Ausstellung „Die gute Form“ Angehende Tischler stellen in Siegburg ihre Gesellenstücke aus

Siegburg · Vitrinen mit Geheimverstecken, Schubladen mit unsichtbaren Griffen – im Stadtmuseum in Siegburg sind die Gesellenstücke angehender Tischlerinnen und Tischler bei der Ausstellung „Die gute Form“ zu sehen. Wir stellen die Gewinner des gleichnamigen Wettbewerbs vor.

 Die Gesellenstücke der angehenden Tischler aus der Region in der Ausstellung „Die gute Form“.

Die Gesellenstücke der angehenden Tischler aus der Region in der Ausstellung „Die gute Form“.

Foto: Melanie Beckmann

Etwa 100 Stunden lang hat jeder von ihnen an seinem Gesellenstück gearbeitet, nun sind sie, die angehenden Tischlerinnen und Tischler und ihre Gesellenstücke, bereit für Publikum. Tische, Stühle, Sideboards und Kommoden erwarten die Besucher der Ausstellung „Die gute Form“ im Stadtmuseum in Siegburg. Die Auszubildenden erwarten vorher das Urteil der Jury zu ihren Stücken. Die werden anhand von Kriterien wie Originalität, Design, Modernität, Funktionalität und einer funktions- und materialgerechten Konstruktion bewertet.

42 Auszubildende der Tischler-Innung Bonn/Rhein-Sieg haben sich in diesem Jahr dazu entschieden, ihr Gesellenstück auszustellen und damit am Wettbewerb „Die gute Form“ teilzunehmen. Um dabei erfolgreich zu sein, spielen Form- und Farbgebung sowie die Gestaltung die größte Rolle, aber auch die Funktionalität. Die Jury des Wettbewerbs, bestehend aus Pädagogen und Fachleuten – hat bereits entschieden, welches Stück die beste Form hat, die Auszubildenden selbst sind bei dem ersten Rundgang nicht dabei.

The Twisted Box fällt sofort ins Auge

Doppelt abgeräumt hat dabei mit „The Twisted Box“ – eine Kombination aus Vitrine, Geheimversteck und Deko-Objekt aus Räuchereiche – Anna-Lisa Wunderle. Sie ist Prüfungsbeste und Gewinnerin des ersten Preises bei „Die gute Form“ auf Innungsebene. Bei Wunderles Gesellenstück hebt die Jury den „Aufbau aus rechteckigen, gegeneinander leicht verdrehten Rahmen“ hervor. Außerdem sei das Glasfach präzise gesetzt und biete durch seine Bruchkanten Exponaten eine Bühne. Schließlich zeuge die technische Umsetzung des Schiebedeckels und der verdeckten Schublade von handwerklichem und konstruktivem Können. Damit vertritt sie die Tischler-Innung Bonn/Rhein-Sieg auf Landesebene.

„Das Gesellenstück sticht sofort ins Auge“, stimmt auch Wilhelm Gießelbach, Obermeister der Tischler-Innung der Jury zu und Wolfgang Schmeil, Geschäftsführer der Tischler-Innung, erinnert sich daran, wie nervenaufreibend für Anna-Lisa Wunderle der Aufbau des Stücks war – die Schublade ließ sich nicht ganz reinschieben. „Zusammen mit ihrem Ausbilder hat sie das Stück bestimmt fünf Mal auf- und abgebaut“, erklärt er und ergänzt, dass solche Probleme aus dem Transport oder gar der Luftfeuchtigkeit des Raumes resultieren können.

Mit dem zweiten Preis zeichnet die Jury Julien Pleiner mit seinem Barschrank in Räuchereiche aus. „Das zurückhaltende fortlaufende Furnierbild setzt mit dem schmalen Splintanteil einen angemessenen Akzent“, hebt die Jury hervor. Außerdem sei das „filigrane, schlank dimensionierte Fußgestell oben gekonnt in den Korpus integriert“.

Klare Gliederung überzeugt die Jury

Den dritten Platz belegt schließlich Tim Hartung mit seinem Couchtisch aus Nussbaum. Die klare Gliederung in die drei Teile Gestell, Lamellen und Volumen überzeugte bei diesem Stück die Jury. Außerdem gefiel ihr das unsichtbar integrierte Schubfach, das sich intuitiv erschließe.

Neben den drei Preisen gab es von der Jury Belobigungen für herausstechende Stücke, die ebenfalls für sie herausstechen. Ein schlichtes Hängesideboard in Kernbuche und rotem Linoleum erhielt eine – das Gesellenstück von Katharina Dresen, deren Ausbildung im vergangenen Jahr beinahe mit der Flutkatastrophe geendet hätte. Wolfgang Schmeil berichtet, dass sie bis dahin ihre Ausbildung in einem Betrieb an der Ahr gemacht habe, sich aber dann für das letzte Ausbildungsjahr einen neuen Betrieb suchen musste. Belobigungen gab es außerdem für Maximilian Klein und Alexander Roschinsky.

Alle Gesellenstücke seien außergewöhnlich, betont Wolfgang Schmeil schließlich, und die Auszubildenen könnten stolz auf sich sein. Wilhelm Gießelbach macht zudem auf den Aufwand bei einem solchen Projekt aufmerksam. „Die Auszubildenden müssen ihr Gesellenstück komplett selbst entwerfen. Wenn der Vorentwurf genehmigt ist, beginnen sie mit ihrer Zeichnung, anschließend bauen sie ihr Stück.“ Eigentlich solle das Gesellenstück innerhalb von 100 Stunden gebaut werden, einige Stücke benötigten jedoch mehr Zeit. „Da verbringen die Auszubildenden auch häufig einige Nachtschichten mit ihrem Gesellenstück.“

Die Ausstellung „Die gute Form“ ist im Stadtmuseum in Siegburg noch bis einschließlich Montag geöffnet: Samstag, 25. Juni, zwischen 10 und 17 Uhr, Sonntag, 26. Juni, zwischen 10 und 18 Uhr, und Montag, 27. Juni, zwischen 10 und 16 Uhr. Der Eintritt beträgt drei Euro, ermäßigt zwei Euro.

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