wir aktuell beim zuständigen Landesministerium prüfen, ob es sinnvoll wäre, sich bei den Schul- und Kita-Regelungen an die Bundesstadt Bonn anzupassen, auch wenn die Inzidenz im Rhein-Sieg-Kreis noch deutlich von der 200er-Marke entfernt ist“, erklärt Landrat Sebastian Schuster.

Zuvor hatten Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises dieses Vorgehen beim Kreis angeregt. „Wir müssen so schnell wie möglich in den Distanzunterreicht gehen“, sagte der Schuldezernent der Stadt Sankt Augustin Ali Dogan bei einer Pressekonferenz mit Bürgermeister Max Leitterstorf. „Es gibt Familien, deren Kinder Schulen sowohl in Bonn als auch im Rhein-Sieg-Kreis besuchen. Zudem haben wir immer mehr positive Coronafälle von Lehrern und Schülern aus den Oberstufen, was uns Sorge bereitet“, sagte Dogan. „Unser wichtigstes Ziel ist es, dass die Abschlussjahrgänge und das Abitur gesichert sind.“

Schulministerium ist angefragt

Sollte das Ministerium dem Anliegen des Kreises zustimmen, könnten die Schulen im Rhein-Sieg-Kreis mit Ausnahme der Abschlussklassen in den Distanzunterricht übergehen und die Kitas in den eingeschränkten Pandemiebetrieb. „Das würde bei den Kitas eine Trennung der Gruppen in fest zugeordneten Räumen und eine Reduzierung der wöchentlichen Betreuungszeit um zehn Stunden gegenüber dem Normalbetrieb bedeuten. Um die Regelungen rechtlich zu verankern, müsste der Rhein-Sieg-Kreis eine Allgemeinverfügung erlassen“, so der Landrat.

Virusmutanten bereiten Sorge

Bürgermeister Leitterstorf und dem Schuldezernenten Dogan machen insbesondere die Virusmutanten Sorge, weil diese nicht nur gefährlicher, sondern auch schneller übertragbar sind. Das Robert-Koch-Institut habe vor zwei Wochen seine Richtlinie für die Bestimmung der Kontaktpersonen 1 verschärft. Demnach müssten auch jene, die sich mehr als zehn Minuten mit einem Infizierten in einem geschlossenen Raum befinden, in Quarantäne geschickt werden. „Schon das Testverfahren in den Klassen dauert ja länger als zehn Minuten. Die Konsequenz wäre dann also, dass der ganze Klassenverband in Quarantäne muss.“

Kein Präsenzgottesdienst

Die Stadt Sankt Augustin will auch auf alle Religionsgemeinschaften zugehen und diese bitten, auf Präsenzgottesdienste zu verzichten. Ausschusssitzungen des Stadtrates sollen ausschließlich online erfolgen.

„Wir haben auf Sankt Augustin runtergebrochen eine Inzidenz von mehr als 200“, sagte Leitterstorf. Zudem gebe es „mehrere, geballte Ausbrüche“ im Stadtgebiet. Leitterstorf: „Die Lage ist ernst.“

ZUE und Kloster unter Quarantäne

Wie berichtet, gibt es ein größeres Ausbruchsgeschehen in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes in Sankt Augustin. 248 Menschen leben zurzeit in der Unterkunft, die für 600 bis 700 Bewohner konzipert ist. 17 wurden in der vergangenen Woche positiv getestet, sieben Tests stehen immer noch aus. „Es hgibt keinen neuen Stand“, sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung in Köln. Am Mittwoch werde das Abstrichteam des Gesundheitsamts eine Volltestung durchführen. Das ZUE steht komplett unter Quarantäne, sagte Dogan. Mitarbeiter des Ordnungsamtes unterstützten die Betreibergesellschaft vor Ort.

Ebenfalls unter Vollquarantäne stehen die rund 100 Mönche des Steyler Klosters. Dort sind drei Infizierte isoliert worden, davon zwei Mitarbeiter der Küche. Das Essen wird daher zurzeit über ein Altenheim besorgt. Die Stadt habe dem Kloster 1000 FFP2-Masken und Selbsttests zur Verfügung gestellt, sagte Leitterstorf.

„Noch sind wir vor der Lage, aber wir wissen aus dem vergangenen Jahr, dass das schnell anders werden kann“, sagte Dogan. Im Mai vergangenen Jahres begann der Ausbruch in der ZUE mit drei Infizierten, eine Woche später waren es 200.

Krisenstab des Kreises tagt

Unterdessen will der Kreis die Coronabeschränkungen nicht weiter anziehen. „Wir haben im Krisenstab intensiv die verschiedenen Handlungsoptionen abgewogen“, erläuterte Landrat Sebastian Schuster. „Da sich die Sieben-Tages-Inzidenz im Rhein-Sieg-Kreis aber aktuell stabil zwischen 120 und 135 bewegt und wir in Kürze das Inkrafttreten der bundeseinheitlichen Notbremse erwarten, haben wir uns entschieden, zunächst einmal keine weiteren Verschärfungen anzuordnen.“

Seit Gründonnerstag, 1. April, greift im Rhein-Sieg-Kreis bekanntlich die Notbremse, die das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (MAGS) aufgrund der Inzidenzwerte verfügt hatte. Mit der Notbremse gelten verschärfte Kontaktbedingungen. Kontakte sind nur zwischen einem Hausstand und maximal einer weiteren Person erlaubt. Kinder unter 14 werden nicht mitgerechnet.

Gleichzeitig hatte der Rhein-Sieg-Kreis die Notbremse in der Weise abgefedert, indem er von der so genannten Test-Option Gebrauch macht. „Den rechtlichen Rahmen dafür schafft auf Basis der Corona-Schutzverordnung die entsprechende Allgemeinverfügung, die ebenfalls zum 1. April in Kraft getreten ist“, so Schuster. Sie ermöglicht es, dass – bei bestätigtem, maximal 24 Stunden altem Schnelltest mit negativen Ergebnis – die am 8. März in Kraft getretenen weiteren Öffnungen weiter greifen. „Click & Meet“ bleibt damit bei den Verkaufsstellen des Einzelhandels, die nicht durch den Verkauf von Waren für den täglichen Bedarf privilegiert sind, bei einem tagesaktuellen negativen Schnelltest weiter möglich, sagte Schuster. Das gilt beispielsweise auch für körpernahe Dienstleistungen oder den Besuch von Bibliotheken oder Museen.

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