Teiche im Staatsforst Andreas Pilgram und Axel Horn beruhigen Siegburger Bürger

SIEGBURG · Experte Andreas Pilgram beruhigt Siegburger, die sich um die Teiche im Staatsforst sorgen. Als normal bezeichnet auch der für das Gebiet zuständige Förster Axel Horn die Situation.

 Einem Rinnsal gleicht der Zulauf, der die fünf Teiche im Siegburger Wald speist. Andreas Pilgram hofft daher auf Regen.

Einem Rinnsal gleicht der Zulauf, der die fünf Teiche im Siegburger Wald speist. Andreas Pilgram hofft daher auf Regen.

Foto: Holger Arndt

Es ist ein Idyll unweit der Stadt. Enten und Blesshühner schwimmen auf Teichen, Karpfen bringen Bewegung in die sonst stille Wasseroberfläche. Und viele Erholungssuchende nutzen das am Eingang zum Siegburger Staatsforst gelegene Areal als Rückzugsraum. Eben die zeigen sich nun besorgt um die Anlage: Die fünf Teiche führen wenig Wasser, Algenteppiche und Schlieren schwimmen auf der Oberfläche, die Ufer sind zurückgetreten.

Aus Sorge um das Biotop wollen Margret Werner und Michael Otter von der Fraktion Sozial-liberale Bürger/Die Linke kommende Woche gar im Planungsausschuss über ein Konzept zu dessen Erhalt diskutieren.

"Ich kann die Leute verstehen, schön sieht es hier im Moment nicht aus", sagt Andreas Pilgram. Der Fischwirtschaftsmeister bewirtschaftet die Teiche, die er vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft gepachtet hat. Gleichwohl kann er ihnen die Sorge nehmen: "Es sind weder Fische noch andere Tiere gefährdet."

Den Teppich aus Fadenalgen auf einem Teich oder die sichtbar verlandete Uferzone an einem anderen erklärt er mit Hitze und Trockenheit der vergangenen Wochen: Es muss dringend mehr Wasser in die Teiche.

Als normal bezeichnet auch der für das Gebiet zuständige Förster Axel Horn die Situation: "Wir gehen mit großen Schritten auf das Ende einer Vegetationsperiode zu." Der Rothenbach, der zwischen Lohmar und Siegburg fließt, liege derzeit ebenfalls trocken. Unterdessen geht Pilgram auf ein Rinnsal zu: "Das ist der Zulauf."

Auch der Laie erkennt: Die Quelle, welche die Gewässer seit Jahrhunderten speist, sprudelt nicht. Auf einen Liter pro Sekunde schätzt der Experte den Zulauf. "Allein um den Wasserstand zu halten, bräuchte es die dreifache Menge." Daher hofft der 49-Jährige auf Regen: Drei Wochen Niederschlag brauche es, damit der Wasserspiegel wieder steigt.

Die Weiher rechts des Damms wird Pilgram auch dann nicht bewirtschaften: "Die sind als wertvolle Ökosysteme ausgewiesen worden." Ähnliches gilt für die dichten Schilfgürtel: "Die dürfen wir aus Naturschutzgründen nicht mähen." Wie in jedem Jahr wird der Lohmarer im Herbst aber einen anderen Teich trocken legen.

"Da sich zu viel organische Fracht am Grund der flachen Teiche ablagert, funktioniert deren Selbstreinigungskraft nicht", erklärt er. Durch das Ablassen könne sich die Bodenfläche im Winter remineralisieren. Die Karpfen werden dann abgefischt und zu 80 Prozent verkauft. Die restlichen Fische überwintern in einem tieferen Teich.

Amphibien und andere Teichbewohner ziehen sich in die Sumpfgebiete zurück. "Wir haben hier einen Artenreichtum, wie es ihn kaum woanders gibt", sagt Pilgram. Den derzeitigen Zustand der Teiche bezeichnet er als Folge der natürlichen Rahmenbedingungen: "Wir sind hier kein Park, das ist Wald und Natur."

Teichwirtschaft
Die Siegburger Benediktinermönche haben die Teiche im Staatsforst Siegburg vor etwa 400 Jahren angelegt: Damals haben sie in den Gewässern Karpfen gefischt. Seit 1902 hat die Familie Pilgram die Teichanlagen, die auf Siegburger Stadtgebiet drei Hektar Wasserfläche umfassen, vom heutigen Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft gepachtet.

Insgesamt bewirtschaftet Fischwirtschaftsmeister Andreas Pilgram aus Lohmar in nunmehr vierter Generation derzeit 30 Hektar Wasserfläche.

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