Pläne zum Waldhotel in Siegburg Anwohner sorgen sich um die Zunahme des Verkehrs

Siegburg · Nach jahrzehntelangem Leerstand war das Waldhotel Grunge in Siegburg am Dienstagabend noch einmal gut besucht: Mehr als 100 Siegburger nutzten die Bürgerinformation der Stadt, um sich über die auf dem Areal geplante Wohnbebauung zu informieren.

Bürgermeister Stefan Rosemann bei der Bürgerversammlung im Waldhotel Grunge.

Bürgermeister Stefan Rosemann bei der Bürgerversammlung im Waldhotel Grunge.

Foto: Ingo Eisner

Wer das Foyer des Waldhotels Grunge in Kaldauen betritt, vermutet nicht, dass es seit fast 20 Jahren ungenutzt ist. An der Bar stehen Blumen auf der Theke, das Foyer wirkt sauber und einladend und an der Rezeption erwartet man eigentlich umgehend einen Angestellten, der sich um die Gäste kümmert. Auch von außen macht das Gebäude einen guten Eindruck. Einzig die Absperr-Flatterbänder, die ein weiteres Vordringen in die oberen Gemächer verhindern und ein Aufzug, der außer Betrieb ist, sind Indizien dafür, dass in diesem Hotel schon lange keine Menschen mehr logiert haben. Am Dienstagabend öffnete das Grunge aber noch einmal seine Pforten. In einem Saal stellten die Stadt Siegburg und der Investor, die Immobilien Fonds Waldhotel GbR, die Pläne für das Hotel vor:

Die Idee eines Investors, die ungenutzte Immobilie abzureißen und durch sieben Mehrfamilienhäuser zu ersetzen, hat für Aufregung in der angrenzenden Nachbarschaft gesorgt, kaum das sie in der Welt war. Im Mai hat der Siegburger Planungsausschuss bei Enthaltung der CDU die Einleitung des Planverfahrens beschlossen. Im Zuge der darin vorgesehen Bürgerbeteiligung lud die Verwaltung nun zur Bürgerinformation. „Wir sind ausverkauft“, scherzte Bürgermeister Stefan Rosemann mit Blick auf die mehr als 100 Bürger, die der Einladung am Dienstagabend gefolgt waren.

Dirk Froese, Prokurist der das Projekt entwickelnden Josef-Esch-Bau GmbH, skizzierte zunächst die in den vergangenen Jahren unternommenen Versuche, die leer stehende Immobilie zu nutzen. Ein weiterer Hotelbetrieb sei schnell ausgeschieden. „Kein Hotelier war bereit, das Haus zu übernehmen, da es zu unwirtschaftlich erschien“, sagte Froese. Ob Seniorenresidenz, Reha-Klinik oder Unterkunft für Geflüchtete – Ideen gab es viele, die aber allesamt verworfen wurden. Da auch ein Umbau im Bestand zu aufwendig erschien, entschieden sich die Verantwortlichen der Josef-Esch-Fond-Projekt GmbH, die auch Eigentümer ist, für die Option einer Wohnbebauung auf dem 11.000 Quadratmeter großen Grunge-Areal. Sie beauftragten den Aachener Architekten Reinhard Gerlach mit der Planung.

Seine ersten Pläne hat der er zwischenzeitlich überarbeitet und die geplanten Gebäude vor allem in ihrer Höhe reduziert. Das Areal ist derzeit noch als Sondergebiet für Gastronomie und Hotellerie ausgewiesen. Für das geplante Wohngebiet müssen sowohl der Flächennutzungsplan als auch der Bebauungsplan geändert werden. Nach Gerlachs Plänen soll das Waldhotel abgerissen werden und auf der verbliebenen, zweigeschossigen Tiefgarage sollen sieben Mehrfamilienhäuser mit jeweils fünf bis zehn unterschiedlich großen Wohnungen entstehen. Die Neubauten mit je zwei Voll- und einem Staffelgeschoss sollen sich in die Umgebung einfügen und im Halbkreis um einen sogenannten Grünhof angeordnet werden. Die Flachdächer sollen überdies begrünt werden.

Investor plant 52 bis 59 Wohnungen

„Die Bruttogeschossfläche beträgt 6500 Quadratmeter, die reine Wohnfläche etwa 5000 Quadratmeter. Vorgesehen sind zwischen 52 und 58 Wohnungen“, sagte Gerlach und versprach, dass für das Projekt keine weiteren Flächen versiegelt würden. Das eigentliche Wohnquartier bleibe autofrei. Für den ruhenden Verkehr sind laut dem Architekten etwa 60 Stellplätze vorgesehen, die auf der unteren Etage der bisherigen Tiefgarage eingerichtet werden sollen. Darüber sollen Kellerräume entstehen.

Für die besorgten Anwohner viel zu wenig. „Statt der Kellerräume sollten beide Tiefgaragenebenen für Parkplätze genutzt werden“, schlug ein Bürger vor. „Verkehr und Lärm werden auf jeden Fall zunehmen. Ich halte 120 zusätzliche Fahrzeuge für untragbar“, sagte eine Anwohnerin und wies zudem auf eine mögliche Waldbrandgefahr in der Nähe des Areals hin. Unklar sei laut der Anwohnerin auch, wie große Baustellenfahrzeuge über eine einzige Zufahrt das geplante Wohngebiet erreichen sollen. Stephan Marks, Technischer Beigeordneter der Stadt Siegburg, nahm die Bedenken und Anregungen der Bürger auf und versuchte zu beruhigen. „Sämtliche Gutachten zu Themen wie Verkehr und Brandschutz müssen erst noch erstellt werden“, sagte Marks. „Da wird genau hingeschaut.“

Auch beim Landschaftsschutz sehen Marks und der Siegburger Planungsamtsleiter Fabian Löbach keine Probleme. „Der B-Plan ist seit 2003 rechtskräftig. Die untere Landschaftsbehörde hat damals zugestimmt", sagte Löbach. Die Sorge eines Bürgers, auch die gegenüber des Hotels gelegene Villa könnte in das Projekt einbezogen werden, konnten die Planer ebenfalls nehmen. Dort dürfe laut dem dort gültigen Bebauungsplan nur eingeschossig gebaut werden. Als sehr konstruktiv wertete Stefan Rosemann anschließend die Bürgerinformation. „Das habe ich auch schon anders erlebt“, sagte er und fügte hinzu: „Ich kann all ihre Befürchtungen bezüglich des Verkehrs nachvollziehen und verspreche ihnen, dass wir uns darum kümmern werden.“

Die Planungsunterlagen können bis einschließlich Freitag, 30. September, im Planungs- und Bauaufsichtsamt nach vorheriger Terminvereinbarung unter bauleitplanung@siegburg.de oder 02241/102-1381 oder auf der Internetseite der Stadt eingesehen werden. In diesem Zeitraum können auch Stellungnahmen eingereicht werden.

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