Ein Blick in die Kinderstadt „Mini-Siegburg“ Alles ist wie im richtigen Leben

Siegburg · In der Ferienaktion „Mini-Siegburg“ lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren spielerisch, wie eine richtige Kommune funktioniert. Ein Besuch auf dem Gelände der Adolf-Kolping-Grundschule.

  Die Fahrschule dreht auf dem Mini-Stadtgelände ihre Runden.

Die Fahrschule dreht auf dem Mini-Stadtgelände ihre Runden.

Foto: Paul Kieras

Bereits zum fünften Mal können sich Siegburger Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren in den ersten drei Wochen der Sommerferien in einer eigenen Stadt verwirklichen. Ins Leben gerufen wurde das Projekt vom Evangelischen Jugendwerk Sieg-Rhein-Bonn in Kooperation mit der Stadt Siegburg. Egal ob als Schreiner, Journalist, Bäcker oder in der Verwaltung, jedes Kind kann jeweils für fünf Tage oder über den gesamten Zeitraum täglich einen anderen Job ausprobieren.

Ein Blick in die Kinderstadt „Mini-Siegburg“: Alles ist wie im richtigen Leben
Foto: Paul Kieras

In der stadteigenen Währung „Sigi“ werden Freizeitaktivitäten finanziert. Vom Waffelstand über Wellness bis zum Souvenierstand mit Unikaten aus der Kreativwerkstatt reicht das Angebot. Und in einem Kleid aus der Schneiderei und mit dem Brautstrauß aus der Gärtnerei kann sogar im eigenen Standesamt geheiratet werden. Selbstverständlich gibt es auch einen Bürgermeister und einen Stadtrat, die nach montäglichem Wahlkampf dienstags immer für eine Woche gewählt werden. Diese Woche hat es der elfjährige Felix Ebbers an die Verwaltungsspitze geschafft. „Ich habe versprochen, dass ich einen Kummerkasten aufhänge, in den jeder einen Zettel mit Kritik einwerfen kann“, erklärt er seinen Wahlerfolg. Außerdem habe er angekündigt, die Steuern senken oder ganz abschaffen zu wollen. Das Thema will er in der nächsten Ratsversammlung auf die Tagesordnung setzen.

Jede Stunde Arbeit der Kinder wird brutto mit zehn Sigis vergütet, zwei davon landen als Steuern in der Sozialkasse der Mini-Stadt. Der Tag beginnt mit dem Besuch des Arbeitsamts, wo man sich einen Job aussuchen kann. „Natürlich ist dafür gesorgt, dass niemand leer ausgeht und für jeden ein Job zur Verfügung steht“, so Projektleiterin Andrea Hoffmann.

Die siebenjährige Hannah hat sich heute für die Stadtwerke entschieden und sammelt, ausgerüstet mit orangefarbener Weste, Greifzange und Eimer, Müll auf dem Gelände der Adolf-Kolping-Grundschule, wo die kleine Stadt angesiedelt ist. „Ich mache das gerne, damit die Umwelt nicht so mit Müll verschmutzt wird“, sagt sie. Damian (10) und Philipp (11) haben für diesen Tag beim Ordnungsamt angeheuert. „Weil es Spaß macht“ und weil man per Megaphon alle zurechtweisen könne, die zu schnell fahren. Gemeint sind die Taxis und Fahrschulen, der Fahrzeugpark besteht aus Kettcars.

Bei Miriam Theresa ist richtig Stress angesagt. In ihrer Funktion als Pfarrerin muss sie gleich vier Trauungen vornehmen. Die 13-Jährige hat übrigens schon beim letzten Mal in Mini-Siegburg mitgemacht. Dieses Jahr ist sie extra aus Portugal angereist, wohin sie mit Eltern und Geschwistern zwischenzeitlich ausgewandert ist.

Betreut werden die rund 440 Teilnehmer über die drei Wochen verteilt von sogenannten Teamers im Alter ab 16 Jahren, die vorher Schulungen erhalten. Zu denen gehört auch die 24-jährige Marie-Clair de Cloedt. „Ich arbeite gerne mit Kindern über einen längeren Zeitraum und man lernt sie näher kennen“, lautet die Begründung der Jura-Studentin für ihr Engagement. Vor allem aber sei sie vom Konzept des Projekts überzeugt, bei dem die Kinder den Umgang mit Geld lernten. Das bestätigt auch Hoffmann. „Den Kindern wird spielerisch das Leben erklärt“, sagt sie. Sie würden verstehen, dass man nur Geld ausgeben könne, wenn man es vorher verdient habe. Und sie beobachtet, dass sich das Sozialverhalten bei den Teilnehmern positiv verändere.

Für die dritte Woche vom 11.07.-15.07. sind noch Plätze frei. Anmeldung unter www.mini-siegburg.de

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