Bahnhof Siegburg/Bonn von Bauarbeiten betroffen An den nächsten vier Wochenenden hält kein ICE in Siegburg

SIEGBURG · Mehr als 20.000 mal hält der ICE jedes Jahr am Siegburger Bahnhof. In diesem Jahr allerdings werden es rund 480 Halte weniger sein: An den kommenden vier Wochenenden fährt kein ICE durch den Haltepunkt Siegburg/Bonn, weil die Deutsche Bahn auf 117 Kilometern die Schienen auf der Schnellfahrstrecke Köln-Frankfurt erneuert.

Mehr als 15 Millionen Euro kostet das Projekt, für das die Strecke an den Wochenenden zwischen dem 17. April und dem 11. Mai jeweils von Freitag, 22.25 Uhr, bis Montag, 4.25 Uhr, gesperrt wird. Die Züge fallen in dieser Zeit entweder ganz aus oder werden über die linke oder rechte Rheinseite umgeleitet, was laut Bahn zu Verspätungen von jeweils mehr als einer Stunde führt.

Betroffen von den Zugausfällen ist auch Bernd Müssig (53), der allerdings nicht regelmäßig auf den ICE angewiesen ist. Mindestens ein Mal in den nächsten vier Wochen muss der 53-jährige Strafverteidiger aus Bonn jedoch zu einem Termin nach Frankfurt reisen. Er habe sich noch keine Alternative überlegt, berichtete er dem GA am Siegburger Bahnhof. Eine Möglichkeit wäre, in den Bus umzusteigen, der ersatzweise zwischen Köln und Frankfurt fahren soll, jedoch nur in Montabaur, Limburg Süd und Frankfurt Flughafen hält. Der Reisende müsste also immer erst nach Köln.

Die Schienen und Gleise müssen erneuert werden, weil sie nach 15 Jahren Dauernutzung mit 300 Stundenkilometern abgenutzt sind, so die Bahn. Pro Wochenende sollen je Gleis zweimal neun Kilometer Schienen verbaut werden. Baulärm sei dabei zwar "nicht zu vermeiden". Ein Sprecher betonte jedoch dem GA gegenüber: "Weil die Schwellen hier nicht in einem Schotterbett liegen, sondern in einer festen Fahrbahn, laufen die Arbeiten relativ leise ab." Zwar sei ein Bagger im Einsatz, der Geräusche "etwa auf dem Niveau eines Lkw" mache. Diese lägen jedoch weit unterhalb der Schutzgrenze.

Deshalb wird die Bahn Anwohnern auch nicht, wie im Februar angekündigt, die Unterbringung in Hotels anbieten und bezahlen. "Zudem wohnt an der betroffenen Strecke niemand so nah an den Gleisen", so der Sprecher. Mit erheblichen Einbußen rechnen die Taxifahrer, die ICE-Reisende zum Siegburger Bahnhof bringen oder von dort abholen. "Pro Schicht machen wir an einem Wochenende etwa 250 Euro Umsatz", sagt Salah Lahmar. Manchmal sei es auch einiges mehr. Wenn keine Züge kämen, gebe es keine Fahrten und damit keine Arbeit, so der 37-Jährige. Umadevi Daniel (52), selbst Taxiunternehmerin, bedauert, dass sie an den vier Wochenenden "weniger Mitarbeiter beschäftigen" könne.

Gelohnt hätte sich aus Sicht von GA-Leser André Nicoll ein Ersatzhalt in Bonn, wenn der ICE schon nicht in Siegburg halten kann. "Die umgeleiteten ICE müssen ohnehin den Bonner Bahnhof durchfahren", so Nicoll. Das, so ein Bahnsprecher, "passt leider nicht in den Plan am Hauptbahnhof Bonn". Würden die ICE-Züge in Bonn halten, würde das bei anderen Verbindungen für "unzumutbare Verspätungen" sorgen.

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