60 Jahre Priester Altabt feiert diamantenes Jubiläum in Siegburg

SIEGBURG · Altabt Placidus Mittler, der letzte noch in Siegburg lebende Benediktiner-Mönch, feiert am Samstag ein außergewöhnliches Jubiläum. Vor 60 Jahren, am 26. Juli 1954, wurde er zum Priester geweiht.

Aufgrund des Krieges sei das "eine Seltenheit für Geistliche meines Jahrgangs", so der 85-Jährige, der seit Auflösung der Abtei auf dem Michaelsberg im Jahr 2011 im "Haus zur Mühlen" lebt.

Mit einem Gottesdienst in der Kapelle des Seniorenheims will er diesen Ehrentag feiern und lädt anschließend alle Besucher zu einem kleinen Umtrunk ein. Obwohl der gebürtige Bonner, der am 11. November 1928 in Oberkassel zur Welt kam, sich aufs Altenteil zurückgezogen hat, kommt bei ihm nie Langeweile auf.

An vier Tagen der Woche zelebriert er beispielsweise die Frühmesse bei den Wolsdorfer "Schwestern der Christlichen Liebe" in der Kapelle des Konvents auf dem Gelände des Kinderheims Pauline von Mallinckrodt, er schreibt immer noch und folgt häufig Einladungen.

Körperlich fühlt sich der promovierte Theologe, der für seine Arbeit das Thema "Melodienuntersuchung zu den dorischen Hymnen der lateinischen Liturgie im Mittelalter" gewählt hatte, noch fit, ist aber froh über seine Brille. "Ohne die wär' ich heute blind", stellt er nüchtern fest.

Placidus Mittler schaut auf ein erfülltes Leben zurück, trotz einiger Aktivitäten lässt er es heute aber ruhiger angehen. Das war einmal ganz anders. Denn als junger Ordensmann absolvierte er noch ein Studium der Kunstgeschichte, der Moraltheologie, der Philosophie und der Musikwissenschaften.

Von 1964 bis 1974 war er Dozent für Gregorianik und Liturgik am Robert-Schumann-Konservatorium, Düsseldorf. Von 1970 bis 2000 stand er als Abt dem Benediktinerkloster vor, von 1972 bis 1985 wirkte er gleichzeitig als Pfarrer an Sankt Servatius in Siegburg.

1989 wurde er zum Dekanatspräses für Kirchenmusik und des Cäcilienverbandes im Dekanat Siegburg ernannt. Und er unterrichtete zeitweise als Lehrer an der - damals noch so bezeichneten - "Hilfsschule", Pestalozzi-Schule, an der Heinrichstraße. Während seiner "aktiven" Zeit als Abt reiste der Jubilar oft nach Rom, um Ordensbrüder zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen, gehörte der liturgischen Kommission der Benediktiner im deutschsprachigen Raum an, die sich unter anderem für die Abschaffung der lateinischen Sprache in den Gottesdiensten aussprach. "Wir wollten, dass die Menschen verstehen, was sie da hörten", so Mittler.

Der Abschied vom Michaelsberg und den wenigen dort noch bis 2011 verbliebenen Brüdern ist ihm nicht leicht gefallen. Er freut sich aber, dass mit den "Unbeschuhten Karmeliten" das geistliche Leben dort oben weitergeführt wird. An seinem neuen Wohnort fühlt er sich wohl, der Altabt begrüßt die barrierefreie Einrichtung, "das gute Essen" und genießt den Ausblick vom Balkon, der zu seinem Zimmer gehört.

Musik mag er immer noch gerne, natürlich gregorianische und Orgelwerke. Etwas anderes hat er schon früher nicht gehört. "Dazu hatte ich überhaupt keine Zeit", lautet seine nachvollziehbare Erklärung.

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