A560 in Siegburg Woher kommen die unterschiedlichen Schattierungen auf dem Autobahnschild?
Meinung | Rhein-Sieg-Kreis · Es schwebt ein Geheimnis über der A 560 in Siegburg. Denn wenngleich täglich Tausende Autofahrer die Querverbindung zwischen den Autobahnen 59 und 3 benutzen, dürfte den wenigsten bekannt sein, was die unterschiedlich helle Blauschattierung auf dem Schild der Abfahrt Siegburg zu bedeuten hat. Wir erklären es in unserer Kolumne.
Kaum jemand weiß, woher die unterschiedlich helle Schattierung auf dem Schild der Abfahrt Siegburg stammt und welcher tiefere Gedanke dahinter steckt. Und niemand hat ein Interesse daran, dass es publik wird, was dort einst - gewissermaßen in einer Nacht- und Nebelaktion geschah.
Würde es bekannt, dann hätte so mancher Bürger einen weiteren Anlass, sich über Politiker zu ereifern. Das kann ja zuweilen in Politikverdrossenheit münden, und das kann kein wahrer Demokrat wollen. Andererseits ist die Geschichte so kurios und so der Willkür Einzelner unterworfen, dass sie einfach erzählt werden will. Wir können nicht anders. An der Autobahnabfahrt mit der Beschilderung „Siegburg, Much, Menden, B 56“ geht es in erster Linie ab ins Sankt Augustiner Gewerbegebiet - Stichwort „Metro“.
Nicht falsch ist nicht unbedingt richtig
Zwar ist es durchaus nicht falsch, an dieser Stelle auch die B56, die nach vielen Kilometern nach Much führt, zu nennen. Und wenn man sehr guten Willen aufbringt, kann man auch auf diesem Wege nach Siegburg fahren, allerdings kommt man dann vom Westen oder Norden in die Kreisstadt, was einen deutlichen Umweg darstellt. Eine Autobahnabfahrt weiter ist dagegen Sankt Augustin ausgeschildert, und es fehlt der Hinweis auf Siegburg.
Tatsächlich ist dieser Weg allerdings die kürzeste Variante, wenn man etwa zum Siegburger ICE-Bahnhof möchte. Und es ist sicher nicht der Königsweg nach Sankt Augustin, weil man an dieser Stelle näher an den Ortsteilen Mülldorf und Niederpleis ist. Kompliziert? Die unübersichtliche, ja, man möchte sagen falsche oder wenigstens irreführende Beschilderung gibt es erst seit wenigen Jahren. Das ist an den besagten unterschiedlichen Blaufärbungen ablesbar. Denn die Bezirksregierung hat irgendwann auf das bestehende Abfahrtsschild einen neuen blauen Untergrund geklebt und andere Städtenamen aufgelegt.
Das Navi als Spielverderber
Seither steht an der früheren Abfahrt Siegburg nur noch Sankt Augustin und an der früheren Abfahrt Sankt Augustin nur noch Siegburg. Wer Urheber dieses Bäumchen-wechsle-dichs ist, lässt sich im Nachhinein nur schwer gerichtsfest ermitteln. Man darf aber einen Verdacht haben.
Ein früherer Siegburger Bürgermeister, der den Namen eines Federtiers trägt, hat schon während seiner Amtszeit alle Hebel in Bewegung gesetzt, den Autofahrern die Zufahrt zur Kreisstadt über die südliche Route zu vergällen. Er verteilte persönlich am ICE-Kreisel Handzettel aus, die auf eine Alternative hinwiesen. Denn vor allem zur Adventszeit, wenn der Mittelaltermarkt viele Menschen aus dem In- und Umland anzog, kam es regelmäßig zu langwierigen Staus rund um das Kreishaus.
Apropos Kreishaus: Dem Rhein-Sieg-Landrat und seiner Kämmerin dürfte die Umfirmierung an der Autobahnabfahrt nicht besonders behagt haben. Bedeutet sie im Erfolgsfall doch, dass auch weniger Menschen ihr Auto in der Kreishausparkgarage abstellen. Ergo: Einnahmeverluste. Der mündige Bürger hingegen dürfte an einen Schild-Bürger(meister)-Streich gedacht haben, der als klarer Anschlag auf die Autonomie einer aufgeklärten selbstbestimmten Entscheidung zu werten ist.
Stolz auf das Spätwerk
Dass die Bemühungen um eine Umwidmung der Autobahnschilder sehr lange gedauert haben müssen, bis die höheren Behörden endlich ein Einsehen hatten, ist allein schon daran erkennbar, dass die Aktion heutzutage praktisch komplett ohne Wirkkraft sein dürfte. Denn die meisten Menschen fahren inzwischen nach Navi. Und da ist die kürzeste Strecke und nicht das schönste Schild ausschlaggebend. Und so darf man vermuten, dass der Schildercoup von damals heute keinerlei praktische Auswirkungen mehr hat.
Der frühere Bürgermeister darf sich allerdings weiter in seinem Spätwerk sonnen. Wir wissen nicht, ob er sich beim Vorbeifahren jedes Mal heimlich zuraunt: Das hast Du vollbracht. Die Gewissheit dürfte ihm aber erhalten bleiben, denn an eine Änderung der Beschilderung ist einstweilen nicht gedacht. Auch wenn sie mit gesundem Menschenverstand wenig zu tun hat.