Eine erste Bleibe für den Übergang Siegburg eröffnet neue Unterkunft für junge Geflüchtete
Siegburg · Immer wieder stranden unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge am Siegburger Bahnhof. Das Siegburger Jugendamt hat nun eine Einrichtung, in der sie diese kurzfristig unterbringen kann.
Die Zahl junger Menschen, die ohne ihre Eltern aus Krisenregionen in den Rhein-Sieg-Kreis gelangen, steigt seit 2021 wieder, besonders stark seit dem Beginn des Ukrainekriegs. So stark, dass die Kommunen Ende des vergangenen Jahres zunehmend von ihren Schwierigkeiten berichtet haben, die Jugendlichen in Jugendhilfeeinrichtungen oder Gastfamilien unterzubringen. Es mangelte an ausreichenden Plätzen, und die fehlen noch immer. Die Stadt Siegburg hat Anfang Januar im Stadtteil Stallberg eine Lösung für den Übergang geschaffen: In einer sogenannten Brückeneinrichtung betreut sie unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge so lange bis sie eine dauerhafte Unterbringung gefunden hat.
Schon 2015/16 hat die Stadt in Folge des Syrienkriegs zeitweise eine solche Einrichtung in Klassenräumen der früheren Hauptschule Innere Stadt im Haufeld betrieben. Es handelt sich dabei um Übergangswohnheime, für die keine Betriebserlaubnis nach Sozialgesetzbuch erforderlich ist – eine zeitlich befristete „Notlösung“, um den Schutzauftrag der Jugendämter sicherstellen zu können, wie die Stadt Siegburg mitteilt. Sie sollen die Zeit, bis eine dauerhafte Lösung gefunden ist, überbrücken. Im März 2022 hat das NRW-Familien- und Integrationsministerium mit einem Erlass erneut die Erlaubnis für diese Brückeneinrichtungen zur Beherbergung und Betreuung von minderjährigen Geflüchteten, die ohne ihre Eltern nach Nordrhein-Westfalen gekommen sind, erteilt.
In Siegburg finden sie nun übergangsweise Zuflucht in einem Haus, das früher einmal ein Seniorenheim war. Die Brückeneinrichtung ihres Jugendamtes und deren Konzept hat die Stadt in der jüngsten Sitzung ihres Jugendhilfeausschusses vorgestellt. Die Immobilie hat sie schon etwas länger gemietet, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Der Mietvertrag läuft bis September 2023. Das Haus hat laut Verwaltung verteilt auf zwei Etagen 20 möblierte Einzelzimmer, entsprechend viele sanitäre Anlagen, Aufenthaltsräume und zwei Küchen. Seit ein paar Wochen ist es allein Jugendlichen vorbehalten. Die Zimmer werden allerdings nicht alle belegt, wie Jugendamtsleiter Heinz-Walter Pütz erklärte. Perspektivisch könnten bis zu acht Unbegleitete dort unterkommen.
„Aktuell leben dort vier Jugendliche“, sagte Ingo Junker von der Erziehungshilfe gGmbH, die die Betreuung der jungen Flüchtlinge übernommen hat. Einer seiner Kollegen sei täglich vor Ort, allerdings nicht rund um die Uhr. „Die Jugendlichen haben einen langen Weg ohne Eltern zurückgelegt und sind dementsprechend selbstständig“, erklärte er, warum es keine 24-Stunden-Betreuung am Stallberg gibt. Über eine Rufbereitschaft sei aber immer jemand für sie erreichbar. „Die Jugendlichen brauchen eine Ansprache“, sagte Junker. Einen „Lotsen“, der sie im Asylverfahren, bei Arztbesuchen, der Schulanmeldung oder der Anbindung an Vereine unterstütze. Diese Rolle übernehmen er und seine Kollegen.
Konzept ist erprobt
„Unser Konzept ist erprobt“, sagte Junker. 2015 habe die Erziehungshilfe eine Überbrückungseinrichtung in Niederkassel getragen. Neben der Betreuung übernimmt sie auch den Lebensunterhalt der Jugendlichen. Für die Unterbringungs- und Betreuungskosten muss die Stadt Siegburg nicht allein aufkommen. Laut Verwaltung wird diese anteilig vom Landschaftsverband Rheinland erstattet.
„Es werden immer wieder alleinreisende Jugendliche aus Kriegs- und Krisengebieten ohne Fahrkarte im ICE aufgegriffen“, berichtete Heinz-Walter Pütz. Diese müssten dann häufig in Siegburg aussteigen, und das Siegburger Jugendamt sei ab dann für sie verantwortlich. Mit der Brückeneinrichtung am Stallberg habe das Jugendamt nun eine Möglichkeit, sie kurzfristig unterzubringen. Pütz betonte aber: „Das Wohnen dort ist keine Dauerlösung.“