Kokainverkauf Anklage wegen Drogenhandel in Sankt Augustiner Café

Bonn/Region. · Fünf Personen stehen derzeit wegen bandenmäßigem Drogenhandel vor Gericht. Offenbar hat sich der jüngere männliche Angeklagte den Ermittlern als Kronzeuge angedient. Ein Geständnis gab es am ersten Verhandlungstag jedoch noch nicht.

 30 Euro soll das halbe Gramm Kokain im Sankt Augustiner Café gekostet haben.

30 Euro soll das halbe Gramm Kokain im Sankt Augustiner Café gekostet haben.

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Eine finanzielle Schräglage „könne seinen Mandanten möglicherweise dazu bewogen haben, über geschäftliche Alternativen nachzudenken“. Die Hinweise des Rechtsanwalts auf ein unter Umständen bevorstehendes Geständnis waren unüberhörbar. Dennoch wollte sich am ersten Tag der Hauptverhandlung zunächst keiner der beiden männlichen Angeklagten zur Sache einlassen. Vor der Ersten Großen Strafkammer am Bonner Landgericht hat am Freitagmorgen das Verfahren gegen insgesamt fünf Frauen und Männer begonnen, die vom Sommer 2019 bis zum vergangenen Winter in einem eigens zu diesem Zweck betriebenen Café in Sankt Augustin Kokain an konsumwillige Gäste verkauft haben sollen.

Auf unerlaubtes Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge lautet die Anklage. Auf der Anklagebank saßen zwei Männer im Alter von 51 und 40 Jahren sowie drei Frauen im Alter von 49, 35 und 37 Jahren. Konkret wird den mutmaßlichen Bandenmitgliedern vorgeworfen, zwischen dem 1. September 2019 und dem 31. Januar 2020 alle vier Tage jeweils mindestens 20 Gramm Kokain verkaufsbereit konfektioniert und in dem nur zu diesem Zweck gemieteten Café vertrieben zu haben. Die Gesamtmenge soll laut Anklage mindestens 720 Gramm betragen haben, könnte aber wohl tatsächlich deutlich darüber liegen.

Mindestens 43.200 Euro soll die Bande mit ihren illegalen Geschäften verdient haben. Der Tatplan wurde laut Anklage im August gefasst; das Gericht wies aber explizit darauf hin, dass sowohl hinsichtlich des möglichen Beginns der „Geschäftstätigkeit“ als auch mit Blick auf die verkaufte Menge noch weitere Details ans Licht kommen könnten. Laut Anklage soll das älteste Bandenmitglied, auf das sich auch der eingangs erwähnte Kommentar bezog, der Ini­tiator und Strippenzieher gewesen sein. 2000 Euro soll er dem zweiten männlichen Angeklagten jeden Monat gezahlt haben, damit dieser das Café für ihn anmieten konnte. Konfektioniert wurden die verkaufsfertigen Kokslinien dann laut Anklage in der Wohnung einer der Frauen.

30 Euro soll das halbe Gramm dann schließlich für die Endkunden gekostet haben. Nach ihrer Festnahme im Rahmen einer Razzia in mehreren Cafés und Spielhallen stellten die Ermittler am 31. Januar dieses Jahres rund 130 Gramm Kokain und gut 31.000 Euro Bargeld bei den fünf Verdächtigen sicher. Dem Vernehmen nach ist der älteste Angeklagte wohl nicht der Einzige, der dem Gericht am kommenden Verhandlungstag mehr als nur seinen Name und seinen bisheriger Werdegang offenbaren will.

Offenbar hat sich der jüngere männliche Angeklagte den Ermittlern als Kronzeuge angedient. Am ersten Prozesstag war aber außer den mehr oder minder deutlichen Hinweisen zu den eigentlichen Tatvorwürfen noch nichts zu hören. Die beiden Männer ließen sich einzig zu ihrer Person ein und kündigten Auskunft in der Sache erst für den nächsten Verhandlungstag an. Die Verteidiger der drei Frauen sagten lediglich, dass man zur Sache zunächst schweigen werde. Auskunft zur Person wolle man aber am nächsten Verhandlungstag ebenfalls geben.

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