Ablenken, abziehen, abhauen Aktionstag gegen Taschendiebe in Siegburg

Siegburg · Kreispolizeibehörde warnt vor den Maschen der Taschendiebe. Laut Polizei sind die Fallzahlen landesweit zwischen 2012 und 2015 von rund 40.000 auf 54.000 Fälle „rapide angestiegen“, 2016 aber wieder rückläufig gewesen.

Ungläubiges Staunen bei Manuel Goncalves, als ihm Stefan Birk von der Polizeibehörde des Rhein-Sieg-Kreises sein Handy zurückgab, das er dem Portugiesen kurz zuvor blitzschnell aus dem Rucksack gefingert hatte. Abgelenkt war Birks Opfer durch ein Gespräch mit Landrat Sebastian Schuster und Martina Dressler von der Bundespolizei auf dem ICE-Bahnsteig des Siegburger Bahnhofs. Die „praktische Übung“ war Teil des gestrigen Aktionstags der Kreispolizeibehörde zur Bekämpfung des Taschendiebstahls im Rahmen einer landesweiten Aktionswoche unter dem Motto „Augen auf und Tasche zu! Langfinger sind immer unterwegs.“

Aufgefallen war der Reisende schon auf dem Weg zu seiner Zugverbindung, als er mit einem anderen Handy telefonierte und dabei nicht an die Sicherung seines Rucksacks dachte, in dessen Seitentasche ein zweites Mobiltelefon deutlich zu sehen war. Schuster, Dressler und Birk unternahmen zusammen einen Rundgang durch das Bahnhofsgebäude, um diebstahlgefährdete Person anzusprechen, am konkreten Fall über die Tricks der Diebe zu informieren und Tipps zu geben, wie man sich schützen kann. Gleichzeitig waren Beamte in der Siegburger und Troisdorfer Fußgängerzone in gleicher Mission unterwegs.

Bei einem Pressetermin an einem Informationsstand auf dem Bahnsteig der Linie 66 zum Auftakt der Aktion wies Schuster darauf hin, dass Bahnhof und Innenstadt „durch die gute Verkehrsanbindung attraktiv für Kriminelle sind“. Nach Aussage des Leiters des Kriminalkommissariats Ost und Einsatzleiters des Aktionstags, Peter Kickartz, sind die Fallzahlen bei Taschendiebstahl landesweit zwischen 2012 und 2015 von rund 40.000 auf 54.000 Fälle „rapide angestiegen“, 2016 aber wieder rückläufig gewesen.

Er erläuterte auch die Vorgehensweise der Täter. Die suchten Örtlichkeiten aus, die unübersichtlich seien und wo Gedränge herrsche, so auch in Aufzügen. Die Polizei unterscheide „Gelegenheitstäter, die im Vorübergehen etwas mitgehen lassen“ und professionelle Diebe, die gezielt mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisten und „arbeitsteilig“ vorgingen: Danach lenkt ein Täter das Opfer ab, ein anderer „zieht“ die Beute, weitere Mittäter decken die Tat und nehmen das Diebesgut an sich.

Jürgen Düthmann, Leiter der Fahndungs- und Ermittlungsgruppe Taschendiebstahl der Bundespolizei, die mit Zivilbeamten unterwegs ist, betonte, dass der Taschendiebstahl „organisierte Bandenstrukturen“ aufweise. Seit 2004 hat die Gruppe über 1000 Täter festnehmen können. Ziel sei es, die Ertappten einem beschleunigten Verfahren zuzuführen, um sie schon bis zum Verfahren in Haft bringen zu können, so Dressler. Wie Jürgen Ringhausen vom Kommissariat Kriminalprävention und Opferschutz betonte, sind potenzielle Opfer nicht nur ältere Menschen, sondern auch junge, die oft mit Kopfhörern unterwegs und daher abgelenkt seien.

Ein Schlüssel bei der Bekämpfung des Taschendiebstahls ist nach den Worten der Polizei die Prävention. Um die Gefahren deutlich zu machen, haben das Polizeipräsidium Köln und die Kölner Verkehrsbetriebe kurze Videos produziert, die anschaulich die Vorgehensweisen von Taschendieben darstellen. Sie sollen helfen, das eigene Verhalten zu überdenken und zum eigenen Schutz zu verändern. Gezeigt wurden die Filme auch am Info-Stand während des Aktionstags.

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