Dreharbeiten in Siegburg Afro-Pop-Musiker Uzoma Chukwuma dreht Musikvideo

SIEGBURG · Der Afro-Pop-Musiker Uzoma Chukwuma setzt in Siegburg seinen neuen Song in Szene. Vor 17 Monaten musste er aus seiner afrikanischen Heimat Biafra fliehen. Seitdem lebt er in der Kreisstadt.

 Gewalttätigkeiten in einer für das Video gespielten Szene: Umgeben von kämpfenden Straßengangs singt Uzoma Chukwuma (rechts) gegen Krieg und für Frieden in seiner Heimat Biafra.

Gewalttätigkeiten in einer für das Video gespielten Szene: Umgeben von kämpfenden Straßengangs singt Uzoma Chukwuma (rechts) gegen Krieg und für Frieden in seiner Heimat Biafra.

Foto: Paul Kieras

Schwarzer Rauch zieht durch den Hinterhof des ehemaligen Duve-Möbelhauses in der Burggasse, zwischen Papierfetzen, umgekippten Mülltonnen und zertrümmerten Kleinmöbeln schlagen Männer mit Knüppeln und Stühlen aufeinander ein. Eine gespenstische Szene, zum Glück aber nur gestellt. Denn am Samstagmittag drehte eine Berliner Firma dort und auch an anderen Plätzen in der Stadt ein Video zum neuesten Song von Mr. PRO alias Uzoma Chukwuma mit dem Titel „Biafra Referendum“.

Der 34-Jährige stammt gebürtig aus dem ehemaligen Biafra und ist in seiner Heimat als Afro-Pop-Musiker sehr berühmt. Den Zorn des Systems zog er mit seinem ersten Album auf sich, das er noch in Biafra veröffentlichte und das den patriotischen Song „All Hail Biafra“ enthält. „Die Verkäufer auf der Straße wurden verhaftet und ins Gefängnis gebracht“, sagt Chukwuma, der um sein Leben fürchten musste. Sein neuester Song, den er in Deutschland einspielte, ist nach eigenen Angaben ebenso „hochpolitisch“. In Biafra werde es schwer sein, ihn zu kaufen, die Menschen könnten das Lied wohl nur über das Internet hören.

Flucht vor 17 Monaten

Vor 17 Monaten musste Chukwuma fliehen, lebt seitdem in Siegburg in einer Flüchtlingsunterkunft. Im Südosten Nigerias, am Golf von Guinea, liegt Biafra, das sich am 30. Mai 1967 für unabhängig erklärte. Fünf Wochen später wurde die junge Republik von Nigeria angegriffen. Der Biafra-Krieg, in dem nach den Worten Chukwuma mindestens drei Millionen Menschen getötet wurden, endete im Januar 1970 mit der Kapitulation des kleinen Staates. Während die Weltöffentlichkeit zusehe und nichts unternehme, gehe das Morden in Biafra bis heute weiter, erklärt der 34-Jährige.

Als Mitglied von MASSOB (Movement for the Actualization of the Sovereign State of Biafra), einer nichtmilitanten Gruppe, kämpfte er mit friedlichen Mitteln für ein unabhängiges Biafra. „Wir wollen keinen Krieg, wir möchten ein Referendum. Und wir möchten nach der Unabhängigkeit mit unseren Nachbarländern in Frieden leben.“ Doch die Regierung von Nigeria versuche dies mit allen Mitteln zu verhindern. Die Menschen werden laut Chukwuma unterdrückt, Milizen mordeten täglich Dutzende Menschen. Jeden Tag erreichten ihn grausame Videos, die seine Freunde und seine Familie ihm zusendeten.

Chukwuma engagiert sich bei IPOB (Indigenious People of Biafra), einer Organisation, deren Mitglieder auf 90 Staaten weltweit verteilt sind. Er hat den großen Traum, eines Tages in einen souveränen Staat Biafra zurückkehren zu können, versucht aber auch, sich in Deutschland eine Zukunft aufzubauen und möchte eine Ausbildung zum Koch beginnen. Zurzeit befindet er sich noch im Asylverfahren.

Markus Wrobel, der für Asyl- und Flüchtlingsangelegenheiten in der Kreisstadt zuständig ist, vermittelte Uzoma Chukwuma nicht nur die Drehorte, sondern verkündete am Filmset auch noch eine Überraschung: „Uzoma wird beim Siegburger Stadtfest auftreten.“

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