Komponistensalon in Siegburg Anekdoten vom Humperdinck-Enkel

SIEGBURG · Musik des in Siegburg geborenen Komponisten Engelbert Humperdinck (1854 bis 1921) wollen sie pflegen sowie zeitgenössische Komponisten und junge Musiker fördern. Was sich die Humperdinck-Freunde Siegburg seit ihrer Gründung im Herbst 1998 auf die Flagge geschrieben haben, fand am Samstag in mehrfacher Hinsicht statt.

 Humperdinck-Enkel Bernhart Ohnesorge.

Humperdinck-Enkel Bernhart Ohnesorge.

Foto: Paul Kieras

Der kleine Verein fördert junge Künstler unter anderem durch die Verleihung von Sonderpreisen. Den mit 500 Euro dotierten Sonderpreis der Humperdinck-Freunde für Klavierbegleitung beim Landeswettbewerb "Jugend musiziert" 2015 erhielt Jennifer Yu Tong aus den Händen der Vorsitzenden Ursula Keusen-Nickel.

Die zehnjährige Nachwuchspianistin war mit ihren Eltern aus Willich bei Düsseldorf in die Kreisstadt gereist und zeigte mit einem Soloauftritt bei den Humperdinck-Freunden ihr Können am Klavier. Einen weiteren Preis vergaben die Humperdinck-Freunde an den Meckenheimer Komponisten David Witsch, der mit seiner Komposition "Onkel Ebebes Verwandlungen" den mit 250 Euro dotierten Kompositionspreis der Humperdinck-Freunde im diesjährigen Kompositionswettbewerb der Stadt Siegburg erhielt.

Humperdinck wurde von seinen Nichten offensichtlich "Onkel Ebebe" genannt. Witsch hatte eine handschriftliche Widmung Humperdincks an seine kleinen Nichten entdeckt, in der der Komponist sich selbst als "Onkel Ebebe" bezeichnete und dies mit einem Drei-Ton-Motiv darstellte. Den Rhythmus übernahm nun der Kölner Tonsatz-Student Witsch (26) für seine Komposition und entwickelte das Motiv in seinem Stück "Onkel Ebebes Verwandlungen" in der Besetzung für zwei Marimbaphone und ein Vibraphon fort.

Diese und viele andere Anekdoten aus dem Hause Humperdincks gab es diesmal im Salon. Zu Gast war ein echter Enkel des Komponisten. Der Stuttgarter Professor Bernhart Ohnesorge (91) ist der Sohn von Humperdincks Tochter Irmgard. In Siegburg war er schon einige Male und hat das Humperdinck-Fest besucht. Nun aber stand Ohnesorge erstmals als Komponisten-Enkel auf der Bühne. Sein berühmter Großvater habe keinen der Enkel mehr kennengelernt, so Ohnesorge. Er kam erst zwei Jahre nach dem Tod des Großvaters auf die Welt. Dennoch habe das Andenken Humperdincks immer einen großen Stellenwert in der Familie gehabt.

Ohnesorge, der mit seinem eigenen Enkel Silas Ohnesorge (11), also Humperdincks Ururenkel, aus Stuttgart nach Siegburg gereist war, beschrieb aus seinen Kindheitserinnerungen Humperdincks Villa am Wannsee. Dort habe er einige Zeit verbracht, genächtigt in der großen Halle, die mit Lichtern in den Sternbild-Zeichen geschmückt gewesen sei. Von seiner Mutter und den Tanten wusste Ohnesorge, dass sein Opa eine große Abneigung gegen alles Laute gehabt habe, er sei ein sehr ordnungsliebender und humorvoller Mensch gewesen. "Die Oper Hänsel und Gretel", so Ohnesorge, "war und ist für die Familie Humperdinck ein ständiger Begleiter".

Obwohl Ohnesorge als Professor an einer landwirtschaftlichen Fakultät lehrte, tritt er als Cellist mit seinem Uni-Orchester und auch als Komponist ins Rampenlicht. Drei seiner Werke standen auf dem Programm der Humperdinck-Freunde und erklangen zusammen mit dem "Streichquartettsatz c-Moll" seines Großvaters Engelbert Humperdinck. Das wurde klangvoll aufgeführt von Klementina Pleterski, Johanna Werdin-Mörbitz (Violine), Mona Kern-Schüermann (Viola) und Keusen-Nickel (Violoncello).

Die Komponistensalons der Humperdinck-Freunde Siegburg haben in den vergangenen 15 Jahren ihr spezielles Profil zu einem Markenzeichen gemacht. Nach dem Vorbild der musikalisch-literarischen Salons des 19. Jahrhunderts, in denen man sich in lockerer häuslicher Atmosphäre traf und über Musik und Literatur austauschte, finden auch die Salons der Humperdinck-Freunde Siegburg statt. Die Besucher des Salons hatten ihre Freude an den Geschichten und Klängen aus der Familie Humperdinck.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort