Jörg Böhm zu Gast in der Siegburger Stadtbibliothek "Auch ein Kommissar liest bei mir Korrektur"

Seine Geschichten spielen in malerischen Regionen Deutschlands - es sind spannende Thriller. Seine Ermittlerin Emma Hansen hat bereits nach ihrem dritten Fall eine große Fangemeinde. Die ist meist weiblich. Warum das so ist und wie Jörg Böhm zum Krimiautor wurde, verriet der Träger des Black Hat Award, der zum besten Nachwuchsautor 2013 gekürt wurde, vor seiner Siegburger Lesung dem General Anzeiger.

 Besonders Frauen mögen seine Krimis: Jörg Böhm liest daraus heute in der Siegburger Stadtbilbliothek.

Besonders Frauen mögen seine Krimis: Jörg Böhm liest daraus heute in der Siegburger Stadtbilbliothek.

Foto: Agentur Durchsaugeinshirn

Sie haben Journalistik, Soziologie und Philosophie studiert, waren Chef vom Dienst einer Zeitung in Afrika, machten Presse- und Kommunikationsarbeit für Wirtschaftsunternehmen in Deutschland und schreiben erst seit ein, zwei Jahren Krimis. Wie wird man Krimiautor?

Jörg Böhm: Geschrieben habe ich schon immer gerne, im Sportressort angefangen. Dann kamen Reportagen über Menschen und da wurde mir schnell klar, dass ich immer auf Menschen zugehen wollte, spannende Geschichten schreiben wollte.

Wie würden Sie denn Ihr Lieblings-Genre bezeichnen?

Böhm: Meine Romane sollten nicht blutrünstig und grausam sein. Sie spielen in einer malerischen Landschaft, in der man niemals etwas Schlimmes vermuten würde. Dort fällt das Böse ein, wie bei Agatha Christie oder Inspector Barnaby. Dieser Kontrast fasziniert mich. Ich würde meine Krimis daher auch "Landhaus-Krimis" nennen.

Ihr erster Krimi spielt im Schwarzwald, der zweite an der südlichen Weinstraße - das sind Regionen, an denen sie selber schon mal gelebt haben. Ist ihnen ein konkreter Ortsbezug wichtig?

Böhm: Ich muss zwar nicht unbedingt an meinen Handlungsorten gewohnt haben, aber wenn ich über eine Region schreibe, dann fahre ich dort auch zur Recherche hin. Das Erleben der Landschaften gehört genauso zum kreativen Prozess wie das Schreiben selber.

Sie lebten vier Jahre lang in Köln - wird es demnächst einen Köln-Krimi geben?

Böhm: Davon gibt es schon so viele... Ich glaube nicht, dass Köln noch auf einen weiteren Regionalkrimi wartet. Das wäre auch zu speziell. Grundsätzlich funktionieren meine Krimis ja auch woanders. Sie sind übertragbar auf alle Regionen und nicht nur auf die, in denen sie spielen.

Und wen sollen Sie unterhalten? Haben Sie eine Zielgruppe?

Böhm: Es hat sich in den vergangenen Jahren herausgestellt, dass besonders Frauen meine Krimis gerne lesen. Vielleicht liegt es daran, dass sie sich mit meiner Ermittlerin Emma Hansen stärker identifizieren können. Natürlich freue ich mich über jeden Mann, der meine Romane liest, aber ich schreibe sicherlich eindeutig mehr für Frauen.

Ihre Leserinnen loben immer wieder den charmanten Schreibstil und sie schätzen ihre besondere Kenntnis von Frauenthemen. Wer sind ihre Informantinnen?

Böhm: Zum einen bin ich viel mit Frauen unterwegs und da erfahre ich viel. Vielleicht ist man auch als schwuler Mann näher dran an den Themen. Frauen erzählen dann anders . . . Ich habe aber auch vier Testleserinnen meiner Romane. Von denen erhalte ich immer ein sehr ehrliches Feedback.

Haben Sie auch andere Fachleute an Ihrer Seite?

Böhm: Glücklicherweise kenne ich einen Rechtsmediziner von der Uniklinik Köln, der meine Romane fachlich untersucht, und auch ein Kommissar liest bei mir Korrektur.

Sie haben 2012 geheiratet und gehen mit ihrer Homosexualität offen um. Ist sie auch ein Thema in ihren Romanen?

Böhm: Nein, ich hatte bisher nicht das Bedürfnis, darüber zu schreiben. Ich kokettiere auch nicht damit, sondern wollte einfach nur etwas schreiben, das für die meisten Menschen unterhaltsam ist.

Vor zwei Jahren erhielten Sie den Black Hat Award und wurden zum besten Nachwuchsautor 2013 gekürt. Was hat das für Sie bedeutet?

Böhm: Das war natürlich eine unglaubliche Ehrung, die sich auf meinen ersten Krimi bezog. Dieser Preis hat mir mediale Aufmerksamkeit beschert und das hat mir für die weiteren Bücher sehr geholfen.

Sie wohnten in Köln und lesen heute in Siegburg aus Ihrem zweiten Roman. Kennen Sie die Stadt bereits?

Böhm: Ich muss gestehen, dass ich nur den ICE-Halt kenne. Aber ich bin mir sicher, dass ich auf meiner anstehenden Lesereise durch Siegburg gehen werde, irgendwo eine heiße oder kalte Schokolade zu mir nehme und die Stadt auf mich wirken lasse. Siegburg wird für mich auf jeden Fall ein Ort der Inspiration. Darauf freue ich mich sehr.

Zur Person

Jörg Böhm wuchs im Westerwald auf. Er studierte Journalistik, Soziologie und Philosophie und arbeitete in Windhoek (Namibia) als Chef vom Dienst der dortigen Allgemeinen Zeitung. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er Pressesprecher verschiedener Wirtschaftsunternehmen.

Seit 2013 ist Böhm hauptberuflicher Autor. Er hat bisher drei Kriminalromane geschrieben. Für seinen ersten Roman "Und nie sollst du vergessen sein" mit der dänischstämmigen Ermittlerin Emma Hansen erhielt er den Black Hat Award, der ihn als besten Nachwuchsautor ehrte. Seit Frühjahr 2015 ist sein dritter Hansen-Krimi auf dem Markt: "Und ich bringe dir den Tod". Der Kriminalroman spielt rund um die Landesgartenschau in Landau in der Pfalz. Böhm ist verheiratet und lebt nach vier Jahren in Köln nun in der Lüneburger Heide.

Jörg Böhm liest auf Einladung des Freundeskreises der Stadtbibliothek am heutigen Donnerstag, 25. Juni, ab 20 Uhr in der Stadtbibliothek. Der Eintritt zur Lesung mit Wein und Quiche kostet zehn Euro (Mitglieder frei). Mit der Lesung des Erfolgsautors feiert der Freundeskreis der Stadtbibliothek sein 30-jähriges Bestehen.

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