Interview Annerose Heinze: "Das ist spitz auf Kante genäht"

Siegburg · Die gute Zusammenarbeit des Rhein-Sieg-Kreises mit der Bundesstadt Bonn ist für Annerose Heinze ein wichtiger Garant für eine prosperierende Entwicklung der Region. Am Freitag besuchte die Kreisdirektorin die Regionalredaktion des General-Anzeigers. Mit der 58-jährigen Juristin sprach Michael Lehnberg.

 Annerose Heinze ist stellvertretende Chefin der Kreispolizeibehörde.

Annerose Heinze ist stellvertretende Chefin der Kreispolizeibehörde.

Foto: Holger Arndt

Wie war das Jahr 2012 für den Rhein-Sieg-Kreis?

Annerose Heinze: Bei allen Schwierigkeiten angesichts der finanziellen Situation hatten wir ein gutes Jahr. Wir haben viel Arbeit in die Regionale-Projekte investiert und sie zum Abschluss gebracht. Gemeinsam mit der Stadt Bonn haben wir das Kompetenzzentrum "Frau/Beruf" gestartet, um Frauen unter anderem beim Wiedereinstieg zu helfen, sowie die Zusammenarbeit der Feuer- und Rettungsleitstellen mit Bonn vereinbart. Wir haben unsere Sparbemühungen auf einen guten Weg gebracht, um die Kommunen zu entlasten. Dafür haben wir die Rücklage aufgebraucht. In NRW haben wir eine der niedrigsten Kreisumlagen. Die Umlage ist gerade so hoch, dass wir unsere gesetzlichen Aufgaben wahrnehmen können.

Welche wichtigen Themen stehen für den Kreis 2013 an?

Heinze: An erster Stelle müssen wir bei der finanziellen Lage des Kreises einen guten Haushalt aufstellen. Der Rettungsdienstbedarfsplan muss weiter umgesetzt werden, und wir müssen vor allem an den Verkehrsproblemen in der Region arbeiten und gemeinsam mit Bonn nach Lösungen suchen. Stundenlanges Stehen im Stau hat ja auch wirtschaftliche Auswirkungen. Da müssen wir versuchen, einen Schulterschluss hinzubekommen.

Wie steht es denn um die Kreisfinanzen im kommenden Jahr?

Heinze: Die Finanzsituation ist ein Riesenthema, auch weil uns die personelle Situation in der Kreisverwaltung so drückt. Das ist spitz auf Kante genäht. Und die Situation auch für die Kommunen wird immer schwieriger. Es werden auch neue Aufgaben auf uns zukommen, etwa die Hygieneampel, die wir sehr kritisch sehen. Das ist ein großer Aufwand, wofür wir mehr Personal benötigen. Aber einen finanziellen Ausgleich bekommen wir dafür nicht. Positiv zu bewerten ist, dass wir durch das Einsetzen der Sparkommission in den vergangenen Jahren 6,3 Millionen Euro gespart haben.

Die Kreisverwaltung benötigt viel neues Personal. War der harte Sparkurs der vergangenen Jahre ein Irrweg?

Heinze: Nein, es ist uns in den vergangenen Jahren nichts anderes übrig geblieben. Personal ist ja überall eingespart worden. Wir haben 38 neue Stellen beantragt, 19 sind für das Kreisjugendamt vorgesehen. Wir bekommen immer mehr Aufgaben und sind an einem Punkt, wo wir an die Grenzen unserer Verantwortung kommen. Man muss bedenken, dass die 60 Millionen Euro Personalkosten gerade zehn Prozent unsere Gesamtbudgets ausmachen. Große finanzielle Blöcke stecken woanders, etwa bei den Sozialausgaben. Das Personal ist aber unsere Hauptressource. Beim Sparen nur darauf zu gucken, ist mir zu kurz gegriffen.

Wird es Neuerungen bei der Kreispolizei geben, etwa der Digitalfunk eingeführt oder kommt mehr Personal?

Heinze: Mehr Personal brauchen wir generell, fachlich gesehen kommen wir unseren Aufgaben aber auch jetzt sehr gut nach. Bezogen auf die Kriminalitätsstatistik stehen wir landesweit auch gut da. Große Sorgen bereitet mir aber der hohe Anstieg bei den Wohnungseinbrüchen sowie das zunehmende Autofahren unter Drogeneinfluss. Das Land sollte auf jeden Fall an den 1400 Neuanstellungen im Polizeidienst pro Jahr festhalten. Beim Digitalfunk sind wir auf einem guten Weg, die Kreispolizeibehörde wird Zug um Zug mit den neuen abhörsicheren Geräten ausgerüstet. Das hat bisher schon gut geklappt.

Welche Fragen der Zusammenarbeit mit Bonn müssen im neuen Jahr gelöst werden?

Heinze: Wir wollen weiter an gemeinsamen Sitzungen der Verwaltungsvorstände und des Planungsausschusses festhalten, das hat sich sehr bewährt. Natürlich müssen wir uns dem Verkehrsthema widmen, und wir würden uns sehr freuen, wenn der Weg zu einem Festspielhaus in Bonn geebnet werden könnte.

Nur noch acht Gemeinden sind dem Kreisjugendamt angeschlossen. Wachtberg prüft den Ausstieg. Wie stabil ist die Solidargemeinschaft Kreisjugendamt noch?

Heinze: Die Solidargemeinschaft wird auf einen harten Prüfstand gestellt aufgrund der Finanzlage der Kommunen. So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. Es müsste auch andere Lösungen geben. Etwa, dass Kommunen zusammen ein Jugendamt einrichten. Das ist leider noch nicht möglich.

Zur Person
Annerose Heinze ist seit 1988 bei der Kreisverwaltung in Siegburg beschäftigt. Seit Oktober 2007 ist die 58 Jahre alte Juristin Kreisdirektorin und unter anderem zuständig für das Straßenverkehrs- und das Veterinär- sowie das Lebensmittelüberwachungsamt. Dazu ist Annerose Heinze die Stellvertreterin des Landrates Frithjof Kühn als Chef der Kreispolizeibehörde. Annerose Heinze ist ledig und lebt in Köln.

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