Amtsgericht Siegburg 35-jähriger Siegburger überfällt und fesselt die eigene Mutter

Siegburg · Als die 57-Jährige gefesselt auf dem Boden lag, nahm der Sohn 1600 Euro aus ihrer Handtasche. Amtsgericht verurteilt Siegburger wegen schweren Raubes zu drei Jahren Gefängnis.

Ein Familiendrama beschäftigte das Amtsgericht Siegburg in einer achtstündigen Verhandlung: Ein 35-jähriger Siegburger überfiel im Februar die Parfümerie der eigenen Mutter, fesselte sie mit Kabelbindern und stahl 1600 Euro, obwohl gegen ihn bereits eine Gewaltschutzanordnung vorlag. Die Streitigkeiten der Familie beschäftigte die Justiz schon seit einigen Jahren. 2013 mussten die Eltern vor das Familiengericht gehen, um den aggressiven Sohn aus dem Haus zu klagen. Den eigenen Sohn einer Straftat zu bezichtigen, war die schwerste Entscheidung ihres Lebens, gestand die 57-jährige Mutter unter Tränen im Zeugenstand. Die Eltern wollten mit der Anklage gegen ihren einzigen Sohn erreichen, dass er sich in psychiatrische Behandlung begibt. „Wir lieben unseren Sohn, und wir wollen ihm helfen“, beteuerte der Vater. Zu dem Fall selbst wollte sich der 35-Jährige nicht äußern, er schwieg die gesamten acht Stunden lang.

Der Tag des Überfalls begann damit, dass der 35-Jährige trotz Kontaktverbots seine Mutter anrief und um Geld bat. Diese lehnte die ihr bekannte Anfrage ab.

„Mein Mutterherz brachte mich dazu, mir das noch mal zu überlegen“, erzählte sie. Aus diesem Grund schrieb sie ihrem Sohn eine SMS und bot ihm an, sich durch das Fegen des Hofes der Parfümerie Geld zu verdienen. Er erschien daraufhin am Geschäft seiner Mutter. Da die 57-Jährige ihren Sohn aus Angst nicht in den Laden hineinlassen wollte, unterhielten sie sich durch eine gekippte Terrassentür. Der 35-Jährige forderte erneut Geld von seiner Mutter: erst 50, dann 300, dann sogar 5000 Euro. Als sie erneut ablehnte, griff er ihren Arm durch den Spalt der gekippten Tür. Die 57-Jährige zog ihren Arm zurück und wollte die Tür schließen, als er sie mit Wucht öffnete und seine Mutter wegschubste. Anschließend fesselte er sie mit Kabelbindern.

„Er hatte ein Blick wie ein Tier“, beschrieb sie Mutter ihren Sohn. Als die 57-Jährige gefesselt auf dem Boden lag, nahm der Sohn 1600 Euro aus ihrer Handtasche. Bevor er verschwand, schnitt er die Kabelbinder los, um seine Mutter zu befreien. „Dabei wiederum war er behutsam. Er achtete darauf, mich nicht zu verletzen“, berichtete sie. Der 35-Jährige wurde zu einer Freiheitsstrafe von insgesamt drei Jahren wegen schweren Raubes und Verstoßes gegen das Gewaltschutzgesetz in vier Fällen verurteilt. Das Gericht sah, trotz Forderung des Rechtsanwaltes von einer Bewährungsstrafe ab, da durch den Überfall Gewaltpotenzial zu erkennen war. Am Ende der Verhandlung brach der 35-Jährige sein Schweigen. Er werde Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen.

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